Cochlea-Implantat-Versorgung in Hamburg (CI)
Liebe Patientinnen, liebe Patienten,
auf dieser Seite zur Cochlea-Implantat-Versorgung im Universitären Cochlea-Implantat-Zentrum Hamburg möchten wir Sie über die Behandlung einer hochgradigen Hörstörung oder Ertaubung informieren. Als eine der größten Einrichtungen in der Metropolregion Hamburg bringen wir langjährige Erfahrungen bei der operativen Versorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI) und der postoperativen Rehabilitation in der Behandlung Ihrer Hörstörung ein. Eines unserer stärksten Alleinstellungsmerkmale: Wir führen die notwendige, mehrmonatige technische und hörtherapeutische Rehabilitation vollständig selbst durch – ambulant, und wenn nötig auch stationär. Auch die lebenslange Nachsorge und eine mögliche Umrüstung bei technischen Neuerungen wird durch uns betreut. Wir richten uns dabei nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (DGHNO). Eine solide Ausbildung der beteiligten Berufsgruppen sowie das Engagement in versorgungsbezogener Forschung unterstützen die Behandlung auf höchstem Niveau. Als selbstständig organisierte Abteilung der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) stellen wir Ihre Fragen, Wünsche und Sorgen rund um das Thema Hörverbesserung in den Fokus. Wir begleiten Sie durch den notwendigen administrativen und klinischen Prozess von Anfang an.
Durch die enge Vernetzung mit der Klinik und Poliklinik für Hör-, Stimm- und Sprachheilkunde (Phoniatrie und Pädaudiologie) und die enge Zusammenarbeit mit den lokalen und überregionalen Frühförderstellen sind bei uns auch die jüngsten Patientinnen und Patienten gut aufgehoben.
Wir freuen uns, Sie oder Ihr Kind sowie Ihre Angehörigen auf dem Weg zurück zu einem erfolgreichen Hören zu begleiten.
Ihre
Prof. Dr. Christian S. Betz
Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Prof. Dr. Mark Praetorius
Leiter des Universitären Cochlea-Implantat-Zentrums Hamburg
[ KONTAKT: Tel.:
Cochlea-Implantat-Versorgung im UKE
Folgende Informationen finden Sie auf dieser Seite zum Cochlea-Implantat (CI)
Hören und Hörstörung
Was ist ein Cochlea-Implantat und wie funktioniert es?
Ablauf der CI-Versorgung
Häufige Fragen
Hörrehabilitation bei Erwachsenen
Besonderheiten der Cochlea-Implantat-Versorgung im Kindesalter
Terminvereinbarung und Kontaktmöglichkeiten
Hören und Hörstörung
Das Hören ist einer unserer wichtigsten Sinne. Es ermöglicht uns das Wahrnehmen unserer Umgebung – und trägt wesentlich zur Kommunikation mit unseren Mitmenschen bei. Die Folgen einer Einschränkung dieses Sinnes können zahlreich sein: Vereinsamung, soziale Isolation bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes und von Freundschaften.
Es gibt unterschiedliche Ursachen und Ausprägungen von Schwerhörigkeit oder Taubheit und können bereits bei Geburt bestehen oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Mögliche Ursachen sind:
- Entzündungen
- Verletzungen
- Lärmexposition
- Genetische Faktoren und Fehlbildungen
- Altersschwerhörigkeit
- Hörsturz
- Meningitis
Sowohl für taub geborene Kinder, als auch für Patienten, die aufgrund einer Meningitis ertaubt sind, besteht ein dringlicher Handlungsbedarf und eine frühzeitige Versorgung mittels Cochlea-Implantat kann den Hörerwerb ermöglichen.
Hörstörungen des Innenohrs, die nach dem Spracherwerb und nicht in Folge einer Hirnhautentzündung auftreten, entstehen meist eher schleichend und sind hinsichtlich der Versorgung in der Regel weniger zeitkritisch.
Wenn moderne Hörgeräte bei hochgradiger Schwerhörigkeit keine ausreichende Verbesserung des Sprachverstehens mehr erzielen können, kann die Cochlea-Implantat-Versorgung eine Alternative darstellen. Bei der Implantat-Versorgung wird durch operatives Einführen eines Elektrodenträgers in die Hörschnecke (Cochlea) die Funktion der geschädigten Sinneszellen im Innenohr im weitesten Sinne ersetzt und der Hörnerv direkt stimuliert. Das Cochlea-Implantat (CI) ist somit der erste erfolgreiche künstliche Ersatz eines Sinnesorgans.
Was ist ein Cochlea-Implantat und wie funktioniert es?
