Ausgefragt ?! Darmkrebs - So wichtig ist Vorsorge


Interview mit Prof. Dr. med. Thilo Hackert

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie

  • Mein Name ist Thilo Hackert, ich leite die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

    Warum ist Darmkrebsvorsorge so wichtig?

    Die Darmkrebsvorsorge ist so wichtig, weil wir Darmkrebs zum einen in vielen Fällen damit sehr früh erkennen bzw. sogar auch verhindern können, dass es gar nicht erst dazu kommt und bereits schon Vorstufen entfernen oder dass wir Darmkrebs in einem sehr frühen Stadium effektiv behandeln und damit in den allermeisten Fällen dann auch heilen können.

    Welche Risikofaktoren begünstigen Darmkrebs?

    Es gibt die allgemeinen Risikofaktoren, die ja für sehr viele Tumorerkrankungen bekannt sind: Das ist Alkohol, das ist Rauchen, das ist beim Darmkrebs insbesondere auch Übergewicht und fettreiche, fleischreiche Ernährung. Es gibt Stoffwechselerkrankungen wie die Diabeteserkrankung, die Darmkrebs begünstigen kann und dann gibt es eine eher kleine Gruppe von Patienten, die eine erbliche Belastung haben mit Darmkrebs oder die an einer chronisch-entzündlich Darmerkrankung leiden, die dann ebenfalls auch ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben.

    Welche Symptome hat Darmkrebs?

    Ein häufiges Symptom bei Darmkrebs ist Blut im Stuhl, das kann auch von Hämorrhoiden kommen, was sehr viel öfter der Fall ist, aber wenn Blut im Stuhl ist, muss das untersucht werden. Gewichtsverlust oder Veränderung der Stuhlgewohnheiten ebenfalls Symptome für Darmkrebs. Ein Darmverschluss ist ein Symptom einer weit fortgeschrittenen Erkrankung und tritt zum Glück selten auf.

    Wie wird Darmkrebs diagnostiziert?

    Die Diagnose von Darmkrebs und die Sicherung der Diagnose erfolgt in der Regel über eine Endoskopie, d.h. eine Darmspiegelung, bei der zum einen der Tumor gesehen werden kann und direkt Gewebeproben aus dem Tumor genommen werden können, die dann die Diagnose beweisen oder eben zeigen, dass es vielleicht erst eine Vorstufe von Darmkrebs ist. Ergänzend werden dann die weiteren Organe untersucht, d.h. ein Ultraschall des Bauchraums, eine CT-Untersuchung und eine MRT-Untersuchung des Beckens bei insbesondere Enddarmkrebs gehören zur Komplettierung dazu.

    Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

    Die Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs hängen vom Stadium des Darmkrebses ab, d.h. bei einem frühen Stadium, wo der Krebs noch lokalisiert ist, ist in der Regel die operative Therapie das, was als Erstes gemacht wird. Wenn der Krebs sich schon weiter ausgebreitet hat, auf andere Organe gestreut hat, dann braucht man in der Regel auch eine Systemtherapie, d.h. eine Chemotherapie oder auch eine Antikörpertherapie. Auch die Bestrahlung hat insbesondere beim Enddarmkrebs einen großen Stellenwert, insbesondere bei fortgeschrittneren Tumorstadien.

    Wie erfolgt eine Darmkrebs-OP?

    Bei einer Darmkrebsoperation wird der befallene Teil des Darmes mit allen Lymphknoten entfernt, d.h. also alles, wohin der Tumor als erstes streut, das ist in der Regel dann ein Teil des Darmes. Wir können das offen operieren, aber wir haben in den letzten Jahren sehr viele Operationen mit einer robotergestützten Hilfe gemacht, d.h. minimalinvasiv und mit dieser Operationsmethode können wir natürlich sehr schonend für die Patienten mit geringerem Blutverlust und einer schnelleren Erholung nach der Operation operieren.

    Wie hoch ist das Risiko einer Inkontinenz nach operativer Tumorentfernung?

    Die Gefahr einer Inkontinenz besteht ausschließlich bei Enddarmkrebs, d.h. bei Krebs, der sehr nah am Schließmuskel entsteht, also bei den sehr tief sitzenden Tumoren. Aber auch hier können wir durch eine effektive Vorbehandlung und dann eine gute Operation in den allermeisten Fällen über 90% den Schließmuskel erhalten und keine Inkontinenz als Folge haben.

    Wie sind die Heilungschancen bei Darmkrebs?

    Die Heilungschancen sind bei frühen Stadien, wo der Krebs noch beschränkt ist auf das Organ Darm, sehr gut. Da können wir Überlebensraten von 70% bis 90% erzielen. Hat der Krebs bereits gestreut, sind die Überlebenschancen natürlich deutlich schlechter. Dann reden wir über 50%-ige Überlebensraten und schlimmstenfalls, wenn es schon weit fortgeschritten ist, auch nur 10% Langzeitüberleben.

    Haben Sie noch eine Botschaft für uns?

    Meine Botschaft ist: Wenn Sie etwas Auffälliges bemerken, insbesondere, wenn sich die Stuhlgewohnheiten verändern oder wenn Sie Blut im Stuhl bemerken, bitte gleich handeln, bitte gleich eine Diagnostik machen lassen, zum Arzt gehen und das untersuchen lassen. Das Ganze bitte nicht aufschieben, der Krebs wartet nicht auf einen wichtigen Termin, sondern das muss sofort angegangen und untersucht werden – dann sind die Chancen, dass auch eine Heilung erreicht werden kann, sehr gut!

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