02.10.2023        FORSCHUNG

Neues aus der Forschung

Ursache von Medikamentenresistenz bei Bauchspeicheldrüsenkrebs identifiziert

Eine internationale Forschungsgruppe unter Beteiligung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat die Ursache für chemotherapieresistente und -tolerante Tumorzellen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt. Die Wissenschaftler:innen konnten ein Enzym identifizieren, das dazu beiträgt, dass eine Untergruppe der Tumorzellen im Verlauf der Behandlung nicht mehr auf die Chemotherapie anspricht. Beteiligt an der Forschungskooperation unter Leitung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) sind neben dem UKE das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die University of Glasgow, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und das Botton-Champalimaud Pancreatic Cancer Center in Portugal. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal Nature Cancer veröffentlicht.

Je nach Therapieverlauf können sich bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) Zellgruppen bilden, die eine Resistenz gegen die Substanzen der Chemotherapie entwickeln. Diese Resistenz kann nach der Behandlung zu einem erneuten Heranwachsen der Tumoren führen, was mit einer schlechten Prognose für die Patient:innen einhergeht. Die Forschungsgruppe hat nun herausgefunden, dass in diesen resistenten Zellen das Enzym CYP3A in großen Mengen ent-halten ist. CYP3A ist für den Abbau von Giften und Medikamenten von zentraler Bedeutung, kann beim Pankreaskarzinom aber dafür sorgen, dass die Substanzen der Chemotherapie in den Zellen zu schnell abgebaut werden. „Unsere Tests bestätigten eine deutliche Resistenz der Zellgruppen gegen die Chemotherapie-Substanzen in Verbindung mit einem erhöhten CYP3A-Anteil“, sagt Prof. Dr. Thilo Hackert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie im Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) des UKE. Auf Grundlage der gewonnen Erkenntnisse können neue Ansätze zur Überwindung entsprechender Resistenzmechanismen erforscht werden, um die Behandlung von Patient:innen mit Pankreaskarzinom zu verbessern.

Literatur: Zhou, An, Kurilov et al. Persister cell phenotypes contribute to poor patient outcomes after neoadjuvant chemotherapy in PDAC. Nature Cancer. 2023. DOI: https://doi.org/10.1038/s43018-023-00628-6

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Thilo Hackert , Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie

Digitale Therapie hilft Multiple Sklerose-Patient:innen bei Depressionen

Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch-neurologische Erkrankung junger Menschen. Obwohl bis zu 50 Prozent der Patient:innen mit MS unter Depressionen leiden, gibt es für diese Gruppe nur wenige Studien zur Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie. Hinzu kommt, dass die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz oftmals sehr lang ist. Wissenschaftliche Teams aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Berliner Charité haben gemeinsam mit englischen und amerikanischen Forschenden in einer internationalen Studie die Wirksamkeit und Effektivität eines speziellen Online-Therapieprogramms gegen Depressionen bei Patient:innen mit MS untersucht. 279 Betroffene nahmen über drei Monate mit einer Verlaufsbeobachtung von bis zu einem Jahr an der Studie teil.

Das Programm führt in einem simulierten Dialog durch zehn Module, bei denen die Inhalte automatisiert auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmenden angepasst werden. Es basiert auf Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und vermittelt neben Psychoedukation auch therapeutische Techniken wie beispielsweise Verhaltensaktivierung, Achtsamkeits- und Akzeptanzübungen und Lebensstilmodifikation. Die depressive Symptomatik und auch die mentale Lebensqualität der Teilnehmenden zeigten sich in der Studie nach drei und sechs Monaten deutlich gebessert. „Die Therapieeffekte waren auch bis zu ein Jahr später noch nachweisbar und es machte keinen Unterschied, ob eine zusätzliche persönliche therapeutische Unterstützung angeboten wurde oder nicht. Zurzeit wird eine Zulassung des Online-Therapieprogramms in Deutschland vorbereitet“, sagt Prof. Dr. Christoph Heesen, Institut für Neuroimmunologe und Multiple Sklerose des UKE. Das Programm ist auf die spezifischen Herausforderungen von MS-Erkrankten mit Depressionen ausgerichtet und wurde in Zusammenarbeit mit klinischen Expert:innen unter Einbeziehung von Patient:innenfeedback entwickelt.

