Ausgefragt?! – Schlaganfall – Warum schnelle Hilfe so wichtig ist


Interview mit Prof. Dr. Götz Thomalla


Klinik und Poliklinik für Neurologie

Anlässlich des Weltschlaganfalltages am 29. Oktober spricht Prof. Dr. Götz Thomalla, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie im UKE, über zentrale Warnsignale, Therapien und den aktuellen Stand der Schlaganfallforschung.

  • Hallo, mein Name ist Götz Thomalla. Ich bin Leiter der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.


    Herr Professor Thomalla, was passiert bei einem Schlaganfall?

    Grundsätzlich unterscheiden wir zwei verschiedene Arten von Schlaganfall – einmal Hirnblutungen und Durchblutungsstörungen. Die Letzteren sind häufiger und dabei kommt es zu dem Verschluss einer hirnversorgenden Arterie durch ein Blutgerinnsel. Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und die Hirnzellen sterben ab und es kommt zu dem, was wir dann als Schlaganfall feststellen.

    Welche Anzeichen für einen Schlaganfall gibt es?

    Typische Zeichen für einen Schlaganfall sind jede Art von plötzlich auftretenden neurologischen Ausfallserscheinungen, also zum Beispiel plötzliche Lähmungen, plötzliche Störungen von Sprechen oder Sprache, plötzliche Sehstörungen oder plötzliche Koordinationsstörungen. Wenn immer so etwas ganz plötzlich auftritt, muss man an einen Schlaganfall denken.

    Wie wird ein Schlaganfall behandelt?

    Es gibt inzwischen effektive Möglichkeiten, akute Durchblutungsstörungen des Gehirns, also Schlaganfälle, zu behandeln. Ziel dabei ist, das Blutgerinnsel, den Thrombus, aufzulösen und dazu gibt es zwei wesentliche Möglichkeiten: Das eine ist die Gabe eines Medikaments, die sogenannte Thrombolyse, als Infusion. Und das zweite ist die mechanische Entfernung des Blutgerinnsels aus der Arterie, die das Gehirn versorgt.

    Gibt es neue Forschungsergebnisse zur Schlaganfall-Behandlung?

    In Bezug auf die Katheterbehandlung des akuten Schlaganfalls gibt es tatsächlich neue Entwicklungen. Bisher ist die klinische Praxis so, dass diese Behandlung vor allem für Patienten in Betracht kommt, die noch keine ausgedehnten Schlaganfälle haben, wenn sie ins Krankenhaus eingeliefert werden. Neue Studien zeigen nun, dass auch Patienten mit schon ausgedehnten Schlaganfällen noch von dieser Behandlung profitieren können.

    Haben Sie noch eine Botschaft für uns?

    Wir können Schlaganfälle inzwischen sehr effektiv behandeln, aber dafür müssen Patient:innen rechtzeitig im geeigneten Krankenhaus eintreffen. Deshalb ist die entscheidende Botschaft: Wann immer der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, also die genannten Warnzeichen auftreten, muss man den Rettungsdienst rufen, die 112 – den Notruf – damit Patient:innen schnell in ein geeignetes Krankenhaus gebracht werden und dann die effektiven Behandlungen von den Spezialistinnen und Spezialisten durchgeführt werden können. Noch besser, als Schlaganfälle zu behandeln, ist allerdings, Schlaganfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. Wir können Schlaganfällen effektiv vorbeugen und das ist etwas, was jeder selbst tun kann. Die typischen Risikofaktoren für Schlaganfälle sind die gleichen wie für Herzinfarkte – das heißt Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung und wenn es um Erkrankungen geht, Bluthochdruck und erhöhter Blutzucker. All dies sind Dinge, die man selber im Blick haben kann und vermeiden, oder wenn zum Beispiel ein Bluthochdruck vorliegt, ärztlich behandeln lassen kann.