Ausgefragt?! Herzinfarkt: Symptome, Therapie, Verlauf
Interview mit Priv.-Doz. Dr. Christina Magnussen
Klinik und Poliklinik für Kardiologie
Ein Herzinfarkt ist lebensgefährlich. Bei Frauen äußert er sich anders als bei Männern. Entscheidender Risikofaktor: Bluthochdruck. Wie der gefährliche Engpass entsteht, welche Symptome er macht, wie der Herzinfarkt behandelt wird und was im Notfall zu tun ist, erklärt Kardiologin Priv.-Doz. Dr. Christina Magnussen.
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Das Interview zum Nachlesen
Mein Name ist Christina Magnussen. Ich bin Oberärztin am Universitären Herz -und Gefäßzentrum, bin im Herzkatheterlabor tätig und leite den Bereich Herzinsuffizienz am UKE.
Frau Dr. Magnussen, welche Risikofaktoren begünstigen Herzerkrankungen?Es gibt vorwiegend fünf Risikofaktoren, die auch modifizierbar, also beeinflussbar sind. Wir haben an unserer großen Populationsstudie, die weltweit angelegt war, fünf dieser Risikofaktoren untersucht. Die sind: der Body-Mass-Index, also das Übergewicht, der systolische Blutdruck, also der Bluthochdruck, das erhöhte Cholesterin, Rauchen und Diabetes. Und wir haben eben gesehen, wenn man diese fünf Risikofaktoren zusammennimmt, erklären sich ungefähr 50 Prozent des Risikos für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Das bedeutet, wenn man diese Risikofaktoren so beeinflusst, dass sie eben nicht mehr da sind bzw. optimal eingestellt sind, würde man über 50 Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle vermeiden können.
Welcher Risikofaktor spielt eine besondere Rolle?Der wichtigste Risikofaktor in unserer Studie war tatsächlich der Bluthochdruck. Also Bluthochdruck hat fast 30 Prozent des Risikos für Herzinfarkte und Schlaganfälle erklären können. Also ich appelliere an Sie: Hoher Blutdruck tut nicht weh, das ist das Problem. Aber er muss unbedingt behandelt werden, damit wir eine Chance haben, diese schweren Erkrankungen zu vermeiden.
Welche Anzeichen treten beim Herzinfarkt auf?Die klassischen Zeichen für einen Herzinfarkt, so wie wir sie auch aus dem Lehrbuch kennen, sind der Brustschmerz, also die Angina Pectoris. Häufig kommt es zu einem Ausstrahlen dieses Brustschmerzes in den Kiefer oder auch in den linken Arm, manchmal auch in den rechten Arm. Vor allen Dingen weiß man auch, dass Männer und Frauen unterschiedliche Symptome haben. Also Frauen haben häufiger nicht diesen klassischen Brustschmerz, sondern eher so ein Unwohlsein, Oberbauchbeschwerden, vielleicht auch mehr Luftnot. Die nehmen diesen Schmerz gar nicht so als Brustschmerz und als Warnzeichen für einen Herzinfarkt wahr.
Was sollten Betroffene im Notfall tun?Also bei Anzeichen eines Herzinfarktes rufen sie umgehend und ohne weiteren Zeitverlust die 112, die allgemeine Telefonnummer des Rettungsdienstes. Es ist ganz wichtig, dass Sie keine Umwege gehen, wie jetzt zum Beispiel noch mal einen Termin beim Hausarzt wahrnehmen. Dann zählt wirklich jede Minute.
Wie erkennen Sie einen Herzinfarkt?Der Herzinfarkt wird erstmal durch die Anamnese, also die medizinische Vorgeschichte und eben auch die klassischen Symptome erkannt. Das heißt, wenn ich dann eben einen Verdacht habe, da könnte ein Herzinfarkt vorliegen, würde dann die weitere Diagnostik sehr schnell eingeleitet werden. Diese ist ein 12-Kanal-EKG, das heißt eine Herzstromkurve, die mir schon sagt, liegt hier ein Herzinfarkt im Sinne eines Verschlusses eines Herzkranzgefäßes vor oder liegt vielleicht ein Herzinfarkt vor, bei dem kein Gefäß verschlossen ist, wo es aber bereits zu einer Durchblutungsstörung gekommen ist. Und neben dem EKG ist ganz wichtig auch eine Blutentnahme. Hier werden zwei Werte bestimm, die sogenannte CK und das Troponin. Beides sind Werte, die ansteigen, wenn es zu einem Muskelzellzerfall kommt im Sinne eines Herzinfarktes.
Wie wird der Herzinfarkt behandelt?Wenn der Herzinfarkt jetzt durch einen kompletten Verschluss des Herzkranzgefäßes bedingt ist, und das sieht man im EKG, man sieht da sehr charakteristische Zeichen für diesen kompletten Verschluss, dann zählt wirklich jede Minute und die betroffene Patientin bzw. der betroffene Patient muss eben umgehend in das Herzkatheterlabor verlegt werden, und dieses verschlossene Herzkranzgefäß muss wiedereröffnet werden. Und abschließend implantiert man einen sehr kleinen Stent. Sie können sich das vorstellen wie die Feder in einem Kugelschreiber, ungefähr so groß ist das. Und dieser Stent hält dann eben entsprechend das Infarktgefäß offen und stellt die Durchblutung wieder her.
Wie sieht die Nachsorge des Herzinfarktes aus?Zunächst befinden sich die betroffenen Patientinnen und Patienten für einige Tage im Krankenhaus. Der Herzrhythmus wird überwacht, es wird ein Herzultraschall gemacht. Man schaut eben, hat dieser Herzinfarkt Spuren hinterlassen? Gibt es schon eine gewisse Herzschwäche, die man medikamentös auch behandeln muss? Die Patienten werden auf neue Medikamente eingestellt. Ganz wichtig hier sind die Blutverdünner, die diesen Stent auch offenhalten müssen. Und ganz wichtig sind auch sogenannte Cholesterinsenker, die eben verhindern müssen, dass es da wieder zu Ablagerungen kommt oder dass die Ablagerungen, die ohnehin schon bestehen, wieder aufreißen und zu einem neuen Herzinfarkt führen. Dieser Herzinfarkt beruht ja zumeist auf einer koronaren Herzerkrankung, die einfach eine chronische Erkrankung ist. Das heißt, betroffene Patientinnen und Patienten müssen eben weiter in internistisch kardiologischer Betreuung sein. Es müssen regelmäßig mindestens einmal im Jahr entsprechende Untersuchungen stattfinden, um eben möglichst ein weiteres Ereignis zu verhindern.
Haben Sie noch Tipps, wie wir unser Herz gesund erhalten können?Durch gesunden Lebensstil, viel Bewegung, durch die Senkung von vielleicht bestehendem Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterinwerten. Also sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt, Ihre behandelnde Ärztin an und die wird sicherlich sehr gute individuelle Tipps für Sie haben, um das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle zu senken.