Konventionelle Hörgeräte funktionieren nach dem Prinzip der Schallverstärkung. So wird der Schall vom Gerät aufgenommen, in seiner Intensität verstärkt und über Trommelfell und Mittelohr an die Hörschnecke weitergeleitet. Das Innenohr funktioniert weiterhin, wird allerdings durch das Hörgerät unterstützt.
Ein Cochlea-Implantat ersetzt die Funktion der Sinneszellen im Innenohr und ist vereinfacht mit einem Computer zu vergleichen, bestehend aus dem Implantat, das im Rahmen einer Operation unter die Haut gesetzt wird, und dem Prozessor, der hinter der Ohrmuschel getragen wird und einem Hörgerät ähnlich ist.
Der Prozessor nimmt über ein Mikrofon den Umgebungsschall auf und wandelt ihn in elektrische Signale um. Diese werden über eine Magnetspule auf der Kopfhaut an das unter der Haut liegende Implantat abgegeben. Das Implantat besitzt einen Elektrodenträger, der in die Cochlea geschoben wird. Dieser Elektrodenträger gibt nun die elektrischen Signale direkt an den Hörnerv weiter, die wiederum im Gehirn eine Hörwahrnehmung erzeugen. Die geschädigten Sinneszellen des Innenohrs werden so umgangen.
Das Implantat benötigt keine eigene Energiequelle; es wird via Induktion über den Prozessor versorgt. Es ist so ausgelegt, dass es ein Leben lang im Einsatz sein kann und damit ist ein erneuter Eingriff mit Wechsel des Implantats aus heutiger Sicht nicht notwendig. Im Laufe der Jahre hat sich die Technik deutlich weiterentwickelt. Wie bei anderen Computern sind auch bei den Implantaten die Prozessoren leistungsfähiger, leichter, kleiner und ausdauernder geworden.
Ablauf der CI-Versorgung
- Erstvorstellung im Rahmen der Cochlea-Implantat-Sprechstunde
- Hörtestung (subjektive und objektive Tests wie Tonschwellen- & Sprachaudiometrie)
- Ggf. Hörnerventest (Promontorialtest)
- Radiologische Bildgebung (cMRT, CT oder DVT)
- Systemauswahl (welches Implantat und welcher Sprachprozessor von welchem Hersteller)
- Vorbereitungstag vor der CI-Operation
- Mehrtägiger stationärer Aufenthalt und CI-Operation
Ob ein Cochlea-Implantat für Sie beziehungsweise Ihr Kind als optimale Versorgung in Frage kommt, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Die Entscheidung darüber treffen wir im Rahmen umfangreicher Vorab-Termine gemeinsam mit Ihnen und Ihren Angehörigen. So beurteilen wir Ihr Hörvermögen mittels verschiedener Tests sowie bildgebender (radiologischer) Untersuchungen und klären auch mögliche Alternativen wie beispielsweise eine optimierte Hörgeräteversorgung. Bei einseitiger Ertaubung kann die Versorgung mit CROS (contralateral routing of signals)-Hörgeräten erprobt werden. Allerdings gibt es hier Nachteile gegenüber einer CI-Versorgung hinsichtlich des Richtungshörens sowie des Hörens im Störgeräusch.
In den medizinischen, therapeutischen und technischen Vorgesprächen mit unserem Team bestehend aus Ärzten/innen, Logopädinnen und Audiologen- klären wir Sie ausführlich über die genaue Funktionsweise des Implantats, die Operation und die anschließende Rehabilitation auf. Wir nehmen uns selbstverständlich Zeit für Sie, um Ihre Fragen zu beantworten.
Steht die Entscheidung zur Operation fest, führen unsere CI-Spezialisten nach entsprechender chirurgischer und anästhesiologischer Vorbereitung die Implantation in Vollnarkose im Rahmen eines stationären Krankenhausaufenthalts durch. Die Dauer der Operation beträgt etwa ein bis zwei Stunden. Währenddessen nehmen wir bereits erste technische Messungen vor, die eine erfolgreiche Implantation bestätigen können. Vor allem bei Kindern sind diese ersten Messungen für die postoperative Hörrehabilitation von großem Nutzen, da Kinder in ihrer Mitarbeit eingeschränkt sind und die subjektive Hörwahrnehmung, ob zu laut oder zu leise, nicht genau wiedergeben können. Nach der Operation folgt eine mehrtägige stationäre Überwachung, um eine optimale postoperative Versorgung sicherzustellen. Nach ungefähr vier Wochen beginnt die Phase der Rehabilitation. Das Cochlea-Implantat wird erstmals aktiviert. Dann sind auch die ersten Hörwahrnehmungen zu erwarten. Das Implantat wird im Folgenden stufenweise angepasst, und Sie oder Ihr Kind erhalten eine individuelle Hörtherapie von unserem interdisziplinären Team.
