Preisregen für Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Lisa Leypoldt
Das hätte Dr. Lisa Leypoldt sich nicht zu träumen gewagt: Für eine im UKE initiierte klinische Studie zum Multiplen Myelom, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks, wird die junge Wissenschaftlerin mit gleich drei renommierten Forschungspreisen ausgezeichnet. Seit 2019 erforscht sie das Hochrisiko-Myelom – zuletzt mit einem Stipendium an der Harvard Medical School in Boston.
Text: Nicole Sénégas-Wulf, Fotos: Eva Hecht, Axel Kirchhof
Konzentriert klickt sich Dr. Lisa Leypoldt in ihrem Büro im ersten Stock des Universitären Cancer Centers (UCC Hamburg) durch die E-Mails des Tages. Derzeit ist die Ärztin als Teil ihrer Facharztweiterbildung auf der Intensivstation im Einsatz. „Nach meinen Schichten nutze ich die Zeit gern, um meine Forschungen voranzutreiben“, erzählt die 32-Jährige, die gerade von einem zweijährigen Forschungsaufenthalt aus Boston zurückgekehrt ist. Ihre wissenschaftliche Reise begann sie bereits während ihres Medizinstudiums in Hamburg – mit Zwischenstopps am Huntsman Cancer Center in Salt Lake City (USA) und am Uniklinikum Münster. „Mich haben immer schon die immunologischen Aspekte von Erkrankungen gereizt“, sagt sie. Gerade im Bereich der Hämatologie und insbesondere beim Multiplen Myelom, der zweithäufigsten, bösartigen hämatologischen Erkrankung, habe es in den letzten Jahren einen enormen Innovationsschub gegeben. Was sie zu ihrer Forschung motiviert? „Mit dafür zu sorgen, dass neue therapeutische Ansätze möglichst rasch bei Patient:innen ankommen, um ihnen besser helfen zu können.“
Seit 2019 in der Myelom-Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Katja Weisel
Dabei konzentriert sich die junge Wissenschaftlerin auf das sogenannte Hochrisiko-Myelom, das durch genetische Veränderungen zu besonders aggressiven Verläufen führt und etwa ein Viertel der Patient:innen betrifft. „Im Gegensatz zu den anderen Patient:innen konnte diese Gruppe bislang nicht in der gewünschten Form von den Behandlungsfortschritten profitieren“, erklärt Dr. Leypoldt. Nach ihrer Doktorarbeit über autoimmune Hepatitide schließt sie sich 2019 der Myelom-Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Katja Weisel, Stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik, an und übernimmt neben ihr bei der UKE-eigeninitiierten CONCEPT-Studie die Studienleitung. Dabei handelt es sich um eine multizentrische Phase II-Studie zur Erstbehandlung von Hochrisikopatient:innen, an der 20 deutsche Kliniken beteiligt sind. „Ziel der Studie war es, die Krankheit durch eine intensivere Kombinationstherapie aus vier verschiedenen Medikamentenklassen so weit zurückzudrängen, dass bei möglichst vielen Patient:innen gar keine Erkrankungsaktivität mehr nachgewiesen werden kann“, so Dr. Leypoldt. Der Plan geht auf, wie die ersten Ergebnisse zeigen: „Im Vergleich konnten wir die mittlere Überlebenszeit beim Hochrisiko-Myelom von zwei bis drei auf mehr als sechs Jahre verdoppeln“, freut sich die Wissenschaftlerin.
Forschungspreis der Hamburger Krebsgesellschaft
Für ihre Forschungen wird Dr. Leypoldt gleich dreimal ausgezeichnet: Im September 2023 mit dem Young Investigator Award der Internationalen Myelom-Stiftung, am vergangenen Freitag mit dem Forschungspreis der Hamburger Krebsgesellschaft zusammen mit Dr. Matthias Dottermusch sowie Ende November in Berlin mit dem Paul Martini Nachwuchspreis. Wie sich das anfühlt? „Ich bin total überwältigt und dankbar, möchte aber auch betonen, dass hinter diesem Erfolg eine großartige Teamleistung und die Unterstützung der Klinikleitung stehen“, sagt sie. Am meisten freut sie sich darüber, dass das neue Therapieregime bereits in die amerikanischen Krebsleitlinien aufgenommen wurde und so Patient:innen direkt zugutekommen kann.
Für heute ist ihr Arbeitstag geschafft. Lisa Leypoldt fährt den Computer herunter und schnappt sich ihre Tasche. Jetzt wird sie eine Runde laufen gehen. Das tut sie am liebsten um die Alster mit einer guten Freundin oder ihrem Mann. Um den Kopf wieder frei zu bekommen – für neue Ideen.