Entwicklung der Berufsbilder Physiotherapie und Ergotherapie

Erste deutschlandweite Befragung von Physio- und Ergotherapeuten zur Berufssituation

Hintergrund und Zielsetzung

Die Ergebnisse einer postalischen Befragung von Hamburger Hausärzten, Physio- und Ergotherapeuten zur Versorgungssituation von Schlaganfallpatienten gaben Hinweise darauf, dass die Therapeuten neben der Anwendung konventioneller Therapieformen (z.B. Bobath) ihre eigenen Therapiekonzepte zur Versorgung von Schlaganfallpatienten haben und auch Aufgaben des Case Management wahrnehmen. Die Zusammenarbeit mit den Hausärzten ist ihnen wichtig, stellt sie aber oft nicht zufrieden.
Zur tiefergehenden Analyse dieser Befragungsergebnisse führten wir Fokusgruppendiskussionen mit Angehörigen der Berufsgruppen durch. Dabei zeigte sich neben neuen Therapieansätzen und dem Bemühen um evidenzbasierte Therapie auch ein neues Selbstverständnis der Physio- und Ergotherapeuten. Unklar ist bislang der Einfluss der Akademisierung der Berufe und der Diskussion des sog. Erstzugangs auf die weitere Entwicklung dieser Berufsgruppen. Wir kamen zu dem Fazit, dass wir zu wenig darüber wissen, was in den therapeutischen Berufen gedacht wird, welche Probleme den KollegInnen in den Berufen wirklich wichtig sind und wohin sich der Beruf ihrer Meinung nach entwickeln soll. Zur Beantwortung dieser Fragen führten wir eine erste deutschlandweite Befragung von Physio- und Ergotherapeuten durch.

Fragestellungen

  • Wie zufrieden sind die Therapeuten mit ihrer beruflichen Tätigkeit und mit der Kooperation mit anderen Berufsgruppen?
  • Welche beruflichen Probleme sind den Therapeuten wichtig?
  • Wie wird die Zukunft in den therapeutischen Berufen gedacht?
  • Wohin entwickeln sich die therapeutischen Gesundheitsberufe?

Methodik

  • Fokusgruppendiskussionen
  • Standardisierte bundesweite Befragung

Ergebnisse

Die Verteilung der Fragebögen erfolgte von Mai bis Dezember 2008 als Beilage in den Fachzeitschriften physiopraxis und ergopraxis, auf Fach-Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen sowie die über die Homepage des Instituts für Allgemeinmedizin. Von den über 3800 eingegangen Fragebögen sind insgesamt 3725 Fragebögen auszuwerten.

In der Patientenversorgung sind 54% aller befragten Therapeuten voll tätig, 40% zum Teil und 6 % gar nicht. 14% der Befragten haben einen akademischen Abschluss; 30% der "nicht akademisierten" möchten gerne studieren. Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit ihrer aktuellen beruflichen Situation geben beide Berufsgruppen im Mittel 67% an.
Erste Ergebnisse wurden bereits auf Fachkongressen präsentiert. Publikationen in den Fachzeitschriften beider Berufsgruppen sind in Vorbereitung. Weiterhin sollen die Ergebnisse Grundlage für die weitere Diskussion zur Entwicklung der therapeutischen Gesundheitsfachberufe bilden.

Kooperationspartner

  • Physiotherapie UKE
  • Thieme-Verlag , Programmleitung Physio- und Ergotherapie
  • Fortbildung in Hamburg
  • Physio- und Ergotherapeuten aus Klinik und Praxis

Publikationen

Barzel A, Ketels G, Schön G, Haevernick K, Lang H, Link K, Netzband A, Trenkner S, Wagner B, van den Bussche H.
Erste deutschlandweite Befragung von Physio- und Ergotherapeuten zur Berufssituation - Teil 1: Profil der Teilnehmer (Basisdaten).
physioscience 2011; 7: 1-7

Förderer: Eigenmittel

Laufzeit: 2008 -

Kontakt: Anne Barzel, Hendrik van den Bussche