Individuelle Therapie – moderne Optionen für komplexe Situationen
Wenn Standardtherapien nicht ausreichen – maßgeschneiderte Ansätze für besondere Situationen
Das Pankreaskarzinom gilt als eine der komplexesten Tumorerkrankungen. Standardisierte Therapiekonzepte wie Operation, Chemotherapie oder Radiotherapie bilden die Basis der Behandlung – doch nicht jede Situation passt in ein Schema.
Gerade bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Verläufen stellt sich oft die Frage:
„Gibt es noch eine weitere Option – speziell für meine Situation?“
In ausgewählten Fällen prüfen wir daher individualisierte Therapiekonzepte, die über die klassische Behandlung hinausgehen. Dazu zählen z. B.:
- IRE (Irreversible Elektroporation) bei lokal nicht resektablen Tumoren
- HIPEC (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) bei peritonealen Metastasen
Diese Verfahren kommen nicht für alle Patient:innen infrage, bieten aber – bei sorgfältiger Auswahl – eine zusätzliche Perspektive, wenn konventionelle Wege ausgeschöpft sind.
Irreversible Elektroporation (IRE) – Schonende, nicht-thermische Tumorbehandlung
Die IRE ist ein modernes, minimalinvasives Verfahren zur gezielten Zerstörung von Tumorgewebe durch elektrische Impulse – ohne Hitze, ohne Skalpell.
Sie eignet sich insbesondere für Tumoren in empfindlicher Umgebung wie der Bauchspeicheldrüse.
Wie funktioniert IRE?
- Über mehrere feine Sonden, die millimetergenau um den Tumor platziert werden, werden hochfrequente elektrische Impulse abgegeben.
- Diese erzeugen Poren in der Zellmembran (Elektroporation), die nicht mehr geschlossen werden können.
- Die betroffenen Zellen sterben kontrolliert ab – ohne das umliegende Gewebe thermisch zu schädigen.
- Nerven, Gefäße und Gallengänge bleiben dabei in der Regel unversehrt – ein entscheidender Vorteil gegenüber thermischen Verfahren wie RFA oder Mikrowellenablation.
Wann kommt IRE zum Einsatz?
IRE wird vor allem in folgenden Situationen angewendet:
- Nicht operable Tumoren der Bauchspeicheldrüse (z. B. lokal fortgeschrittene Pankreaskarzinome)
- In ausgewählten Fällen auch bei Lebermetastasen oder lokal begrenztem Tumorrezidiv
Häufige Fragen (FAQ)
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Ist IRE eine Heilungschance?
IRE ersetzt keine Operation mit Entfernung des Tumors, kann aber in nicht-operablen Fällen zu einer besseren lokalen Tumorkontrolle führen und die Lebensqualität verbessern. In Kombination mit Chemo- oder Immuntherapie wird eine multimodale Therapieverfolgt.
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Ist IRE schmerzhaft?
Die Behandlung erfolgt in Vollnarkose. Nach dem Eingriff können vorübergehend Schmerzen oder Unwohlsein auftreten, die aber gut behandelbar sind.
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Wie lange dauert der Eingriff?
Der Eingriff dauert meist 60–90 Minuten. In der Regel ist ein stationärer Aufenthalt von 2–4 Tagen notwendig.
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Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
Wie bei jedem Eingriff gibt es Risiken (z. B. Entzündung, Organverletzung), jedoch ist das Verfahren in geübten Händen sicher und gut verträglich. Es gibt keine thermischen Verbrennungen, was ein großer Vorteil ist.
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Für wen ist IRE nicht geeignet?
- Bei Fernmetastasen ohne lokale Symptomatik steht meist die systemische Therapie im Vordergrund.
- Herzschrittmacher oder schwerwiegende Arrhythmien können gegen eine IRE sprechen.
