Somatoforme und funktionelle Störungen

Aktuelle Studien

ETUDE - Encompassing Training in fUnctional Disorders across Europe

Umfassende Ausbildung zu funktionellen Störungen in ganz Europa

Funktionelle Störungen (FS) äußern sich in chronischen somatischen Symptomen, die nicht mit den zugrundeliegenden pathophysiologischen Mechanismen in Verbindung gebracht werden können. Betroffene Patient:innen leiden unter einer hohen körperlichen Belastung, Einschränkungen ihrer Lebensqualität und einer Stigmatisierung durch die Gesellschaft. Die durch Arbeitsausfälle und Arbeitsunfähigkeit entstehen direkten und indirekten Kosten sind enorm und stellen eine große Herausforderung für die Gesundheitspolitik in ganz Europa dar. Darüber hinaus unterscheiden sich die ätiologischen Konzepte für FS in den verschiedenen Fachdisziplinen, was zu einer fragmentierten und unzureichenden Gesundheitsversorgung betroffener Patient:innen führt.

ETUDE ist ein Marie Skłodowska-Curie Innovative Training Network (ITN), das von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon 2020 finanziert wird. ETUDE hat zum Ziel eine neue Generation von interdisziplinären Nachwuchsforschenden auszubilden, die in der Lage sind, interdisziplinäre Theorien und experimentelle Modelle in Dienstleistungen und Produkte umzusetzen, die die Versorgung von Patienten funktionellen Störungen verbessern werden. Dazu werden 15 Nachwuchsforschende Projekte in 10 akademischen Einrichtungen und einer nichtakademischen Einrichtung in sechs Ländern (Niederlande, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Dänemark, Polen und Italien) durchführen. ETUDE-Nachwuchsforschende werden an einer internationalen Fortbildungsreihe teilnehmen, die von internationalen Expert:innen geleitet wird. Zudem werden sie an akademische und nicht-akademische Partnerorganisationen des ETUDE-Netzwerks entsandt, um die internationale Zusammenarbeit zu fördern.

Das UKE Hamburg leitet die Projekte ESR5 und ESR9:

ESR5: Prädiktive Validität von Diagnosekriterien für funktionelle Störungen, die in der psychotherapeutosch-psychiatrischen Versorgung verwendet werden

Das Hauptziel dieses Projekts besteht darin, die prädiktive Validität der in der psychiatrischen Versorgung verwendeten Diagnosekriterien für FS, Somatic Symptom Disorder (SSD, DSM-5) und Bodily Distress Disorder (BDS, ICD-11) zu bewerten und dadurch die validesten und prädiktivsten Diagnosekriterien zu ermitteln, die eine evidenzbasierte Grundlage für künftige diagnostische Klassifikationssysteme bilden könnten. ESR5 wird dazu mit der Entwicklung einer gemeinsamen Methodik-Toolbox beginnen, die im gesamten ETUDE-Projekt eingesetzt werden soll. Mit Hilfe einer zu entwickelnden Online-Erhebung wird eine prospektive Patientenkohorte rekrutiert und über ein Jahr lang beobachtet, um epidemiologische Analysen zu ermöglichen. Verschiedene diagnostische Kriterien von FS, SSD und BDS, der Schweregrad der somatischen Symptome, gesundheitsbezogene Ängste, funktionelle Beeinträchtigungen und der Diagnosestatus werden zu Beginn, nach 6 Monaten und nach einem Jahr bewertet. Die prädiktive Validität der einzelnen diagnostischen Kriterien wird verglichen, die diagnostische Überlappung von FS, SSD und BDS wird beschrieben und ihre Wechselbeziehung wird geklärt. Schließlich werden Empfehlungen für eine zukünftige diagnostische Klassifizierung abgeleitet.

ESR9: Gesundheitsversorgungsbezogene Faktoren für die Persistenz somatischer Symptome in Europa

Das Hauptziel dieses Projekts ist es die Identifizierung von gesundheitssystembezogenen Faktoren, die zur Besserung oder Persistenz von Symptomen bei FS beitragen. Diese Studie umfasst 2 Phasen: In der ersten Phase wird ein systematisches Review zu gesundheitssystembezogene Faktoren und ihrem Einfluss auf den Symptomverlauf durchgeführt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden wir in der zweiten Phase in unterschiedlichen europäischen Gesundheitssystemen Online-Befragungen durchführen, an denen Teilnehmende mit einem hohen Risiko für FS teilnehmen (erhöhte Werte beim PHQ-15 und SSD-12), um zu ermitteln, welche Faktoren zur Symptombesserung oder -persistenz beitragen. Daran schließt sich eine qualitative Studie mit Fachkräften aus unterschiedlichen europäischen Gesundheitssystemen an, um deren Sicht auf Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung bei FS und ihre Bedürfnisse im Hinblick auf eine erfolgreiche Umsetzung europaweiter Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Patienten mit FS zu erfassen.

Projektleitung
Prof. Dr. Bernd Löwe (Supervisor)
Dr. Anne Toussaint (Co-Supervisor ESR5)
Dr. Angelika Weigel (Co-Supervisor ESR9)

Projektmitarbeiterinnen
ESR5: MSc. Abigail Smakowski (Doktorandin)
ESR9: MSc. Aleksandra Kustra (PhD-Kandidatin)

Kooperationspartner:innen
Prof. Dr. Michael Witthöft
Prof. Dr. Nadine Lehnen
Prof. Dr. Joanna Rymaszewska
Prof. Dr. Charlotte Rask
Prof. Dr. Judith Rosmalen
Dr. Tim Olde Hartman
Prof. Dr. Fiammetta Cosci
Prof. Lisbeth Frostholm
Prof. Dr. Alan Carson
Dr. Lineke Tak & Prof. Dr. Judith Rosmalen
Prof. Dr. Chris Burton
Prof. Dr. Jon Stone

Projektdauer 2021-2024

Zusätzliche Informationen unter: ETUDE | EURONET-SOMA
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