Hintergrund
Im Vergleich mit der deutschen Mehrheitsbevölkerung zeigen verschiedene Studien eine deutlich schlechtere Mundgesundheit bei Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere aus dem Mittleren Osten und Osteuropa 1,2. Dies betrifft alle Altersgruppen von der Kindheit bis ins hohe Alter.
Das Zahn- und Mundpflegeverhalten, eine gesunde und zahnfreundliche Ernährung sowie regelmäßige Zahnarztbesuche spielen bei der Verbesserung der Mundgesundheit eine wichtige Rolle 3,4.
Die Mundgesundheit hat darüber hinaus einen Einfluss auf die Allgemeingesundheit 5.
Studien zeigen, dass kulturspezifische Faktoren und der sozioökonomische Status einen eigenständigen Einfluss auf die Mundgesundheit haben.
Ziel
Vor diesem Hintergrund zielt das MuMi-Projekt darauf ab, die Mundgesundheitskompetenz und Mundgesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern und dadurch die gesundheitliche Chancengleichheit in Deutschland zu steigern.
Um diese Ziele zu erreichen, wurde ein migrationssensibles Schulungsprogramm für die Mundgesundheit in Form einer App in fünf Sprachen entwickelt.
Ablauf des MuMi-Projekts
Das Präventionsprogramm in Form einer App wird von Hamburger Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks aus dem Bezirk Mitte durch die engagierte Kooperation niedergelassener Zahnarztpraxen genutzt und getestet. Studienteilnehmende gehen aus dem Patientenstamm der Zahnarztpraxen hervor. Patientinnen und Patienten mit und ohne Migrationshintergrund werden eingeladen, an dem MuMi-Projekt teilzunehmen. Als Dankeschön für ihr Engagement erhalten die kooperierenden Zahnarztpraxen eine Aufwandsentschädigung pro Patientin/Patient und die Patientinnen und Patienten ein Zahnpflegeset.
Die Mundgesundheit und Mundgesundheitskompetenz wird anhand einer kurzen zahnärztlichen Untersuchung und eines Fragebogens gemessen. Nach der ersten Untersuchung wird der Hälfte der Teilnehmenden eine App in einer der fünf Sprachen ihrer Wahl (Deutsch, Englisch, Türkisch, Russisch oder Arabisch) für circa ein halbes Jahr zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe eines zweiten Messzeitpunktes soll untersucht werden, ob durch die Nutzung der App eine Verbesserung der Mundgesundheit erreicht werden konnte.
Förderer
Das MuMi-Projekt wird gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) (Förderzeitraum: 1. Juli 2018 – 31. Dezember 2021). Der G-BA ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Ziel des Innovationsfonds ist eine qualitative Weiterentwicklung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Der beim G-BA eingerichtete Innovationsausschuss legt in Förderbekanntmachungen die Schwerpunkte und Kriterien für die Förderung fest, führt Interessenbekundungsverfahren durch und entscheidet über die eingegangenen Anträge auf Förderung.
1 Aarabi G, Reissmann DR, Farhan D, Heydecke G, Kofahl C (2013) Die Mundgesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland - eine kritische Betrachtung der vorliegenden Studien. Dtsch Zahnärztl Z 68: 280-287.
2 Aarabi G, Reissmann DR, Seedorf U, Becher H, Heydecke G, Kofahl C (2017) Oral Health and Access to Dental Care of Elderly Migrants and Non-Migrants in Germany. Ethnicity and Health.
3 Schäfer T, Schneider A, Hussein R, Schwartz F (2012) BARMER GEK Zahnreport. Siegburg: Asgard Ver-lagsservice GmbH.
4 Pieper K, Momeni A (2006) Grundlagen der Kariesprophylaxe bei Kindern. Dtsch Ärztebl 103:849- 55.
5 U.S. Department of Health and Human Services (2000) Oral health in America: A report of the Surgeon General - Executive summary. Rockville, MD: US Department of Health and Human Services: National Institute of Dental and Craniofacial Research, National Institutes of Health.