Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Männern, jährlich treten etwa 61.000 Neuerkrankungen auf. In den vergangenen Jahrzehnten haben Diagnostik und Therapiemöglichkeiten rasante Fortschritte gemacht. Wird ein auf die Prostata begrenzter Krebs früh entdeckt, liegt das krankheitsspezifische Überleben bei weit über 90 Prozent. Kontinenz und Potenz können bei der überwiegenden Mehrheit der betroffenen Patienten erhalten werden.
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist eine kleine Drüse, die zwischen Harnblase und Harnröhre liegt. Ihre Form ähnelt der einer Kastanie oder Walnuss. Bei der Produktion von Samenflüssigkeit spielt die Prostata eine wichtige Rolle.
Neben ihrer Anfälligkeit für verschiedene andere Erkrankungen kann diese Drüse auch von Prostatakrebs betroffen sein. Ob in diesem Fall eine Behandlung notwendig ist, hängt von der Wachstumsgeschwindigkeit sowie dem Aggressionspotenzial einer solchen Krebserkrankung ab. Bei einigen Patienten, bei denen ein Tumor in der Prostata sehr langsam wächst und ein niedriges Aggressivitätspotenzial aufweist, führt ein Prostatakarzinom unter Umständen niemals zu Beschwerden, auch eine invasive Therapie muss nicht unbedingt notwendig sein. In den allermeisten Fällen ist bei Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom jedoch eine Therapie angezeigt. Standard-Therapieoptionen für diese Patienten sind die vollständige Entfernung des Tumors (radikale Prostatektomie) sowie eine Bestrahlung von außen (perkutan) oder innen (brachy). Beide Therapiearten können auch kombiniert werden. Gleichfalls angewandt, wenn auch eher selten, wird eine fokale Therapie. Hierbei bleibt die Prostata erhalten.
Eine große Rolle für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms spielen die genetische Veranlagung sowie das Alter des Patienten.
Risikofaktor Ernährung: Eine ballaststoffarme Ernährung, bei der viel tierisches Fett und viel rotes Fleisch aufgenommen wird, erhöht möglicherweise das Prostatakrebsrisiko. Demgegenüber scheint eine fettarme, ballaststoffreiche Kost das Risiko eher zu senken. Eine Ernährung, bei der möglichst wenig Fett aus Fleisch und Wurst aufgenommen wird, kann demnach eine sinnvolle vorbeugende Maßnahme gegen Prostatakrebs darstellen.
Prostatakrebs verursacht über lange Zeit keine Beschwerden oder Symptome. Daher kommt Vorsorgeuntersuchungen eine große Bedeutung zu. Probleme – etwa beim Wasserlassen – oder Schmerzen verursacht ein Tumor erst, wenn er bereits sehr groß geworden ist. Beispielsweise können im fortgeschrittenen Stadium Knochenmetastasen starke Schmerzen hervorrufen.
Eine Vorsorgeuntersuchung wird Männern ab dem 45. Lebensjahr empfohlen. Bei dieser Untersuchung wird eine Tastuntersuchung (Palpation) sowie ein Ultraschall durchgeführt. Dazu wird beim transrektalen Ultraschall (TRUS) der Schallkopf in den Enddarm (Rektum) eingeführt. Wir empfehlen außerdem, beim Urologen oder Hausarzt per Bluttest den PSA-Wert bestimmen zu lassen. Mit dem PSA-Wert wird das Prostata-spezifische Antigen im Blut ausgedrückt. Wenn der Wert erhöht ist, kann dies ein Hinweis auf ein Prostatakarzinom sein. In einem solchen Fall sollte dringend eine weitere Abklärung stattfinden.
Früherkennung und Diagnostik - Ein Vortrag von Prof. Markus Graefen
Bei einem erhöhten PSA-Wert oder wenn der Urologe beim Abtasten der Prostata eine verdächtige Verhärtung entdeckt, besteht der Verdacht auf ein Prostatakarzinom. Der nächste Schritt in einem solchen Fall wäre, eine Biopsie durchzuführen, also eine Gewebeprobe aus der Prostata zu entnehmen und das Gewebe zu untersuchen. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob wirklich eine bösartige Erkrankung vorliegt.
