Hilfe im Galopp
Katja Wachholz sitzt seit 50 Jahren fest im Pferdesattel. Lange Jahre war sie auf Turnieren unterwegs. Seit 2018 gehört die Medizinische Technologin für Radiologie (MTR) ehrenamtlich zur Reiterstaffel der Johanniter Harburg und ist im Sommer fast jedes Wochenende im Einsatz.
Text: Silke Hilgemeier, Fotos: Eva Hecht; Johanniter
Hoch zu Ross hat Katja Wachholz den besten Blick über ihr Einsatzgebiet – egal, ob auf Volksfesten, Umzügen, Sportveranstaltungen, Konzerten oder in der Lüneburger Heide. Auf vier Beinen ist sie insbesondere in Menschenmengen und auf unwegsamem Gelände schneller zur Stelle als ein Rettungswagen. „Wenn es sein muss und der Einsatzort es hergibt, auch im gestreckten Galopp“, erklärt die 57-Jährige. Dabei reiten sie immer zu Dritt oder Viert im Trupp, sind per Funk mit der Leitstelle verbunden und werden so zu Notfällen gelotst. „Vor Ort angekommen, hält eine:r von uns die Pferde fest, während sich die anderen um die Patient:innen kümmern.“ Die Verletzungen können vielseitig sein, dementsprechend gut ausgestattet sind ihre Satteltaschen: vom Pflaster über Wunddesinfektion bis zum Verbandmaterial, Beatmungsbeutel oder Defibrillator für Patient:innen mit Herzstillstand. „Wir übernehmen die Erstversorgung und kümmern uns um die Verletzten, bis der Rettungsdienst kommt.“
Um Teil der Reiterstaffel werden zu können, hat Katja Wachholz eine Ausbildung zur Sanitäterin abgeschlossen. „Die Kosten haben die Johanniter getragen. Auch die Eignung meines Pferdes wurde getestet.“ Auf Loki, ihren 14-jährigen Wallach, könne sie sich hundertprozentig verlassen. „Er ist mein Partner auf Augenhöhe. Wenn ich meine Dienstkleidung, also meine orangene Weste, trage, weiß er genau, dass wir nicht zum Spaß ausreiten, sondern es jetzt jederzeit ernst werden könnte.“ Ohne seine Nervenstärke bei lauten und engen Veranstaltungen würde es nicht funktionieren, ist sie sich sicher. Einmal im Monat trainiert sie mit ihren Johanniter-Kolleg:innen und deren Pferden verschiedene Szenarien.
In Stresssituationen helfe ihr auch ihre Berufserfahrung aus dem UKE. Seit 32 Jahren arbeitet Katja Wachholz als MTR in der Klinik für Strahlentherapie. „Wenn ich die Maschinen bediene, trage ich große Verantwortung, da ich die Strahlendosis korrekt in den Patient:innen platzieren muss.“ Vor acht Jahren hat sie sich zusätzlich zur klinischen Risikomanagerin fortgebildet. „Die neuen Aufgaben, wie zum Beispiel die gemeinsame Leitung von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen mit meinen ärztlichen Kolleg:innen, haben mir noch mehr Selbstvertrauen gegeben, und ich möchte anderen ein Beispiel geben.“
Die Arbeit im Team ist Katja Wachholz wichtig – im UKE und bei den Johannitern: „Man muss zusammenwachsen und sich vertrauen.“ Das gelte für Mensch und Tier. Gerade bildet sie ihr zweites Pferd für die Reiterstaffel aus. „Es hat seinen eigenen Kopf. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber ich freue mich drauf“, lacht sie gut gelaunt. Auch über andere Pferdenarren und -närrinnen, die Lust hätten, bei der Reiterstaffel mitzumachen, würde sie sich freuen.