Nach Abschluss der Basisrehabilitation – circa zwei Jahre bei Erwachsenen und drei Jahre bei Kindern – erfolgt die lebenslange Betreuung durch unser Team mit regelmäßigen medizinischen und technischen Überprüfungen zumeist im Jahresrhythmus.
Was können Sie tun?
Um die Abklärungstermine bestmöglich durchführen zu können, benötigen wir von Ihnen Informationen und Unterlagen, die Sie idealerweise bereits vorliegen haben und zur Erstvorstellung mitbringen.
Hierzu zählen beispielsweise:
- Aktueller Erfolgsbericht (Anpassbericht) Ihres
- Hörakustikers
- Bereits durchgeführte radiologische Bildgebungen (MRT, CT) des Felsenbeins mit Fokus auf das Innenohr
- Vorbefunde wie z. B. ältere Hörtests, Arztbriefe und OP-Berichte
Häufige Fragen
Ist die CI-Operation gefährlich?
Bei der Operation handelt es sich um eine „Routine“ – Operation. Diese wird standardisiert und mikroskopisch über einen Schnitt hinter dem Ohr durchgeführt, sodass eine spätere Narbenbildung kaum auffällt. Weiterhin wird der Zugang durch das Felsenbein „gebohrt“ mit einem kleinen Bohrer, den man ähnlich auch vom Zahnarzt kennt. Der Zugang zum Innenohr (die Cochlea) erfolgt über das Mittelohr durch das runde Fenster, welches den „Eingang“ zur Cochlea darstellt. Die Elektrode wird also über das runde Fenster in die Cochlea eingeführt und anschließend wird die erfolgreiche Lage der Elektrode von unseren Audiologen gemessen. Während der gesamten Operation wird die Funktion des Gesichtsnerven (Nervus facialis) mit einem Neuromonitoring kontrolliert um diesen zu schonen.
Welche Komplikationen können bei der Operation auftreten?
Sehr selten gibt es Komplikationen wie eine Wundheilungsstörung oder – infektion, ebenso tritt eine Gesichtsnervenlähmung äußerst selten auf. Ebenfalls äußerst selten kommt es zu einer Fehllage der Elektrode und der Notwendigkeit einer erneuten Operation. Gelegentlich kann es zu Schwindel kommen, welcher nach einigen Tagen durch Medikamente und Physiotherapie stabilisiert wird.
Muss das Cochlea-Implantat später ausgetauscht werden und benötige ich dann noch eine Operation?
Die Haltbarkeit der Cochlea-Implantate ist sehr lange, es gibt Patienten, die Ihre Implantate bereits seit 30 Jahren nutzen und die immer noch funktionieren. Wenn Kleinkinder mit Cochlea-Implantaten versorgt werden, dann ist es allerdings wahrscheinlich, dass das Implantat im Laufe des Lebens gewechselt wird. Der äußere Sprachprozessor unterliegt einer ständigen technischen Erneuerung und kann alle 6 Jahre ausgetauscht werden.
Wer bezahlt das Implantat? Und die Batterie-Versorgung?
Die Bezahlung des Implantates und der Batterien bzw. Akkus erfolgt durch die Krankenkassen, wenn eine Indikation entsprechend gültiger Leitlinien vorliegt. Für manche Krankenkassen wird ein Antrag benötigt, der durch das CI-Team vorbereitet wird.
Kann ich mit dem CI Sport machen und Schwimmen gehen?
Natürlich kann man mit dem CI Sport machen und Schwimmen gehen, ohne den Sprachprozessor sogar ohne Einschränkungen. Für das Schwimmen gibt es für den Sprachprozessor sogar eine Neopren-Hülle, sodass man auch im Wasser mit dem CI hören kann.
Gibt es kleinere Sprachprozessoren oder gar vollimplantierbare CI´s?
Die Größe der aktuellen Sprachprozessoren ist bereits sehr klein, die Entwicklung tendiert allerdings zu noch kleineren Geräten. An vollimplantierbaren CI´s wird geforscht, allerdings stecken Sie in den Kinderschuhen der Entwicklung und es werden noch viele Jahre vergehen, bis sie so gut funktionieren wie die Cochlea-Implantate, die aktuell auf dem Markt sind.