PSA und Diagnostik - Ein Vortrag von Prof. Hans Heizer
Die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Prostata (Biopsie) kann transrektal (durch den After) oder perineal (durch den Damm) erfolgen. Bei einer perinealen Biopsie besteht ein geringeres Infektionsrisiko, da die Darmschleimhaut hierbei nicht perforiert wird und auf diese Weise ein verringertes Risiko besteht, dass Bakterien aus dem Darm in die Prostata verschleppt werden.
Nach einer rein ultraschallgestützten Biopsie, die keinen Tumornachweis ergab, empfehlen die aktuellen deutschen Leitlinien bei weiter auffälligem PSA-Wert vor einer erneuten Biopsie zudem eine Untersuchung per Magnetresonanztherapie (MRT) der Prostata. Bei dieser sogenannten
MRT Fusionsbiopsie - Ein Vortrag von Prof. Lars Budäus
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Zugang nur für Studierende und Mitarbeiter:innen des UKEs
Wenn Patienten nach einer Behandlung aufgrund von Prostatakrebs eine Klinik verlassen, erfolgt die Nachsorge meist in den betreuenden urologischen Praxen. Kliniker haben durch diesen Ablauf normalerweise keine Kenntnis über die von ihnen erzielten Behandlungsergebnisse. Die Martini-Klinik stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar: Zum einen erfasst sie die umfassenden Anamnesedaten ihrer Patienten, zum anderen befragt sie die ehemaligen Patienten in der Folge jährlich zu ihrer onkologischen Gesundheit, ihrer Kontinenz sowie ihrer Potenz. Auf diese Weise verfügt die Martini-Klinik als eine von wenigen Kliniken Deutschlands über ein Datendokumentationssystem, das die Ergebnisqualität aller bislang operierten Patienten erfasst. Durch diese Informationen, die sich mittlerweile auf die Daten von über 40.000 Patienten stützen, können Therapieerfolge kontrolliert, neue Therapien gezielt entwickelt und aufbauend auf diesen Informationen – anonymisiert und pseudonymisiert – weltweit Forschungen durchgeführt werden.
Die Forschung in der Martini-Klinik selbst umfasst auch innovative Ansätze wie etwa die PSMA-radioguided Surgery, fokale Therapien sowie die Nutzung von Stoßwellentherapie zur Erhöhung der Potenz nach einer radikalen Prostatektomie. Die Martini-Klinik arbeitet fortlaufend an klinischen Studien zur Primärtherapie sowie Rekonvaleszenz, zudem ist sie bekannt für ihre therapiebegleitenden Studien. Diese Studien werden von der Ethikkommission der Hamburger Ärztekammer geprüft und im Hinblick auf ihren Nutzen sowie mögliche Risiken für die Teilnehmer ethisch und fachrechtlich beraten
Das Hamburg Prostate Cancer Consortium (HPCC) stellt eine wichtige Plattform für die Zusammenarbeit bei Forschung und dem Austausch von Wissen im Bereich Prostatakrebs dar. Innerhalb dieses Konsortiums können innovative Forschungsansätze und Projekte verfolgt sowie in die klinische Praxis umgesetzt werden. Mit der Konzentration auf die Prostatakrebsforschung zielt es darauf ab, präklinische Ergebnisse in klinische Anwendungen zu übertragen. Hierdurch wird die Patientenversorgung kontinuierlich verbessert. Das HPCC befasst sich etwa mit Tumorbiologie, metastasierten Erkrankungen sowie neuen diagnostischen und therapeutischen Methoden. Zu diesen zählen die PSMA Theranostik und Liquid Biopsy Verfahren.
Liegt tatsächlich Prostatakrebs vor, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Aggressivität und Ausbreitung des Tumors einzuschätzen. Hierzu gehören etwa
Bei einem langsam wachsenden Tumor, der noch nicht metastasiert hat, stellt beispielsweise auch die Aktive Überwachung eine gute Option dar.
