Die Versorgung depressiver alter Menschen in Deutschland: Spielräume, Barrieren und Chancen für eine optimierte Behandlung (AgeMooDe+Synergie)
Anne Stark, Martin Scherer, Hanna Kaduszkiewicz* | *Institut für Allgemeinmedizin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Hintergründe und Ziele
Über Wissen und Einstellungen zu depressiven Erkrankungen sowie zu Behandlungspräferenzen von depressiven älteren Patienten (75 Jahre und älter), ihren Angehörigen und ihren Behandlern weiß man international wenig. Ziel dieser multizentrischen Studie ist es, Spielräume, Barrieren und Chancen auf Seiten der Patienten, ihrer Angehörigen und der direkt an der Versorgung depressiver alter Menschen Beteiligten (z.B. Hausärzte, Psychiater) zu explorieren und praktische Maßnahmen für eine verbesserte Versorgung depressiv erkrankter alter Menschen abzuleiten.
Design und Methodik
In vier Studienzentren (Leipzig, Mannheim, Bonn und Hamburg) wurden insgesamt vier Fokusgruppen mit Behandlern (Pflegekräften, Hausärzten, Psychiatern und Psychologen) und insgesamt 36 qualitative Einzelinterviews mit depressiven, älteren Hausarztpatienten, ihren Angehörigen und Experten zur Versorgung depressiver älterer Menschen durchgeführt. Die Auswahl der Patienten und Angehörigen für die qualitativen Interviews erfolgte aus der Kohorte der AgeMooDe-Studie.
Im Studienzentrum Hamburg fand eine Fokusgruppendiskussion mit Hausärzten sowie jeweils 4 Interviews mit Experten, Patienten und ihren Angehörigen statt. Des weiteren wurde die inhaltsanalytische Auswertung der 12 Patienteninterviews im Studienzentrum Hamburg durchgeführt.
Ergebnisse (Studienzentrum Hamburg)
Die Ergebnisse der qualitativen Auswertung der Patienteninterviews zeigen, dass die Befragten teilweise gut über depressive Erkrankungen informiert sind und an die Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsansätze glauben. Gleichzeitig wurden aber auch Unsicherheiten und Missverständnisse hinsichtlich depressiver Erkrankungen und ihren Behandlungsmöglichkeiten identifiziert. Ein weiteres Ergebnis ist, dass die befragten Patienten es eher vermeiden würden mit ihrem sozialem Umfeld über eine Depression zu sprechen, u.a. aus Angst vor negativen Reaktionen. Außerdem glauben die befragten Patienten, dass andere Menschen nur wenig Verständnis für Menschen mit einer depressiven Erkrankung haben. Die Bedeutung des Hausarztes in der Depressionsbehandlung wurde unterschiedlich wahrgenommen. Einerseits wird der Hausarzt als wichtig und hilfreich erachtet, anderseits geben die Interviews auch Hinweise darauf, dass der Hausarzt als Behandler einer Depression von machen Patienten als wenig relevant eingeschätzt wird.
Veröffentlichungen
Förderer: Bundesministerium für Gesundheit
Laufzeit: Nov. 2013 bis Ende 2016
Partner: Universitäten Bonn, Leipzig und Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
Ansprechpartnerin: Anne Stark