02.02.2023        AKTUELLES

Weltkrebstag: Innovative Therapien im Kampf gegen den Krebs

Fragen an… Prof. Dr. Carsten Bokemeyer

Krebs – damit ist wohl jede:r von uns schon einmal in Kontakt gekommen: Allein in Deutschland erhalten jährlich rund 500.000 Menschen diese Diagnose. Obwohl sich die Krebsmedizin in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat, ist Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar spricht Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Leiter des Zentrums für Onkologie und Hämatologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH), über aktuelle Entwicklungen in der Krebsmedizin und -therapie.

Was genau ist Krebs und wo kann er auftreten?

Prof. Dr. Carsten Bokemeyer: Krebs ist zunächst erstmal eine schlimme Diagnose für die Betroffenen. Medizinisch gesehen handelt es sich bei Krebs um eine Vielzahl an unterschiedlichen Erkrankungsformen mit ganz unterschiedlichem Organursprung. Gemein haben sie aber alle eines: die bösartige Entwicklung der Körperzellen. Während gesunde Körperzellen kontrolliert wachsen und eine spezifische Aufgabe erfüllen, wachsen Krebszellen unkontrolliert und haben eine zerstörende Wirkung. Krebs kann im gesamten Körper auftreten und alle Organe betreffen.

Was ist die häufigste Krebserkrankung?

Prof. Bokemeyer: Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist Prostatakrebs, bei Frauen Brustkrebs, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs bei beiden Geschlechtern. Die Heilungschancen hängen oftmals vom Zeitpunkt der Diagnose und einer qualifizierten Therapie ab. Auch wenn noch nicht bis ins kleinste Detail geklärt ist, wie Krebs entsteht, wissen wir, dass es einige Risikofaktoren gibt, zum Beispiel Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel und virale Einflüsse. Ungefähr 40 Prozent der Tumorerkrankungen sind auf Lebensstil und entsprechende äußere Einflüsse zurückzuführen. Daher empfiehlt es sich, Risikofaktoren zu vermeiden und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

Was sind die größten Errungenschaften in der Krebsmedizin?

Prof. Bokemeyer: In den letzten Jahren gab es erhebliche Fortschritte in der Krebsbehandlung, vor allem aber zwei große Entwicklungen. Zum einen die Immuntherapie, bei der das körpereigene Immunsystem darauf trainiert wird, die Krebszellen zu bekämpfen. Zum anderen die zielgerichtete, personalisierte Krebstherapie. Hier wird eine Analyse der DNA der Krebszellen vorgenommen, um darauf basierend eine genau passende Medikation geben zu können und so die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Wie wird die Krebsmedizin der Zukunft aussehen?

Prof. Bokemeyer: Wir wissen, dass nicht jeder Mensch gleich auf eine Therapie anspricht, jede Person hat ihre ganz eigene Krankheitsgeschichte und spezifische Voraussetzungen. Genau hier setzt die Krebsmedizin der Zukunft an, denn sie wird immer individueller und genauer auf die Tumorerkrankung der einzelnen Patient:innen zugeschnitten. Das macht sie nicht nur viel wirksamer, sondern auch nebenwirkungsärmer und besser verträglich, um letzten Endes die Heilungschancen mit möglichst geringen Neben- und Langzeitfolgen zu erhöhen.

Welche Rolle spielt das Einbinden der Patient:innen?

Prof. Bokemeyer: Damit die Krebsmedizin noch besser werden kann, ist es extrem sinnvoll, die Perspektive der Patient:innen in die Forschung, die Behandlung und die Therapie miteinzubinden. Am UKE bilden wir daher Patientenbotschafter:innen aus: Ehemalige Krebs-Patient:innen werden in medizinischen Fragestellungen und Abläufen geschult, damit sie die Perspektive der Betroffenen einbringen können. Schließlich wissen Betroffene selbst am besten, wie die Therapie und Behandlung noch patient:innenorientierter gestaltet werden kann.

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