UKE-Ärztin nach COVID-19-Erkrankung wieder im Einsatz
Seit fünf Jahren arbeitet Dr. Louise Roggelin in der Sektion Infektiologie der I. Medizinischen Klinik. Ansteckende Krankheiten gehören für die Medizinerin zum beruflichen Alltag. Dass sie sich mit COVID-19 infiziert, traf sie jedoch unerwartet. Inzwischen ist sie wieder gesund und behandelt Patientinnen und Patienten im UKE.
Für Dr. Louise Roggelin ist die Nacht auf den 17. März eine normale Schicht, bis sie zu einem Patienten gerufen wird. Sie erinnert sich noch genau: „Die Anamnese war schwierig, dem Patienten ging es nicht gut. Er litt unter starken Bauchschmerzen und Luftnot.“ Nach eingehenden Untersuchungen ordnet sie eine Computertomographie von Thorax und Abdomen an und übergibt den Patienten an einen Kollegen.
Mit dem Corona-Virus rechnet Louise Roggelin in dieser Nacht nicht. Mitte März sind die Infektionsfälle in Hamburg zum größten Teil auf Reiserückkehrer aus Risikogebieten zurückzuführen. Eine allgemeine Maskenpflicht gibt es für Krankenhauspersonal bis dato nicht. Am nächsten Tag erhält Roggelin zu Hause einen Anruf aus dem UKE – der von ihr behandelte Patient wurde positiv auf COVID-19 getestet. Da sie länger als 15 Minuten näheren Kontakt, also unter 1,5 Metern Abstand, mit ihm hatte, gilt sie als Kontakt 1. Grades und bleibt damit für 14 Tage in häuslicher Isolierung. „Wenn ein Patient oder auch ein Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet wird, wird im UKE genau nachverfolgt, mit wem die Person Zeit verbracht hat. Diese Menschen gehen dann vorsorglich in Quarantäne, um zu beobachten, ob sie selbst Symptome entwickeln – und um das Virus nicht ungewollt zu übertragen“, erläutert Prof. Dr. Johannes K.-M. Knobloch, Leiter der Krankenhaushygiene des UKE.
Ich fühlte mich eine Woche müde und abgeschlagen
Die ersten Tage in Quarantäne verlaufen ruhig, doch am 21. März bekommt Louise Roggelin starken Schnupfen, in der folgenden Nacht auch noch Fieber und Schüttelfrost. „Mir ging es schlecht“, erinnert sie sich. Im UKE wird sie getestet; kurz darauf steht fest: Louise Roggelin hat COVID-19. „Zu dem Zeitpunkt war ich nicht mehr überrascht und hatte damit gerechnet.“ Sie ruft ihren Mann an. Auch er ist Arzt und arbeitet in einer Praxis. Für ihn bedeutet die Infektion seiner Frau nun ebenfalls 14 Tage Quarantäne daheim. „Meine größte Sorge galt allerdings unserer eineinhalbjährigen Tochter“, erzählt Dr. Roggelin. Es heißt, Kinder steckten sich seltener an und wenn doch, verliefe die Erkrankung sehr mild. „Doch die Angst ist da, schließlich ist über das Virus noch nicht so viel bekannt und natürlich konnte ich auch keinen Abstand zu meiner Tochter halten. Sie wollte wie sonst auch auf den Arm genommen werden und mit mir kuscheln.“ Was für ein Glück: Weder bei der Tochter, noch beim Ehemann entwickeln sich in den kommenden Wochen Symptome.
Louise Roggelin plagt sich mit Erkältungszeichen, hat Fieber, Schnupfen, dann noch eine Nasennebenhöhlenentzündung. „Ich fühlte mich eine Woche müde und abgeschlagen, danach ging es mir schnell besser“, schaut sie zurück. Während dieser Zeit wird die Familie von Freunden unterstützt. „Per Whatsapp haben wir eine Einkaufsliste verschickt. Unsere Freunde haben uns die Sachen bis vor die Haustür gebracht. Zum Dank konnten wir ihnen nur durchs geschlossene Fenster zuwinken.“ Eingesperrt habe sie sich aber nicht gefühlt. „Zum Glück haben wir einen Garten, in dem wir mit unserer Tochter spielen konnten.“
Zwei negative Testungen sind Vorschrift
Anfang April fühlt sie sich gesund, will wieder arbeiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an COVID-19 erkrankt waren, müssen nach Ablauf der zweiwöchigen Quarantäne zwei unauffällige Abstriche mit 24 Stunden Abstand machen. „Ich habe acht Tests gebraucht“, so Dr. Roggelin und schüttelt noch heute den Kopf darüber. Das Ergebnis des ersten Abstrichs ist negativ, doch das des zweiten am folgenden Tag positiv. Und so geht es die nächsten Tests weiter: erst negativ, dann wieder positiv oder aber grenzwertig. „Das ist nicht ungewöhnlich, selbst wenn die Betroffenen gar keine Symptome mehr zeigen“, erklärt Prof. Knobloch. „Daher haben wir im UKE die Vorgabe, dass Mitarbeiter erst nach zwei negativen Befunden wieder arbeiten dürfen, um sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch Patientinnen und Patienten vor einer Ansteckung zu schützen.“ Auch Dr. Roggelin hält diese Regelung für sinnvoll, „obwohl die Abstriche im Rachen und in der Nase alles andere als angenehm sind und ich zugeben muss, dass meine Laune nach jedem Tag weiter sank. Ich wollte endlich wieder arbeiten, meine Kolleginnen und Kollegen im UKE unterstützen und Patientinnen und Patienten behandeln“.
An Ostermontag ist es soweit, Roggelins Testergebnisse sind zweimal hintereinander negativ, sie ist gesund. „Das Team hat sich – genauso wie ich – sehr gefreut, dass ich wieder da war. Manche waren fast ein wenig neidisch, dass ich die Infektion nun hinter mir hatte.“ Trotzdem muss Dr. Roggelin dieselben Schutzmaßnahmen wie alle anderen einhalten. „Ich habe nach meiner Erkrankung eine Woche auf einer der speziellen COVID-19-Stationen gearbeitet und natürlich auch die komplette Schutzkleidung getragen. Ich will das Virus ja nicht auf andere übertragen.“ Und auch beim Familieneinkauf setzt sie einen Mundschutz auf – denn den Weg in den Supermarkt müssen nun nicht mehr Freunde übernehmen.