Hörrehabilitation bei Erwachsenen
Vier Wochen nach stationärer Entlassung und abgeschlossener Wundheilung steht die Vorstellung zur Erstanpassung an. Erst zu diesem Termin wird der Prozessor als äußerer Teil der Cochlea-Implantat-Versorgung angelegt und eingeschaltet – erste Höreindrücke sind nun möglich.
Das Hören mit einem Cochlea-Implantat ist zu Beginn meist ungewohnt. Erst durch die präzise technische Anpassung des Implantats, Schulung im Umgang mit der Technik und intensive Hörrehabilitation durch unser interdisziplinäres CI-Team entwickelt sich die Wahrnehmung eines angenehmen Klangs und guten Sprachverstehens.
Für eine Zeitspanne von zwei Jahren sind von den gesetzlichen Krankenkassen 20 Behandlungseinheiten (Behandlungstage) vorgesehen, die sich anfangs über engmaschig gelegte Termine, im Verlauf über größere Zeiträume verteilen. Eine zusätzliche hör- und sprachtherapeutische Unterstützung erhalten Sie über eine von Ihnen frei wählbare logopädische Einrichtung wohnortnah.
Die Hörrehabilitation führen wir primär ambulant durch. In speziellen Fällen ist auch eine stationäre Rehabilitation möglich.
Das logopädische Hörtraining
Wir bieten Ihnen ein Training des Sprachverstehens im Störschall, ein Telefontraining, Übungen zum Richtungshören, zum Hören von Musik an. Sie können auch an Gruppengesprächen mit Gleichgesinnten zur Verbesserung der Kommunikation teilnehmen.
Während das Einzelhörtraining explizit auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt ist, trainieren wir über andere CI-Träger eher alltagsnahe Szenarien in Gruppen. Die bereits genannten Trainingsparameter werden dann in einem geschützten Rahmen ausprobiert und um die Erfahrungen anderer bereichert. Nachdem die Erstanpassung und die initiale Rehabilitation abgeschlossen sind, erwartet Sie bereits nach wenigen Wochen ein zufriedenstellendes Hörerleben.
Besonderheiten der Cochlea-Implantat-Versorgung im Kindesalter
Durch das Neugeborenen-Hörscreening werden meist bereits in den ersten Wochen nach der Geburt Hörminderungen bei Säuglingen erkannt. Bevor die Diagnose „Schwerhörigkeit“ als sicher gilt, müssen die Befunde erneut bestätigt werden, um eine fundierte Entscheidung über die passende Therapie treffen zu können. Bei uns wird dies durch die Zusammenarbeit mit der Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachheilkunde (Phoniatrie und Pädaudiologie) unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Christina Pflug sichergestellt. Die Abteilung ist Ansprechpartner für alle Störungen der kindlichen Entwicklung im Bereich des Hörens, der Sprache, des Sprechens sowie der Hörwahrnehmung und -verarbeitung.
Die frühe Unterstützung hörgeschädigter Kinder ist sehr wichtig, da nur ein ausreichendes Hörvermögen eine regelhafte Sprachentwicklung sicherstellen kann. Deshalb können bei uns Kinder mit entsprechender Schwerhörigkeit etwa ab dem ersten Geburtstag mit einem Cochlea-Implantat versorgt werden.
Die Hörrehabilitation eines Kindes nach Cochlea-Implantat-Versorgung gestaltet sich grundlegend anders als bei einem Erwachsenen, der nach Abschluss der Sprachentwicklung ertaubt ist. Das Rehabilitationskonzept ist eine dem natürlich-hörgerichteten Ansatz folgende, sprachtherapeutische Arbeit im Rahmen eines bilingualen Spracherwerbs (Gebärden- und Lautsprache). Den Kindern wird eine Förderung der Kommunikation, des Hörens und des Sprechens einschließlich Elternberatung zu Teil. Diese Förderung erfolgt im Rahmen unseres mutlidisziplinären Rehabilitationskonzepts durch Spezialisten aus den Bereichen Logopädie, Musiktherapie, Ergotherapie.
Insgesamt steht eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Ärzten, Therapeuten, Audiologen, Pädakustikern und Pädagogen im Mittelpunkt, da diese für die optimale Entwicklung des Kindes essentiell ist.
COCHLEA-IMPLANTAT-SPRECHSTUNDE (CI)
Cochlea-Implantat-Sprechstunde: Mittwochs
Bitte bringen Sie folgende Unterlagen zu Ihrem ambulanten Termin mit:
- Überweisungsschein, Krankenversichertenkarte
- Anpassbericht vom Hörakustiker
- Radiologische Bildgebungen (MRT / CT vom Kopf /Felsenbein)
- Sonstige Vorbefunde