Das Wachstum verlangsamen
Hirntumoren sind kaum erforscht und bei Erwachsenen und Kindern nur schwer zu behandeln. Neue Ansätze befinden sich in der Entwicklung. In der Tumorimmunologie geht es etwa um die Verbesserung der Abwehr von Tumorzellen im Hirn. Und bei kindlichen Tumoren will man das Wachstum eindämmen.
„Eine gut geplante Operation, bei der alle funktionellen und bildgebenden Vorinformationen berücksichtigt werden, ist für die Versorgungsqualität der Patienten entscheidend", sagt Prof. Dr. Manfred Westphal, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. Weil eine Operation allein meist aber nicht zur Heilung führen kann, folgt im Anschluss in aller Regel noch eine Bestrahlung – gegebenenfalls zusammen mit einer Chemotherapie.
Gegenstand intensiver tumorbiologischer Forschungen sind die Glioblastome, die aggressivste Form der Hirntumoren. „Wir wissen noch nicht, aus welchen Zellen Gliome eigentlich hervorgehen, vermuten aber, dass Tumorstammzellen der Ausgangspunkt sind", so Prof. Westphal. „Mit Hilfe eines viralen Zellmarkierungssystems versuchen wir, deren Dynamik zu verstehen." In der Tumorimmunologie suchen die Wissenschaftler insbesondere nach Wegen, die unzureichende Abwehr von Tumorzellen im Hirn zu verbessern; bei den Markern forschen die Neurochirurgen zusammen mit dem Institut für Tumorbiologie auf dem Gebiet der im Blut zirkulierenden Tumorzellen.
Fortschritte bei Erforschung kindlicher Hirntumoren
Fortschritte bei der Erforschung einer bislang nicht behandelbaren Form kindlicher Hirntumoren haben UKE-Krebsforscher zusammen mit dem Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg erzielt. Die Wissenschaftler konnten molekulare Mechanismen identifizieren, die für die Entstehung von sogenannten Embryonalen Tumoren mit vielschichtigen Rosetten (englische Abkürzung ETMR) verantwortlich sind. Im Labor gelang es den Forschern, das Tumorwachstum mithilfe von Medikamenten signifikant zu verlangsamen.
ETMR sind eine seltene, aber sehr aggressiv wachsende Form kindlicher Hirntumoren, die vor allem Kinder unter drei Jahren betreffen. In Deutschland gibt es pro Jahr weniger als zehn Neuerkrankungen. Die meisten dieser Kinder sterben innerhalb kürzester Zeit. „Die Entstehung von ETMR ist noch weitestgehend ungeklärt. Standardtherapien oder gar spezifisch wirkende Medikamente fehlen völlig", sagt der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Ulrich Schüller. Ziel der Forschungen sei es gewesen, auf molekularer Ebene zu verstehen, wie die Vorläuferzellen im Gehirn entarten. Den Forschern zufolge spielt die gleichzeitige Überaktivierung von zwei molekularen Signalwegen, die für die Entwicklung des Gehirns bedeutsam sind, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vom ETMR. Im Labor gelang es den Forschern bereits, ETMR-typische Tumoren erfolgreich zu behandeln.
Prof. Schüller ist Oberarzt im Institut für Neuropathologie des UKE. Gleichzeitig hat er die Stiftungsprofessur für Molekulare Pädiatrische Neuroonkologie inne, die anteilig von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg und dem UKE finanziert wird. Das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum befindet sich auf dem Gelände des UKE und wird seit 2006 mit Spendengeldern der Fördergemeinschaft betrieben.
Weitere Informationen hierzu unter
www.kinderkrebs-forschung.de
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Text: Uwe Groenewold
Fotos: Claudia Ketels, Axel Kirchhof