Unsere Erfahrung & Kontakt
Am UKE Pankreaszentrum setzen wir IRE bei ausgewählten Patient:innen mit Pankreaskarzinom ein – oft als Teil eines interdisziplinären Therapiekonzepts. Wir beraten Sie gerne individuell, ob das Verfahren für Sie in Frage kommt.
HIPEC beim Pankreaskarzinom – Lokale Chemotherapie im Bauchraum
HIPEC (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) ist ein spezielles Verfahren zur Behandlung von Tumorzellen im Bauchraum (Peritonealmetastasen) – kombiniert Operation und eine lokal verabreichte, erwärmte Chemotherapie.
Wie funktioniert HIPEC?
- Operation (Cytoreduktion):
- Zunächst werden sichtbare Tumorabsiedlungen im Bauchraum chirurgisch entfernt.
- Heißspülung mit Chemotherapie:
- Direkt im Anschluss wird die Bauchhöhle über Schläuche mit erwärmter Chemotherapie (40–42 °C) gespült – meist für ca. 60–90 Minuten.
- Wirkprinzip:
- Die Hitze verbessert die Wirksamkeit der Medikamente. Da die Chemotherapie nur im Bauchraum wirkt, sind systemische Nebenwirkungen geringer.
Für wen kommt HIPEC in Frage?
HIPEC ist kein Standardverfahren beim Pankreaskarzinom, aber eine individuell zu prüfende Option in spezialisierten Zentren:
- Bei isolierter Peritonealkarzinose ohne Fernmetastasen in Leber oder Lunge
- Gute Allgemeinverfassung (ECOG 0–1)
- Nach ausführlicher interdisziplinärer Tumorkonferenz
- Ggf. im Rahmen von Studien oder individuellen Heilversuchen
Häufige Fragen (FAQ)
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Ist HIPEC eine Heilungschance beim Pankreaskarzinom?
Eine Heilung ist selten, aber das Fortschreiten der Erkrankung kann verzögert werden. Ziel ist eine Verlängerung des Überlebens bei erhaltener Lebensqualität.
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Wie unterscheidet sich HIPEC von herkömmlicher Chemotherapie?
HIPEC wirkt lokal im Bauchraum, kombiniert mit Hitze, die die Tumorzellen empfindlicher macht. Die Chemotherapie bleibt dabei größtenteils im Bauch – weniger Belastung für den ganzen Körper.
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Wie läuft der Eingriff ab?
Nach Entfernung der Metastasen wird die Bauchhöhle während der OP geschlossen und mit erwärmter Chemotherapie gespült. Die OP dauert mehrere Stunden. Nachsorge erfolgt auf einer spezialisierten Station.
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Ist der Eingriff risikoreich?
Risiken bestehen wie bei jeder großen Bauchoperation. Es kann zu Infektionen, Fistelbildung, verzögerter Heilung kommen. Deshalb wird HIPEC nur bei sorgfältig ausgewählten Patient:innen durchgeführt.
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Ist HIPEC beim Pankreaskarzinom zugelassen?
Die HIPEC kann beim Pankreaskarzinom im Rahmen eines individuellen Heilversuchs oder einer klinischen Studie angeboten werden.
Am UKE Pankreaszentrum prüfen wir in ausgewählten Fällen die Möglichkeit einer IRE oder HIPEC-Therapie beim Pankreaskarzinom – eingebettet in ein interdisziplinäres Therapiekonzept.
Molekulares Tumorboard
In bestimmten Fällen analysieren wir das Tumorgewebe auch molekularbiologisch, um zielgerichtete Therapien oder klinische Studienoptionen zu identifizieren. Dies geschieht im Rahmen eines molekularen Tumorboards, bei dem interdisziplinär diskutiert wird, ob eine solche Option sinnvoll und verfügbar ist.
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Unser Team ist für Sie da – schnell, persönlich und kompetent.
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Wir freuen uns, mit Ihnen persönlich ins Gespräch zu kommen.
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