Zudem stehen vier wissenschaftlich untersuchte Behandlungsstrategien zur Verfügung, die teilweise auch miteinander kombiniert werden können.
Als geheilt bei einem Prostatakrebs gilt ein Patient, wenn er mindestens fünf Jahre nach dem Eingriff keinen Rückfall (der auch „Rezidiv“ genannt wird) erlitten hat. Nach erfolgter Prostatakrebs-Therapie wird dies über den PSA-Wert im Blut kontrolliert. Wenn dieser Wert wieder ansteigt, ist dies ein Hinweis darauf, dass wieder eine Tumoraktivität auftritt. Ein PSA-Wert von mehr als 0,2 ng/ml nach der Operation wird „biochemisches Rezidiv“ genannt. Ein Rezidiv muss nicht lebensbedrohend sein. Es kann allerdings eine weitere Therapie – etwa eine Nachbestrahlung oder eine Hormontherapie – notwendig sein.
Fakten zum Prostatakrebs: krankheitsspezifischen Überleben
Für Patienten, die an Prostatakrebs erkranken, ist das krankheitsspezifische Überleben entscheidend: Wie hoch ist die Chance, dass die Prostatakrebserkrankung keinen tödlichen Ausgang nimmt? Hierzu eine aktuelle Auswertung der Martini-Klinik zu Patienten 20 Jahre nach der Operation:
Waren bereits ein oder zwei Lymphknoten betroffen (pN+), überlebten 83% unserer Patienten nach zehn Jahren.
Ist die angezeigte Therapiemethode eine Operation, ist nach dem Aspekt der Heilung das wichtige Anliegen der Patienten, Kontinenz und Potenz zu erhalten. Auch auf diesen Gebieten konnten in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt werden.
Für den Erhalt der Kontinenz ist entscheidend, die Harnröhre für die Operation so zu präparieren, dass der Schließmuskel in der kompletten funktionellen Länge erhalten bleibt und auf diese Weise seine anatomisch einwandfreie Lage im Beckenboden rekonstruiert werden kann. Dafür wurde in der Martini-Klinik die
Gerade beim Thema Potenz spielen neben einer Prostatakrebs-Erkrankung auch das Alter des Patienten, mögliche Begleiterkrankungen sowie die mögliche Art der Nerverhaltung – an einer Seite oder an beiden Seiten der Prostata – eine wichtige Rolle. Bei den Männern, bei denen beide Nervenstränge erhalten werden konnten, lag die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr bei den unter 59-Jährigen bei über 90 % der operierten Patienten. In der Altersgruppe 59 bis 65 Jahre waren es knapp unter 80 %, bei den über 66-jährigen Männern rund 76 % der operierten Patienten.
Im Falle des Auftretens eines PSA-Rezidivs kann nach einer bereits erfolgten Prostatektomie eine Bestrahlung des Beckens
Mit der Gammasonde Metastasen detektieren
Das Wachstum der Prostatakrebszellen wird unter anderem durch das männliche Hormon Testosteron reguliert. Dadurch kann das Wachstum des Tumors durch eine medikamentöse Hormonentzugstherapie über einen längeren Zeitraum aufgehalten und kontrolliert werden. Eine Heilung ist über diesen Weg jedoch nicht möglich. Die Wirkung des körpereigenen Testosterons kann durch eine Tablettengabe von sogenannten Antiandrogenen blockiert werden. Dieses sorgt dafür, dass die Tumorzellen vom Testosteron abgeschirmt werden – ohne dass dabei der Testosteronspiegel im Blut relevant gesenkt wird.
Medikamentöse Therapieoptionen
Auch unter Hormonentzug kann es nach einiger Zeit – im Mittel nach 24 Monaten – zu einem Fortschreiten des Tumors kommen. Diese Situation wird als „hormontaubes“ oder „kastrationsresistentes“ Tumorstadium bezeichnet. Für Patienten mit einem metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom stehen mehrere Substanzen mit unterschiedlichem Wirkmechanismus zur Verfügung, welche erfolgreich eingesetzt werden können.
Metastasiert und kastrationsresistent