Entwicklung eines Leitfadens für Gespräche zwischen Pflegefachpersonen und Angehörigen von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen zum sinnvollen und zielgerichteten Einbezug dieser in die Versorgung (EMPOR)

Tina Mallon , Marion Eisele , Martin Scherer

Hintergrund

Angehörigen mit Demenz in ein Pflegeheim umzusiedeln ist für viele Angehörige ein schwieriger Schritt und geht häufig mit Schuldgefühlen einher. Gleichzeitig ist die Bereitschaft zur weiteren Unterstützung der Angehörigen mit Demenz oft gegeben und bietet eine wertvolle Ressource, Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen in ihren individuellen Bedürfnissen außerhalb des vorgesehenen Leistungsspektrums zu unterstützen. Bisherige Interventionen fokussieren auf einzelne Elemente, wie beispielsweise besser informierte und aktivere Entscheidungen hinsichtlich der Versorgung der Angehörigen am Lebensende zu treffen oder das Angebot der Psychoedukation. Interventionen, die Partnerschaften auf Augenhöhe zwischen Angehörigen von Menschen mit Demenz und Pflegefachpersonen anstreben, sind rar. Diese Interventionen sind aber notwendig, um eine gegenseitige Akzeptanz zu erzielen, die Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit und das Vertrauen der Angehörigen in die Versorgung der Menschen mit Demenz sind.

Zielsetzung

Das Ziel dieses Vorhabens ist die Entwicklung eines Gesprächsleitfadens (Tool zur Gesprächsführung) für Gespräche zwischen Pflegefachpersonen und Angehörigen von Menschen mit Demenz zum sinnvollen und zielgerichteten Einbezug dieser in die Versorgung ihrer demenziell erkrankten Angehörigen. Dabei sollen die Angehörigen keineswegs die Pflegeheime finanziell entlasten. Sondern sie sollen mit ihrem Beitrag die Pflegefachpersonen unterstützen, die Versorgung zu individualisieren und die vorgesehene Versorgung zu ergänzen, um das Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschen mit Demenz zu erhalten oder zu steigern.

Die Fragestellungen lauten: Was wünschen sich die Pflegefachkräfte von Angehörigen? Was wünschen sich die Angehörigen von Pflegefachkräften? Wie stellt sich die Bereitschaft zu einer gegenseitigen Unterstützung in der Versorgung der Menschen mit Demenz dar? Wie könnten Angehörige von Pflegeheimbewohner:innen mit Demenz den Alltag und die Versorgung ihrer erkrankten Angehörigen durch Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften unterstützend mitgestalten?

Methodik

In dieser qualitativen Studie werden semi-strukturierte, leitfadengestützte Interviews und Fokusgruppendiskussionen mit Pflegefachkräften und Angehörigen von Menschen mit Demenz umgesetzt. Dazu wird nach dem SPSS-Verfahren von Helfferich ein semistrukturierter Leitfaden entwickelt, welcher die Grundlage für die Interviews mit Angehörigen von Menschen mit Demenz und Pflegefachpersonen dient (Phase 1). Auf Basis der Auswertungen der Interviews mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz werden relevante Schlüsselthemen extrahiert. Für die im Anschluss an die Interviews stattfindenden Fokusgruppen mit Angehörigen und Pflegefachkräften in Phase 2 und 3 werden ebenfalls semi-strukturierte Leitfäden entwickelt. In Phase 2 werden die verschiedenen entwickelten thematischen Blöcke der Interviews aufgegriffen und durch weitere, in den Fokusgruppen neu hinzugekommene Themen, ergänzt. Zu jedem Thema wird als Kurzinput eine kurze Zusammenfassung der Sichtweisen und Anregungen aus den Interviews dargestellt. Diese dienen als Diskussionsanreiz für die Gruppe. Dabei werden durch die heterogene Zusammensetzung mit Pflegefachpersonen und Angehörigen beide Perspektiven zusammengebracht. Basierend auf den Ergebnissen der Phase 2 wird das Tool zur Gesprächsführung entwickelt. Dieses wird in der Phase 3 in den Fokusgruppen als Diskussionsanreiz vorgestellt, diskutiert und entsprechend der Ergebnisse überarbeitet.

Ergebnisse

Das entwickelte Tool zur Gesprächsführung wird Pflegefachpersonen zur Verfügung gestellt. Es enthält die aus den Interviews und Fokusgruppen extrahierten und priorisierten Themenbereiche mit Beispielfragen. Er untergliedert sich voraussichtlich in zentrale und nachrangige Bausteine, die je nach Versorgungssituation und zeitlichen Ressourcen durch die Pflegekräfte angesprochen werden können.

Diskussion

Die Bereitstellung des Tools zur Gesprächsführung erfolgt über die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. sowie die Homepage des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und die Projektergebnisse werden auf Fachkongressen vorgestellt. Es ist geplant, die Wirksamkeit auf Prozess- und Ergebnisqualität in einer interventionellen Folgestudie zu evaluieren und das Tool zur Gesprächsführung im Qualitätsmanagement der Pflegeheime und in bestehende AWMF-Leitlinien (z.B. DEGAM Leitlinie Pflegende Angehörige von Erwachsenen AWMF-Register-Nr. 053-006) zu integrieren.

Laufzeit: 1/2023- 7/2024

Förderer: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.

Kontakt: Tina Mallon , Marion Eisele