Identifikation von Barrieren und Schwierigkeiten bei der Diagnose somatoformer Störungen in der Hausarztpraxis (BeSSD-GP)
Martin Scherer1, Nadine Pohontsch1, Thomas Zimmermann1, Astrid Althaus2, Marco Lehmann3, Christina Jonas3, Lisa Rustige3, Katinka Kurz3, Bernd Löwe3
1Institut für Allgemeinmedizin, UKE; 2Zentrum für Versorgungsforschung, UK Köln; 3Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, UKE
Hintergründe und Ziele
Im Setting der hausärztlichen Versorgung beträgt die Prävalenz der somatoformen Störung um die 20%. Die Mehrheit aller PatientInnen mit somatoformen Störungen sucht zunächst ihre HausärztInnen auf und wird im Verlauf der Erkrankung von ihnen weiterbehandelt. In der Literatur finden sich Hinweise darauf, dass im hausärztlichen Setting die Erkennung und Diagnose und somit auch die weitere Behandlung der somatoformen Störung Schwierigkeiten bereitet. Dies kann negative Folgen (z. B. verzögerte Behandlung/iatrogene Schädigungen) für die betroffenen PatientInnen nach sich ziehen. Gemäß der S3-Leitlinie „Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden“ der AWMF gibt es wenig gesicherte Erkenntnisse zum diagnostischen Prozess sowie über Barrieren oder Faktoren, die eine leitliniengerechte Diagnosestellung erschweren. Ziel dieses interdisziplinären Projekts, das gemeinsam mit dem Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKE durchgeführt wird, ist es, Barrieren zu identifizieren, die eine leitliniengerechte Diagnosestellung und Behandlung erschweren. Das Ausmaß dieser Barrieren soll mittels Survey quantifiziert werden. Daraus entwickeln wir Handlungsempfehlungen, um die Barrieren zu überwinden.
Design und Methodik
Es wurden 6 Fokusgruppen mit HausärztInnen durchgeführt. Die Fokusgruppen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und dienten als Basis für die Interviewleitfäden für die folgenden semi-strukturierten Interviews. Es wurden bisher 14 PatientInnen-BehandlerInnen-Dyaden interviewt. Die Durchführung des deutschlandweiten Surveys ist zurzeit in Vorbereitung.
Erwartete Ergebnisse
Im ersten Schritt sollen Barrieren und hinderliche Faktoren identifiziert werden, die es den HausärztInnen erschweren, evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung somatoformer Störungen umzusetzen. In einem zweiten Schritt soll die wahrgenommene Relevanz der beschriebenen Barrieren und die Akzeptanz für sogenannte „maßgeschneiderte Interventionen“ geprüft werden. Schlussendlich sollen – die Ergebnisse von Schritt I) und II) berücksichtigend – Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen zur Überwindung der identifizierten Barrieren und der Verbesserung der Erkennung und Diagnose von somatoformen Störungen entwickelt werden.
Geplante Ergebnisverwertung
Im Rahmen der Studie entstehen verschiedene wissenschaftliche Publikationen und Kongressbeiträge.
Veröffentlichungen
Diagnostic barriers for somatic symptom disorders in primary care
Heinbokel C, Lehmann M, Pohontsch N, Zimmermann T, Althaus A, Scherer M, Löwe B
BMJ OPEN. 2017;7(8):e014157.
Förderer Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit November 2015 bis Dezember 2018
Partner Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, UKE
Ansprechpartner/-innen Nadine Pohontsch und Thomas Zimmermann