Wo auf COVID-19 getestet wird

Trockener Husten. Fieber. Fehlender Geschmackssinn. Ist es Corona? Viele Menschen mit einer Atemwegserkrankung stellen sich momentan diese Frage. Neben einem Abklären der Symptomatik kann ein indizierter Labortest Klarheit bringen. Im UKE werden im Zentrum für Diagnostik zurzeit täglich bis zu 1000 Abstrichproben aus Hamburg untersucht.

Frau Reucher mit Atemschutzmaske arbeitet am Touchscreen eines Monitors vor einem großes technisches Gerät.
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Hightech
Bis zu 1000 Proben täglich können im UKE-Labor analysiert werden

Die Ansteckung vermeiden, sich schützen, eine Maske tragen. Für Svenja Reucher, Medizinisch-Technische Assistentin (MTA), gehört das sowieso zum Arbeitsalltag: „Im Umgang mit dem neuen Corona-Virus achten wir im Labor besonders auf den Eigenschutz, der aber auch schon zuvor Routine für uns war“, betont sie im telefonischen Interview. Schutzbrille, Kittel, Mund-Nasen-Schutz – da sie bei ihrer Arbeit täglich mit hochinfektiösen Erregern wie Influenza, Tuberkulose oder HIV zu tun haben kann, ist der Vollschutz für sie eine Selbstverständlichkeit.

Seit mehreren Wochen, seit die Zahl der Corona-Infizierten in Hamburg stark angestiegen ist, arbeiten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen im Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene mit verlängerten Schichtzeiten, um für die große Anzahl an Corona-Tests zeitnahe Ergebnisse präsentieren zu können. Auch ein Wochenende kennen sie kaum noch, die Laboruntersuchungen laufen jeden Tag von früh morgens bis in die Nacht. „Wir haben sehr leistungsfähige Geräte, in die wir die von uns vorbereiteten Teströhrchen einbringen“, erklärt sie. Rund 100 Proben kann die Hightech-Maschine in drei Stunden untersuchen, insgesamt bearbeiten sie und die anderen Labor-Teammitglieder etwa 700 bis 1000 Proben am Tag.

In normalen Zeiten führen wir viele unterschiedliche Untersuchungen durch – zurzeit fast nur Corona-Tests, verdeutlicht Svenja Reucher.

Die prozentuale Verteilung positiver und negativer Ergebnisse variiere je nach Testdurchgang. „Einige Patientinnen und Patienten, die im UKE aufgrund einer Covid-19-Erkrankung behandelt werden, wurden bereits mehrmals getestet“, berichtet sie, „anhand der Fluoreszenzkurve, die uns das Gerät für jede Probe ausgibt, können wir nicht nur erkennen, ob das Virus vorhanden ist, sondern auch, ob sich die Virusmenge bei einem Patienten verringert oder vergrößert hat.“

Blick auf Reagenzgläser mit rotem Verschluss, die in Behältern übereinander gestapelt sind. Die Behälter sind beschriftet mit Ziffern und Buchstaben
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Nachschub
Diese Probenröhrchen warten noch auf die Analyse

Beim sogenannten PCR-Test (PCR steht für Polymerase chain reaction, Polymerase-Kettenreaktion) wird mittels einer Reagenzie – einer Testsubstanz, die hinzugegeben wird – nachgewiesen, ob der Krankheitserreger bei einem Patienten vorhanden ist. „Diese Reagenzien sind knapp“, erklärt Rita Herbrand, Medizinisch-Technische Leitung des Zentrums für Diagnostik. Und nicht nur größere Mengen Testsubstanz, auch mehr Geräte und zusätzliche Mitarbeiter wären nötig, um die Testkapazität absehbar deutlich zu erhöhen, sagt sie:

Wir haben das Personal bereits aufgestockt und zusätzliche Kräfte für das Labor-Team und die Dateneingabe gefunden. Aber neue Mitarbeiter müssen zunächst einmal eingearbeitet werden!

Im Labor, so Svenja Reucher, habe es mit den neuen Kolleginnen, die das siebenköpfige Team seit Kurzem unterstützen, von Beginn an gut geklappt. „Dabei sind unsere Arbeitszeiten zurzeit nicht unbedingt attraktiv für Neueinsteiger“, räumt sie ein. Die Frühschicht im Labor ist auf sechs Uhr morgens vorverlegt, die Spätschicht kann zurzeit erst kurz vor Mitternacht die Schutzkleidung ablegen. „Irgendwann hoffen wir auch wieder auf regelmäßige Wochenenden, auf Urlaub“, so Reucher. Doch bis die Corona-Krise überstanden ist, wird sie sicherlich noch viele Proben in die Testgeräte einsetzen.

Die Nerven zu behalten, sei in der derzeitigen Situation am wichtigsten, sagt Reucher: Respekt vor dem Virus ist sicherlich angebracht – Panik allerdings nicht, so die Medizinisch-Technische Assistentin. „Fluchtartig die Straßenseite zu wechseln, weil einem dort jemand entgegenkommt, erscheint mir auf alle Fälle übertrieben.“ Wobei es natürlich wichtig sei, Abstand zu halten, meint auch Zentrumsleitung Herbrand.

Text: Katja Strube, Fotos: Axel Kirchhof (Stand: 30. April 2020)