„Pflege war schon immer mein Traumberuf“
Mariama Camara ist eine von neun Teilnehmerinnen der Einstiegsqualifizierung (EQ): Mit der Maßnahme wollen das UKE und die Agentur für Arbeit Menschen für eine Ausbildung in der Pflege begeistern.
Worauf kommt es in der Kommunikation mit den Patient:innen an, was sagt der Blutzuckerwert aus und wie wird eine Wunde richtig versorgt? An drei Tagen pro Woche steht für Mariama Camara Unterricht in der UKE-Akademie für Bildung und Karriere (ABK ) auf dem Programm. Die restlichen beiden Tage ist Camara im Rahmen der Einstiegsqualifizierung (EQ) auf der Stroke Unit im UKE im Einsatz.
Mariama Camara kommt aus Guinea in Westafrika und kam vor drei Jahren nach Hamburg. In ihrer Heimat hat sie nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern in der Patient:innenaufnahme. Jedoch war Pflege schon immer ihr Traumberuf: „Kein Tag ist hier wie der andere und die Arbeit mit Menschen macht mir viel Freude.“
Über einen Zeitraum von sechs Monaten soll die EQ als Vorbereitung für die Pflegeausbildung dienen und spricht dabei Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, aber auch weitere Interessierte an, die aufgrund von sprachlichen, kulturellen oder anderen Hürden Unterstützung auf dem Ausbildungsmarkt benötigen. Die Maßnahme startete im April 2022 bundesweit erstmalig und geht zum 1. April 2023 in die zweite Runde.
Nach der Übergabe im Team geht es für Mariama direkt ans Patient:innenbett auf der Schlaganfall-Station des UKE. Unter der Anleitung erfahrener Kolleg:innen misst sie heute Blutzucker: Hände sorgfältig desinfizieren, Handschuhe anziehen, das Messgerät richtig bedienen, die Patientin über den bevorstehenden Pieks informieren. Die Werte werden in der elektronischen Patient:innenakte protokolliert. Weiter geht es zum nächsten Zimmer, unter anderem steht hier Blutdruckmessen an.
Das sechsmonatige Pflegepraktikum habe ihr besonders geholfen, einen tiefen Einblick in den Arbeitsalltag auf Station zu bekommen und ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. „Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Die Arbeit auf Station ist sehr abwechslungsreich, insbesondere in einer so großen Klinik wie dem UKE. Vor allem der Kontakt zu den Patient:innen macht mir Spaß, aber auch das Arbeiten im Team“, so die 36-jährige.
„Nachdem die Maßnahme im April startete, ziehen wir eine durchweg positive Bilanz und freuen uns, einem Großteil der Teilnehmer:innen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können“, erklärt Helei Djadran, Leitung der EQ-Maßnahme in der ABK. Die Teilnehmer:innen haben nicht nur große sprachliche Fortschritte gemacht, sondern sind auch selbstsicherer und offener geworden. Im Gegensatz zu den sonst üblichen zweiwöchigen Praktika können sie über eine längere Phase prüfen, ob Pflege für sie der richtige Beruf ist. So sollen Ausbildungsabbrüche verhindert und ein gelungener Start in den Ausbildungsberuf gefördert werden. Während der Berufsvorbereitungsmaßnahme erhalten die Teilnehmenden eine monatliche Vergütung in Höhe von 750 Euro.
Für das UKE hat die Fachkräftesicherung in der Pflege schon lange eine hohe strategische Bedeutung. „Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und der Jugendberufsagentur möchten wir mit der EQ gezielt junge Menschen ansprechen, sie von den vielen Möglichkeiten in der Pflege überzeugen und erfolgreich in eine Ausbildung vermitteln“, so Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement des UKE.
Mariamas Weg geht im UKE weiter: Im November beginnt sie ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau. „Ich freue mich über die Möglichkeit, im UKE meine Ausbildung zu absolvieren, und hoffe, noch viele weitere Bereiche kennenzulernen.“ Für den Praktikumsstart im April 2023 können sich Interessierte bis Ende Januar 2023 bewerben. Neben dem Nachweis über einen mittleren Schulabschluss sind Deutschkenntnisse auf Niveau B2 Bewerbungsvoraussetzung.
Weitere Informationen zur Maßnahme sowie zur Bewerbung gibt es hier:
uke.de/einstiegsqualifizierung-pflege
Neuer Einstieg in die Ausbildung
Interview mit Prof. Dr. Walter Teichmann, Geschäftsführer der UKE-Akademie für Bildung und Karriere (ABK)
Können Sie kurz etwas zum Thema Fachkräftesicherung im UKE sagen?
Prof. Teichmann: Spätestens seit der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig die Fachkräftesicherung für das Gesundheitssystem ist. In der ABK setzen wir hier an: Dabei geht es uns nicht nur um die Gewinnung von Auszubildenden für Gesundheitsberufe, sondern auch um die frühzeitige Berufsorientierung und -vorbereitung. Ob auf Messen, in Schulen, durch Veranstaltungen wie dem Talent! Campus auf dem UKE oder durch Praktika: Wir möchten mit verschiedenen Maßnahmen junge Menschen für einen Beruf im Gesundheitswesen begeistern.
Und jetzt kommt noch die Einstiegsqualifizierung dazu?
Prof. Teichmann: Richtig. Gemeinsam mit der Jugendberufsagentur Hamburg (JBA) gehen wir mit der Einstiegsqualifizierung (EQ) einen neuen Weg, der sich nach der ersten Durchführung als Erfolgsmodell erwiesen hat. Über einen Zeitraum von sechs Monaten soll die EQ als Vorbereitung auf die Pflegeausbildung dienen. Die pflegefachlichen Inhalte für die Theorie- und Praxisphasen wurden in Abstimmung mit der Pflegeschule der ABK entworfen. Bei der Entwicklung der Maßnahmen zur Sprachförderung und bei den interkulturellen Inhalten konnte auf die langjährige Erfahrung der ABK in der Qualifizierung von internationalen Fachkräften zurückgegriffen werden.
An wen richtete sich diese neue Form der Ausbildung?
Prof. Teichmann: Zielgruppe der EQ sind nicht nur Personen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, sondern auch junge Menschen, die wegen sprachlicher, kultureller oder sonstiger Hürden besondere Herausforderungen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben. Die EQ stellt in diesen Fällen Chancengleichheit beim Wettbewerb um Ausbildungsplätze her und schafft eine Möglichkeit, junge Menschen in den Ausbildungsmarkt zu integrieren.
Haben Sie schon Resonanz bekommen?
Prof. Teichmann: Wir wissen von Teilnehmer:innen, dass der frühzeitige und authentische Einblick in den Ausbildungsberuf hilft, falsche Vorstellungen zu korrigieren und eigene Potenziale zu erkennen. Das verhindert Ausbildungsabbrüche und fördert den gelungenen Einstieg in den späteren Ausbildungsberuf.