Diabetes mellitus ist eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) gekennzeichnet sind. Dies entsteht entweder durch eine unzureichende Produktion von Insulin oder eine unzureichende Wirkung von Insulin auf die Körperzellen. Haupttypen sind Diabetes mellitus Typ 1, bei dem eine autoimmune Reaktion die insulinproduzierenden Betazellen zerstört, und Diabetes mellitus Typ 2, der häufig mit Übergewicht und Adipositas assoziiert ist und durch Insulinresistenz sowie eine gestörte Insulinproduktion gekennzeichnet ist. Beide Typen können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-, Kreislauf-, Nieren-, Augen- und Nervenschäden führen.
Was sind die ersten Anzeichen von Diabetes? Was sind die Auslöser? Und wie kann man den erhöhten Blutzuckerspiegel wieder in den Griff bekommen? Antworten auf diese und andere Fragen rund um das Thema Diabetes mellitus erhalten Sie im folgenden Video. Zusätzlich können Sie Ihr Wissen mit dem Fact Sheet vertiefen.
[Film zur Erkrankung]
Die Hauptformen des Diabetes sind Typ-1- und Typ-2-Diabetes, wobei Typ-2-Diabetes etwa 93 Prozent aller Fälle ausmacht.
Typ-1-Diabetes ist eine nicht heilbare Autoimmunerkrankung, die meist im Kindes- und Jugendalter auftritt, zunehmend aber auch im höheren Lebensalter diagnostiziert wird. Die Erkrankung entsteht durch einen Mangel an Insulin, da die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Betroffene müssen ihr Leben lang Insulin spritzen oder eine Insulinpumpe verwenden.
Typ-2-Diabetes entwickelt sich in der Regel schleichend im höheren Lebensalter. Er entsteht durch eine Verminderung der Insulinwirkung an den entsprechenden Zielorganen und/oder eine Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen und wird oft mit Übergewicht und Bewegungsmangel in Verbindung gebracht. Zunehmend sind auch junge Erwachsene und Jugendliche betroffen. Zur Behandlung kommen sowohl Änderungen des Lebensstils als auch Medikamente (z.B. in Form von Tabletten) oder Insulintherapien infrage. Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.
Neben Typ-1- und Typ-2-Diabetes gibt es weitere Formen wie Schwangerschaftsdiabetes oder medikamenteninduzierter Diabetes.
Fachleute schlagen eine neue Klassifizierung in 5 Diabetes-Subtypen vor, um individuelle Risiken und Behandlungen genauer zu bestimmen.
Symptome von Diabetes können plötzlich auftreten. Bei Typ-2-Diabetes können die Symptome mild sein und es kann viele Jahre dauern bis sie bemerkt werden.
Symptome von Diabetes sind beispielsweise:
Im Laufe der Zeit kann Diabetes die Blutgefäße im Herzen, in den Augen, Nieren und die Nerven schädigen.
Menschen mit Diabetes haben ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen.
Diabetes mellitus Typ 1:
Ursache: Autoimmunreaktion, die zur Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen führt.
Risikofaktoren:
Diabetes mellitus Typ 2:
Ursachen:
Risikofaktoren:
Diese Faktoren tragen maßgeblich zur Entstehung und Entwicklung von Diabetes mellitus bei.
Die Diagnose eines Diabetes mellitus kann gemäß der Nationalen Versorgungsleitlinie gestellt werden, wenn mindestens zwei der folgenden Werte aus Nüchternplasmaglukose (NPG) / HbA1c / ggf. Gelegenheitsplasmaglukose (GPG) im pathologischen Bereich sind.
Kein Diabetes
Erhöhtes Risiko für Diabetes
Diabetes
Sind die Ergebnisse widersprüchlich oder im Bereich des erhöhten Risikos kann ein oGTT (oraler Glucosetoleranztest) ergänzt werden.
Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung sind oft die ersten Schritte. Medikamente können eingesetzt werden, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Bei Typ-1-Diabetes ist die lebenslange Verabreichung von Insulin erforderlich.
Therapeutisch müssen weitere Risikofaktoren (wie z. B. arterielle Hypertonie) behandelt werden. Zudem sollte versucht werden, den Glucose-Stoffwechsel zu normalisieren. Bei Typ-2-Diabetes können Gewichtsnormalisierung, körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung ausreichen, um die Krankheit zu kontrollieren und ihr Fortschreiten zu verhindern.
Oft sind jedoch, insbesondere bei Diabetes mellitus Typ 2, zusätzlich zur Blutzuckerkontrolle (neben diätetischen Anweisungen) Antidiabetika und Insulin notwendig. Bei Typ-1-Diabetes ist der Ausgleich des absoluten Insulinmangels durch mehrfache tägliche Insulininjektionen erforderlich. Eine intensive Patientenschulung ist notwendig, um Hypo- und Hyperglykämien zu vermeiden und eine normoglykämische Stoffwechsellage zu erreichen.
Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Diabetes sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Die Prognose hängt von der Art des Diabetes, der Wirksamkeit der Behandlung und der Einhaltung des Lebensstils ab. Insgesamt ist Diabetes mellitus eine komplexe Erkrankung, die eine individuelle Herangehensweise erfordert, um effektiv behandelt und kontrolliert zu werden.
Prof. Dr. med. Jens Aberle
Ärztlicher Leiter, Fachb. Endokrinologie, Diabetologie, Adipositas und Lipide
Internistischer Leiter des Universitären Adipositas-Centrums
Dr. med. Pia Roser
Oberärztin Sektion Endokrinologie und Diabetologie
Fachärztin für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie
Website:
Telefon:
Prof. Dr. med. Jens Aberle ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie ärztlicher Leiter des universitären Adipositas-Centrums. Seit 2021 ist er Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG).
Prof. Aberle hat sich an der Erstellung zahlreicher Leitlinien und Konsensuspapiere zu Adipositas und Diabetes beteiligt und ist zudem Vorsitzender der Kommission Adipositas & bariatrische Chirurgie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sowie ehemaliger Kongresspräsident des Diabetes Kongress 2022 der DDG.
Dr. med. Pia Roser ist Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie und Oberärztin der Sektion Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und am universitären Adipositas-Centrum.
Dr. Roser ist überdies hinaus Senior Clinical Research Fellow der Arbeitsgruppe für metabolische und bariatrische Chirurgie von Prof. Francesco Rubino am King's College London, UK, sowie Principal Investigator des vom BMBF geförderten Zentrums für reproduktive Gesundheit und Adipositas am UKE.
Adipositas ist durch einen gestörten Energiestoffwechsel im weißen und braunen Fettgewebe gekennzeichnet. Die assoziierten metabolischen Veränderungen lösen Entzündungsreaktionen aus und tragen damit wesentlich zur Entwicklung chronisch entzündlicher Stoffwechselkrankheiten wie Typ-2-Diabetes bei. In diesem Projekt wird die funktionelle Bedeutung von Adenin-Nukleotiden als extrazelluläre Signalmoleküle für den Stoffwechsel der Lipide im Fettgewebe, für die Differenzierung von braunen und weißen Adipozyten (Fettzellen) sowie für Entzündungsreaktionen im weißen und braunen Fettgewebe untersucht. Im Fokus stehen purinerge Rezeptoren, die in den Fettzellen und beteiligten Immunzellen hergestellt werden und die Signale der extrazellulären Adenin-Nukleotide in die Zellen übertragen.
Diabetes mellitus und andere Stoffwechselkrankheiten nehmen an Häufigkeit weltweit immer weiter zu. Mittlerweile zählt Diabetes zu den „Volkskrankheiten“ in Deutschland. In unserem Projekt A09 untersuchen wir im Rahmen des SFB1328 das Fettgewebe und wie es reguliert wird. Fettgewebe ist der größte Energiespeicher in unserem Körper und steht im Zentrum von Stoffwechselerkrankungen, die mit Diabetes einhergehen, wie v.a. Adipositas und Übergewicht. Ziel unserer Arbeiten ist es die Dysfunktion und Entzündung im Fettgewebe, die wesentlich zu Diabetes und Adipositas beitragen, zu verhindern, bzw. neue Ansatzpunkte für die Therapie dieser Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln.
Im Rahmen einer querschnittlichen Beobachtungsstudie wurde u.a der Frage nachgegangen, wie der Wissensstand in der Allgemeinbevölkerung in Bezug auf diabetesrelevante Risikofaktoren ist.
Zugang nur für Studierende und Mitarbeiter:innen des UKEs
Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bieten wir eine ganzheitliche Betreuung für Patient:innen mit Diabetes mellitus an, wobei wir insbesondere die häufig mit Diabetes auftretende Komorbidität Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) berücksichtigen. In unseren spezialisierten Ambulanzen der Endokrinologie und Diabetologie sowie im Adipositaszentrum, werden Patient:innen mit Diabetes und Übergewicht oder Adipositas umfassend betreut.
Wir bieten eine multidisziplinäre Herangehensweise an, bei der Endokrinolog:innen, Diabetolog:innen, Chirurg:innen, Ernährungsberater:innen und Psycholog:innen zusammenarbeiten, um individuelle Behandlungspläne zu entwickeln. Dabei werden nicht nur die spezifischen Bedürfnisse im Zusammenhang mit Diabetes, sondern auch diejenigen im Zusammenhang mit Übergewicht oder Adipositas berücksichtigt.
Die Behandlung umfasst neben der Optimierung der Diabetes-Therapie auch Maßnahmen zur Gewichtsreduktion und zur Verbesserung des Lebensstils. Dazu gehören Ernährungsberatung, Bewegungstherapie sowie gegebenenfalls medikamentöse oder chirurgische Ansätze zur Gewichtsreduktion.
Sowohl ambulante als auch stationäre Betreuungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, je nach den individuellen Bedürfnissen und dem Schweregrad der Erkrankung. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Patienten ganzheitlich zu unterstützen, um Ihre Gesundheit zu verbessern und mögliche Komplikationen zu verhindern.