Ausgefragt?! – Volkskrankheit Rückenschmerzen


Interview mit Priv.-Doz. Dr. Lennart Viezens


Sektion Wirbelsäulenchirurgie

Fast jede:r von uns ist schon einmal mit Rückenschmerzen in Berührung gekommen. Dabei können die Schmerzen ganz unterschiedlich ausfallen. Während akute Beschwerden etwa vier bis sechs Wochen anhalten, können chronische Rückenschmerzen über drei Monate andauern. Welche Ursachen Rückenschmerzen haben können, welche Therapien es gibt und ab wann ärztlicher Rat eingeholt werden sollte, erklärt Priv.-Doz. Dr. Lennart Viezens, Leiter der Sektion Wirbelsäulenchirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), im Video.

  • Hallo, mein Name ist Lennart Viezens. Ich bin Leiter der Wirbelsäulenchirurgie am UKE, wir sind Teil der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie.


    Herr Dr. Viezens, welche Arten von Rückenschmerzen gibt es?

    Bei Rückenschmerzen unterscheiden wir im Wesentlichen zwischen akuten Beschwerden und chronischen Beschwerden. Akute Beschwerden dauern in der Regel vier bis sechs Wochen. Alles, was darüber hinausgeht und über drei Monate andauert, wird als chronischer Rückenschmerz beschrieben.

    Wie entstehen Rückenschmerzen?

    Für die Entstehung von Rückenschmerzen gibt es verschiedenste Ursachen. So kann zum Beispiel ein Rückenschmerz entstehen, wenn man zu schwere Dinge hochhebt und sich wirklich verhebt. Auch lokaler Verschleiß von zum Beispiel kleinen Wirbelgelenken kann zu Rückenschmerzen führen.

    Ab wann sollten Rückenschmerzen ärztlich untersucht werden?

    Da jeder Mensch im Laufe seines Lebens an Rückenschmerzen leidet oder eine Episode davon zumindest erlebt, muss nicht bei jedem Rückenschmerz sofort ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Vielmehr sollte bei einer Beschwerdedauer, die länger als vier Wochen beträgt oder wenn die Beschwerden in die Arme oder Beine ausstrahlen, ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

    Welche Ursachen können Rückenschmerzen haben?

    Rückenschmerzen können die verschiedensten Ursachen haben. So unterscheiden wir zwischen spezifischen und unspezifischen Ursachen. Bei den spezifischen Ursachen können wir mittels MRT, CT oder Röntgen eine Ursache feststellen. Da sehen wir zum Beispiel einen eingeklemmten Nerv oder ein verschlissenes Wirbelgelenk. Bei den unspezifischen Rückenschmerzen finden wir solche Veränderung nicht. Auch psychische Belastungen können zu starken Rückenschmerzen führen und sind ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Patient:innen, die wir sehen, mit Rückenbeschwerden.

    Was kann bei akuten Rückenschmerzen helfen?

    Bei akuten Rückenschmerzen hilft häufig schon ein wenig lokale Wärme, vielleicht eine Schmerztablette und mobil bleiben. Was man auf jeden Fall vermeiden sollte, ist Immobilität oder Bettruhe.

    Was kann bei chronischen Rückenschmerzen helfen?

    Bei chronischen Rückenschmerzen kommt es ganz entscheidend auf die Ursache der Beschwerden drauf an. In erster Linie ist auch hier die Aufrechterhaltung der Bewegung und der sportlichen Aktivität ganz relevant. Wenn wir damit keine ausreichende Beschwerdelinderung erzielen, ist es sicherlich sinnvoll, einen auf Wirbelsäulenerkrankungen spezialisierten Arzt oder Ärztin aufzusuchen, um dann einen genauen Therapieplan zu erstellen, der von manueller Therapie über lokale Infiltrationen und in Ausnahmefällen eben auch Operationen umfassen kann.

    Haben Sie noch eine Botschaft für uns?

    Bei Patienten:innen mit Rückenschmerzen ist es ebenso wie bei gesunden Menschen wichtig, aktiv zu bleiben und Sport zu treiben, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Das ist die beste Prophylaxe und der Garant für ein schmerzfreies Leben.