Vortragsreihe zu Wahnsinn, Psychiatrie und Raum
Aktuell werden entsprechende Ansätze, die sich mit den Wirkungen räumlicher Aspekte (Licht, Farbe, Geruch etc.) in Gesundheitsbauten beschäftigen, unter dem Forschungsbegriff "healing architecture" zusammengefasst.
Die Vortragsreihe nimmt eine historische Perspektivierung dieses Themas vor und konzentriert sich dabei auf psychiatrische Räume. An konkreten Beispielen (die Stadt, der Garten, das Schiff, die Anstalt) beleuchten die einzelnen Vorträge das Verhältnis von Psychiatrie und Raum, wie auch die Wechselwirkungen von Krankheit, Raum und Therapie und zeigen, dass das Konzept der "heilenden Architektur" bereits die Psychiater des frühen 19. Jahrhunderts beschäftigte.
Begleitend zur Vortragsreihe wird im Medizinhistorischen Museum Hamburg von 11.04.-04.10.2015 eine Ausstellung der Künstlerin Heidi Pfohl gezeigt, die in ihren Arbeiten psychiatrische Räume (Patientenzimmer, Krisen- und Interventionsräume, Gärten) fotografisch dokumentiert. Ihre Bilder werfen Fragen nach den räumlichen Implikationen therapeutischen Handelns in der Psychiatrie auf und rücken den Raum als Abbild und Ausdruck des Umgangs mit psychischem Kranksein in den Vordergrund.
Begleitprogramm:
28.04.2015, 18.30 Uhr
Healing Architecture - Bauen für die Gesundheit
Dipl.-Ing.-Arch. Stefanie Matthys, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets "Entwerfen von Krankenhäusern und Bauten des Gesundheitswesens" am Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin
12.05.2015, 18.30 Uhr
Der Garten als Therapeutikum in den "Irrenanstalten" des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts
Prof. Dr. phil. Christina Vanja, Leiterin des Fachbereichs Archiv, Gedenkstätten, historische Sammlungen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen
09.06.2015, 18.30 Uhr
Eine Stadt als "Anstalt"? Zur Geschichte der Psychiatrischen Familienpflege im flämischen Gheel, PD Dr. med. Thomas Müller, M.A., Leiter des Forschungsbereichs Geschichte der Medizin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm / Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg
23.06.2015, 18.30 Uhr
Das Schiff als Ort des Wahnsinns. Kommentierte Lesung aus Krankenakten
Konzept und Moderation: Dr. phil. Stefan Wulf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
Sprecher: N. N.
07.07.2015, 18.30 Uhr
Choreo-, Pikto-, Kinematographie oder: Wie C.F.W. Roller 1826 einmal von Hattenheim nach Eberbach wanderte und eine "Irrenanstalt nach allen ihren Beziehungen" entdeckte
Dr. med. Kai Sammet, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Im Anschluss an den Vortrag zeigt Prof. Dr. phil. Céline Kaiser, Professorin an der Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg, in der Bibliothek des Instituts: Rhapsodieen. Ein Papiertheaterstück zu Johann Christian Reils Beschreibungen einer Anstalt der Zukunft von 1803
Samstag, 3. Oktober 2015, ab 16 Uhr
Finissage mit Künstlergespräch und Lesung aus der Erzählung "Die gelbe Tapete" (Charlotte Perkins Gilman, 1892) und dem Lehrbuch "Die Behandlung gewisser Formen von Neurasthenie und Hysterie" (Silas Weir Mitchell, 1887) mit der Schauspielerin Catrin Striebeck (Burgtheater Wien) und dem Schauspieler Jörg Pohl (Thalia Theater Hamburg).
Die Historikerin und Kuratorin der Ausstellung, Dr. Monika Ankele, moderiert und kommentiert die Veranstaltung.
Konzeption und Organisation: Dr. Monika Ankele, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des UKE,
m.ankele@uke.de