Forced-Use-Therapie
Bei der Forced-Use-Therapie handelt es sich um ein intensives Trainingsprogramm für Patient:innen mit einer Hemiparese. Die Therapie umfasst einen Behandlungszeitraum von zwei Wochen und wird ambulant in einer 1-1-Betreuung durchgeführt.
Bei der Behandlung der oberen Extremität werden sämtliche Bewegungen des nicht betroffenen Armes durch das Tragen einer Schiene stark eingeschränkt (Bewegungsrestriktion). Gleichzeitig wird täglich ein mehrstündiges motorisches Training mit dem hemiparetischen Arm durchgeführt, wobei psychologische Shapingtechniken eingesetzt werden.
Bei der Behandlung der unteren Extremität wird auf eine Schiene verzichtet und es erfolgt ebenfalls ein mehrstündiges Trainingsprogramm.
Die Forced-Use-Therapie ist auf drei Schwerpunkte aufgeteilt. Die speziellen Voraussetzungen finden Sie unter den einzelnen Therapien:
Forced-Use-Therapie - Arm- und Handfunktion (klassisch)
Dieses Therapieangebot richtet sich ausschließlich an Patient:innen, bei denen Restfunktion im Arm und in der Hand erhalten sind. Während der Therapie wird der nicht betroffene Arm mit einer Schiene ruhiggestellt und dadurch „erzwungen“, dass bis zu 90% des Tages ausschließlich der betroffene Arm eingesetzt wird. Zusätzlich erfolgt während der Therapiezeit von zwei Wochen täglich ein mehrstündiges motorisches Training mit vielen Wiederholungen. So kann der „erlernte Nichtgebrauch“ der betroffenen Seite wieder rückgängig gemacht werden. Außerhalb der Therapie sollen alle möglichen und scheinbar unmöglichen Aktivitäten mit der betroffenen Hand ausgeführt werden. Für einige wenige Aktivitäten darf die Schiene abgelegt werden.
Kriterien für die Teilnahme:
Folgende Bewegungen von Arm und Hand müssen möglich sein, um an der Therapie teilnehmen zu können. Setzen Sie sich auf einen Stuhl mit Armlehnen. Der betroffene Unterarm soll so auf der Armlehne aufliegen, dass die Hand am Ende frei herunter hängt. Aus dieser Position heraus ist erforderlich:
- Anheben der Hand, ohne Mitbewegung des Unterarmes, ca. 20°
- Streckung der Finger (Hand öffnen), ca. 10°
- Abspreizen des Daumens, ca.10°
Außerdem muss der Arm aus der Schulter heraus etwas angehoben und der Ellenbogen aktiv etwas gestreckt werden können.
Ausschlusskriterien sind:
- ausgeprägte Wortfindungsstörungen
- Rollstuhlpflichtigkeit
- ausgeprägte neuropsychologische Störungen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, etc.)
- Depressionen (bei medikamentös gut eingestellten Symptomen, ist eine Therapie möglich)
Werden diese Kriterien nicht erfüllt, ist die Teilnahme an einem modifizierten Trainingsprogramm möglich.
Forced-Use-Therapie - Arm- und Handfunktion (modifiziert)
Auch Patienten, die nicht die oben genannten Funktionen in der Hand und im Arm haben, können an der Forced-Use Therapie teilnehmen. Diese modifizierte Therapie richtet sich an Patient:innen, die bisher noch wenig Funktion in der Hand haben. Deshalb wird der nicht betroffene Arm auch nicht mit einer Schiene ruhiggestellt. Es erfolgt ebenfalls wie bei der klassischen Forced-Use Therapie an 10 Tagen ein mehrstündiges motorisches Training mit dem betroffenen Arm mit vielen Wiederholungen. Es wird ein intensives Training von Funktionen des Armes, der Hand und des Rumpfes durchgeführt.
Sehr wichtig ist dabei, dass man zum Anfang realistische Ziele auswählt. Falls Sie interessiert sind, machen Sie sich bitte schon jetzt Gedanken, welche Therapieziele für Sie wichtig wären.
Forced-Use-Therapie der unteren Extremität
Bei der Forced-Use-Therapie der unteren Extremität, handelt es sich um ein intensives Trainingsprogramm für Bein- und Rumpffunktionen bei Patienten mit einer Halbseitenlähmung und/oder Gleichgewichtsstörungen. Es erfolgt, wie bei der klassischen Forced-Use Therapie, an 10 Tagen ein mehrstündiges motorisches Training in 1-1 Betreuung, mit vielen Bewegungswiederholungen.
Die Forced-Use Therapie der unteren Extremität richtet sich an Patient:innen, die im Alltag mehr Sicherheit, Selbstständigkeit und einen größeren Bewegungsradius erlangen wollen. Wir trainieren im Therapieraum, auf dem Flur, im Gelände, an der Treppe und im Fitnessraum.
Die Effektivität der Therapie konnte durch klinisch signifikante Daten belegt werden. Sie hält mindestens 3 Monate an. Durch eine Arbeit der Wissenschaftlerinnen Krüger und Peters konnten diese Ergebnisse nachgewiesen werden. Diese Arbeit mit dem Titel "Forced-Use-Therapie der unteren Extremitäten führt zu einer langandauernden funktionellen Besserung", wurde mit dem Wissenschaftspreis 2004 des ZVK (Zentralverband der Krankengymnast:innen/Physiotherapeut:innen) prämiert.
Kriterien für die Teilnahme:
Folgende Voraussetzungen sollten gegeben sein, um von diesem Therapieangebot profitieren zu können:
- wenige Schritte mit maximal einer Hilfsperson
- kardiale Belastbarkeit
- keine Depressionen, da die Therapie viel Motivation erfordert; bei medikamentös gut eingestellten Symptomen, ist eine Therapie möglich.
- Sprachverständnis
- keine ausgeprägten neuropsychologischen Störungen (z. B. Gedächtnis, Aufmerksamkeit)
Die Wirksamkeit der Forced-Use-Therapie wurde bereits in vielen Studien gezeigt. Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen erfolgt in Einzelfallentscheidung.
Sie haben Interesse an dieser Therapie? Dann rufen Sie uns an!
Praxis für Physiotherapie: Tel.:
Um besser beurteilen zu können, ob Sie von der Therapie profitieren, können Sie sich gern in der Schlaganfallambulanz des UKE vorstellen. Dort erfolgt dann eine ärztliche Untersuchung und eine professionelle Beratung, welche Therapie momentan für Sie am sinnvollsten wäre.
Schlaganfallambulanz: Tel.: