Die Geschichte der Psychosomatik in Hamburg
Die Psychosomatische Abteilung an der II. Medizinischen Klinik des UKE wurde von Prof. Dr. Arthur Jores (1901 bis 1982) gegründet. Hier war er von 1946 bis 1968 Professor für Innere Medizin. Vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen im Nationalsozialismus wandte sich der Ordinarius für Innere Medizin und spätere Rektor der Universität Hamburg (1950) der Wechselwirkung von seelischem Leid und körperlicher Krankheit zu und wurde zu einem der Mitbegründer der wissenschaftlichen Psychosomatik nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland.
Unter seinem Nachfolger, Prof. Dr. Dr. Adolf-Ernst Meyer (1925 bis 1995), der die Abteilung von 1970 bis 1992 leitete, richtete sich das Profil der Abteilung vor allem an der Forschung aus. Höhepunkt war der Sonderforschungsbereich 115 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Psychosomatik, Klinische Psychologie, Psychotherapie“. Besondere Forschungsinhalte waren die Gruppentherapie, die Therapie der Anorexia Nervosa und die vergleichende Psychotherapieforschung.
Nach 1992 leiteten Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens und danach Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Deneke die Abteilung. Neben Forschungstätigkeiten in der Entwicklung und Erprobung qualitativer Forschungsmethoden in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapieforschung, Psychischer Struktur und Gesundheit, Narzissmus, Schmerz, Allergischer Erkrankungen, Hörsturz und Tinnitus, traten Fragen der Versorgung in den Vordergrund. 1986 wurde eine Weiterbildungseinrichtung für Psychotherapie (das heutige Adolf-Ernst-Meyer-Institut für Psychotherapie) gegründet, um einem Mangel an Psychotherapeut:innen in Hamburg abzuhelfen.
Seit 2007 ist Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Bernd Löwe Direktor an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Professor Löwe ist „Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“, „Facharzt für Innere Medizin“ und psychologischer Psychotherapeut. Professor Löwe ist in Verhaltenstherapie und in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie ausgebildet und in beiden Verfahren weiterbildungsberechtigt.
Beginnend 2007 etablierte Professor Löwe die stationäre Versorgung von Patient:innen mit psychosomatischen Störungen zunächst im Rahmen einer Kooperation mit der Schön Klinik Hamburg Eilbek, deren Klinik und Tagesklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie er 2007 bis 2018 chefärztlich leitete.
Im Oktober 2019 eröffnete das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erstmalig eine eigene psychosomatische Station und schließt damit eine Versorgungslücke für Patient:innen innerhalb und außerhalb des UKE. Behandlungsschwerpunkte sind Essstörungen (Anorexia und Bulimia Nervosa), somatoforme und funktionelle Störungen und somatopsychische Erkrankungen, z.B. auch im Sinne reaktiver Störungen, depressiver Störungen, Angststörungen. Im Jahr 2022 haben wir nun auch eine Tagesklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eröffnet.
Auch wissenschaftlich ist die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie national und international ausgesprochen erfolgreich. In der Abteilung wurden seit 2007 durchgehend mehrere, durch DFG, BMBF, Innovationsfond und Stiftungen geförderte Drittmittelprojekte durchgeführt.
Mit seinem Team gründete Professor Löwe 2016 den Europäischen Forschungsverbund EURONET-SOMA ( www.euronet-soma.eu ) und leitet diesen. Im Jahr 2021 entstand die DFG Forschungssgruppe FOR 5211 - SOMACROSS zur Entstehung und Chronifizierung von somatischen Beschwerden ( SOMACROSS ).
Die Klinik arbeitet eng mit dem Institut für Psychotherapie (IfP) zusammen, welches seit 2017 ein eigenständiges psychotherapeutisches Aus- und Weiterbildungsinstitut am Zentrum für Psychosoziale Medizin in alleiniger Trägerschaft des UKE ist. Das IfP wird gemeinsam von 4 Kliniken und Instituten des UKE geleitet, geschäftsführender Direktor seit 2017 ist Professor Löwe.