Sport ist nicht gleich Sport

Immer weniger Kinder und Jugendliche treiben Sport. Und wenn doch, so ist bisher wenig bekannt darüber, welche körperlichen Voraussetzungen sie erfüllen müssen, um ihr Training richtig auszuüben und verletzungsfrei zu bleiben.


Text: Kathrin Thomsen, Fotos: Eva Hecht

Eine Plank, der klassische Unterarmstütz, gilt als eine der effektivsten Eigengewichtsübungen. Aber nur noch wenige Kinder und Jugendliche können ihren wie zu einem Brett angespannten Körper, abgestützt auf Unterarmen und Zehenspitzen, zitterfrei halten. Selbst dann nicht, wenn sie sich als sportlich beschreiben, regelmäßig Fußball, Hockey, Tennis oder Golf spielen. „Dabei verbessert eine gesunde Rumpfstabilität auch die Fähigkeit zum Halten der Beinachse – und beugt somit beispielsweise Knieverletzungen vor“, erklärt Prof. Dr. Götz Welsch. Und der Leiter des UKE Athleticum ergänzt: „Wer eine einzige Sportart ausübt, ist noch längst nicht fit im medizinischen Sinn.“ Erschreckend: Bei vielen der Proband:innen seien somit Verletzungen vorprogrammiert.

Seit Ende 2023 testet sein Team jugendliche Freizeitsportler:innen auf ihre sportmotorischen Fähigkeiten mit dem Ziel, aus den gewonnenen Erkenntnissen Empfehlungen für Vereine und Schulen abzuleiten und Präventionsprogramme auf breiter Basis einzuführen. Dabei nutzen die Mediziner:innen des UKE Athleticum auch ihre Erfahrungen aus der Betreuung von Profisportler:innen etwa des HSV und als Untersuchungszentrum des Olympischen Sportbundes – wo das Thema Prävention längst selbstverständlich ist.

Athleticum Forschungsteam
Die Studienkoordinator:innen
Lorenz Lahmann-Lammert (l.), Dr Glismann, Prof. Welsch

Bisher kaum erforscht

Die vorhandene Studienlage zum Thema sei eher inhomogen, so Welsch. Überdies seien die Fähigkeiten, die Jugendliche benötigten, individuell abhängig von der Sportart, dem Geschlecht und ihrem Wachstumsstadium. „Uns ist es bei unserer Studie wichtig, Aspekte von Mannschafts- wie Einzelsportarten einzubeziehen und Tests anzuwenden, die einfach und zeitlich machbar sind“, betont Welsch. Und Studienkoordinatorin Dr. Karin Glismann ergänzt: „Deswegen nutzen wir vor allem unsere guten Kontakte zu den hiesigen Fußball-, Hockey-, Tennis- und Golfvereinen. Am liebsten kommen die Jugendlichen in Gruppen zu uns – so machen sie gleich ein Mannschaftsevent daraus.“

Erste Ergebnisse erhofft sich das Studienteam bis Ende 2025. „Wir werden voraussichtlich divergente Erkenntnisse gewinnen“, prophezeit Welsch, „aber wir sehen schon jetzt die hohe Bedeutung des so genannten Peak height velocity, also der Veränderungen während der Wachstumsschübe der Jugendlichen. Diese Phase ist besonders fragil, darauf werden wir den Fokus setzen.“ Was die spätere Verbreitung abgeleiteter Trainingsprogramme angeht, ist Welsch zuversichtlich. „Im Zuge von Digitalisierung und Zunahme künstlicher Intelligenz können sich die Jugendlichen wahrscheinlich schon bald Trainingstipps just-in-time übers Handy zuspielen lassen.“


So läuft die Studie: www.uke.de/sportmotorik