Bestrahlung nach Programm
Der Erfolg der Strahlentherapie hängt maßgeblich von deren Präzision ab. Spezielle, eigens programmierte Computerprogramme machen die Bestrahlung für Patient:innen effizienter, effektiver – und sicherer.
Text: Kathrin Thomsen, Fotos: Axel Kirchhof
Wann immer Patient:innen etwa mit einem Herzschrittmacher zur Strahlentherapie kommen, heißt es, einmal mehr Obacht zu geben. „Bei einer Bestrahlung müssen wir immer viele Parameter berücksichtigen“, verdeutlicht Maximilian Grohmann, „mit was für einem Tumor haben wir es zu tun? Welche Technik eignet sich am besten? Wie hoch sollte die Dosis sein – um nur einige Beispiele zu nennen.“ Ein Herzschrittmacher vergrößere diese Komplexität, so schließe er etwa die Anwendung bestimmter Energien und Einstrahlwinkel von vornherein aus. Hinzu kämen die Parameter, die sich erst im Therapieverlauf abzeichneten, so der Medizinphysikexperte. So könnten Tumore wachsen, Patient:innen ab- oder zunehmen oder deren Lagerung durch Schmerzen erschwert werden. Auch das Erstellen eines Elektrokardiogramms (EKG) bei Schrittmacherpatient:innen unter der Bestrahlung sei herausfordernd.
Jeder Bestrahlungsplan ist komplex
„Manches davon können wir erst durch automatisierte Lösungen besser abschätzen“, betont Grohmann. Seit Ende 2016 im UKE, programmiert er hierfür zusätzlich Skripte, also Programme, die mit dem Bestrahlungsplanungssystem kommunizieren. Ein Beispiel ist die im Team entwickelte Software „PlanCheck“, mit der schon vor einer Bestrahlung bis zu 100 Parameter überprüft werden können. „Damit erkennen wir mögliche Abweichungen frühzeitiger, gewinnen Zeit und steigern die Behandlungsqualität weiter“, erläutert Grohmann. Den perfekten Bestrahlungsplan gebe es nie. „Dafür spielen einfach zu viele Parameter eine Rolle. Wir können die Einflussfaktoren nur gemeinsam im Kollegium abwägen und uns einem Optimum rechnerisch annähern.“ Letztlich erhalte jede Patientin, jeder Patient einen individuellen Plan für mehrere Wochen.
Um sicherzustellen, dass die geplante Strahlendosis auch tatsächlich täglich den Tumor der Patient:innen erreicht, kommt eine weitere Automatisierung zum Einsatz: das EPID-in-vivo-Dosimetrie-Verfahren. „Damit können wir die tägliche Dosis an den Patient:innen messen“, erklärt Grohmann, „dieses Verarbeiten großer Datenmengen ist nur automatisiert möglich.“ Für die Zukunft gelte es, mit Hilfe künstlicher Intelligenz Bestrahlungspläne nicht nur zu kontrollieren, sondern auch flexibel und tagesaktuell an den Bedarf der Patient:innen anzupassen.