Wann kommt eine Lebertransplantation bei Kindern in Frage?
Wenn das Leben durch ein akutes Leberversagen bedroht ist oder die Entwicklung eines chronischen Leberversagens zu befürchten ist, kann schon im Kindesalter eine Lebertransplantation notwendig sein. Auch eine krisenhaft verlaufende Stoffwechselerkrankung kann eine Indikation für eine Lebertransplantation darstellen.Grunderkrankungen, die zur Notwendigkeit einer Lebertransplantation im Kindesalter führen können, sind cholestatische Erkrankungen wie die Gallengangsatresie, Stoffwechselerkrankungen, Tumoren oder Autoimmunerkrankungen. Aufgrund des Verlaufs dieser Grunderkrankungen ist bei einem erheblichen Teil der Patienten die z Transplantation schon im Säuglings- bzw. Kleinkindalter erforderlich.
Wie verläuft der Weg zur Lebertransplantation bei Kindern?
Im Falle, dass eine Transplantation erwogen wird, treten in der Regel die behandelnden Ärzte an uns heran, im Einzelfall kann der Kontakt auch durch die Eltern der Patientin oder des Patienten erfolgen. Wir vereinbaren dann einen Vorstellungstermin und nehmen das Kind eventuell auch stationär zu Untersuchungen auf. Je nachdem, ob es sich um eine akute Erkrankung oder ein chronisches Leiden handelt, wird anhand von klinischem Bild und Laborwerten, anhand derer die Leberfunktion eingeschätzt werden kann, die Indikation für eine Listung zur Lebertransplantation bei Eurotransplant gestellt. Die Wartezeit auf ein Organ lässt sich nicht vorhersagen, sie kann Monate oder Jahre betragen.Bei einem Organangebot bei einem chronisch kranken Kind werden der Patient und seine Eltern kontaktiert und in der Klinik aufgenommen. Wenn es sich um ein geeignetes Organ handelt, erfolgt die Transplantation. Es kann allerdings auch vorkommen, dass das Organ nicht geeignet ist und auf ein nächstes Angebot gewartet werden muss. Im Fall einer akuten, lebensbedrohlichen Erkrankung wird der Patient mit hoher Dringlichkeit gelistet, Organangebote erfolgen dann regelhaft innerhalb von Stunden oder Tagen. Bei diesen Patienten kann es notwendig sein, dass in der Wartezeit auf das rettende Organ intensivmedizinische Verfahren bis hin zur Blutwäsche (Hämodialyse, -filtratation, Plasmapherese) angewendet werden. Hierfür ist die Kindernephrologie des Kinder-UKE rund um die Uhr verfügbar.
Wie erfolgt die Lebertransplantation bei Kindern?
Für Patienten im Kindesalter wird häufig das sogenannte Splitleberverfahren angewendet. Dabei wird nur ein Teil einer Erwachsenenleber transplantiert. Eine solche Transplantation kann nur an besonders hierauf spezialisierten Zentren durchgeführt werden. Nach der Operation, die neben hierfür extra spezialisierten hepatobiliären Chirurgen ein enges Labor- und Ultraschallmonitoring erfordert, wird das Kind auf die Intensivstation verlegt. Diese befindet sich im Kinder-UKE nur wenige Meter vom Operationssaal entfernt.Häufiger als bei Erwachsenen wird für betroffene Kinder eine Lebendspende durchgeführt. Dabei spendet meist ein Elternteil oder ein naher Verwandter einen Teil seiner Leber. Der Transplantationstermin ist bei der Leber-Lebendspende (siehe auch dort) besser planbar. Allerdings besteht dabei auch ein Operationsrisiko für den Organspender, das durch ausführliche Untersuchungen vor der Spenderoperation minimiert wird.
Wie sieht die Zeit nach einer Lebertransplantation bei Kindern aus?
In den Tagen nach der Lebertransplantation wird das Kind auf der Intensivstation behandelt, es erfolgen häufige Untersuchungen und Blutabnahmen. Dabei achten die betreuenden Ärztinnen und Ärzte besonders darauf, dass eine gute Durchblutung des Transplantats gewährleistet ist und der Patient möglichst keine Schmerzen erleidet. Zusätzlich wird durch die durchgeführte Therapie die Akzeptanz des transplantierten Organs im Körper unterstützt: Medikamente zur Kontrolle des Immunsystems (Immunsuppressiva) verhindern Abstossungsreaktionen, das Blut wird so flüssig gehalten, dass die Gefäßverbindungen offen bleiben. Etwaige infektiöse Komplikationen werden, wenn sie nicht vermieden werden können, frühzeitig behandelt. Je nach Operationsverfahren können die Kinder nach kurzer Zeit wieder mit dem Essen beginnen. Nach ihrer Verlegung auf die Normalstation werden sie mehr und mehr mobilisiert, die Kontrollen können gestreckt werden. In der Regel werden Kinder nach einer Lebertransplantation etwa vier Wochen stationär behandelt, damit eventuell auftretende Abstoßungsreaktionen des Körpers frühzeitig bemerkt und behandelt werden können.
Unsere Patienten berichten
Neustart mit neuer Leber
Nelly Schall kommt 2005 mit der seltenen Stoffwechselstörung OTC-Mangel zur Welt. Ihrer Leber fehlte ein Enzym, das dafür sorgt, Eiweiße im Köper abzubauen. Jahrelang muss sie streng Diät halten, damit ihr Stoffwechsel nicht zu viel Ammoniak produziert und sie vergiftet. Im April 2019 erhält Nelly im UKE eine neue Leber – für die heute 16-Jährige wie ein Neustart ins Leben.