Literatur: Gold et. al. Internet-delivered cognitive behavioural therapy programme to reduce de-pressive symptoms in patients with multiple sclerosis: a multicentre, randomised, controlled, phase 3 trial. Lancet Digital Health. 2023. DOI: 10.1016/S2589-7500(23)00109-7

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Christoph Heesen , Klinik und Poliklinik für Neurologie

Individualisierte Krebstherapie im UCCH

Eine individualisierte Diagnostik und Therapie für Patient:innen mit Krebserkrankungen bietet das Zentrum für Personalisierte Medizin-Onkologie des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) an. Jetzt wurde es nach den strengen OnkoZert-Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert – als erste Einrichtung in Norddeutschland. Ein interdisziplinäres Team aus Mediziner:innen verschiedener Fachdisziplinen, Molekularpatholog:innen, Grundlagenforschenden, Humangenetiker:innen und Informatiker:innen entwickelt in einem sogenannten molekularen Tumorboard eine auf jede:n Patient:in zugeschnittene Behandlung. Dafür wird der Tumor mittels Sequenzierung und weiterer Analysemethoden entschlüsselt. Dabei wird eine Art genetischer Fingerabdruck des Tumorgewebes erstellt, um seine Schwachstellen aufzuspüren und für eine zielgerichtete Therapie nutzbar zu machen. Gut ein Viertel aller Therapieentscheidungen werden bereits auf der Basis dieser molekularen Charakteristika des Tumors festgelegt. „Besonders für Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung oder einem unerwarteten Verlauf bietet eine molekular-zielgerichtete, personalisierte Behandlung die Chance, die Erkrankung stärker zurückzudrängen und langfristiger zu kontrollieren“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Maximilian Christopeit, Sprecher des Zentrums für Personalisierte Medizin-Onkologie des UCCH.

Die Behandlungsqualität des Universitären Cancer Center Hamburg wird auch im internationalen Ranking der US-amerikanische Wochenzeitung Newsweek deutlich. In der mit Unterstützung des Datenportals Statista erstellten Liste für 2024 belegt das UCCH Platz 23 und hat sich gegenüber dem Vorjahr um weitere 10 Plätze gesteigert. Damit gehört das UCCH zu den weltweit renommiertesten Einrichtungen der onkologischen Versorgung; aus Deutschland ist lediglich die Berliner Charité besser platziert.

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Carsten Bokemeyer ; Priv.-Doz. Dr. Maximilian Christopeit , II. Medizinische Klinik und Poliklinik

Studie zur ganzheitlichen Behandlung von Patient:innen mit Herzinsuffizienz: Teilnehmende gesucht

Inwiefern profitieren Patient:innen mit Herzinsuffizienz und psychischen Beschwerden von einer personalisierten und integrierten Gesundheitsversorgung? Dieser Frage gehen Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie nach, für die aktuell noch Teilnehmende gesucht werden. Hintergrund der Untersuchung ist, dass 20 bis 40 Prozent aller Menschen mit Herzinsuffizienz auch unter psychischen Problemen leiden. Der psychische Stress beeinträchtigt die Lebensqualität der Patient:innen zusätzlich und erschwert eine gesunde Lebensweise. In der sogenannten ESCAPE-Studie untersuchen die UKE-Wissenschaftler:innen, inwiefern Betroffene von einer ganzheitlichen, patientenzentrierten und teambasierten Unterstützung profitieren und so körperliche Gesundheit und psychisches Wohlbefinden verbessert werden können.

Für die deutschlandweite Studie werden noch Teilnehmende gesucht, die 65 Jahre oder älter sind, an einer Herzinsuffizienz leiden und psychische Beschwerden haben. Nach Zuordnung zur Behandlungs- oder Kontrollgruppe erhalten die Patient:innen der Behandlungsgruppe über einen Zeitraum von neun Monaten zusätzliche Unterstützung durch eine Gesundheitsfachkraft des UKE. Diese Unterstützung erfolgt in Form von regelmäßigen telefonischen Kontakten, in denen die Patient:innen zum Umgang mit ihrer Erkrankung und anderen gesundheitlichen Themen beraten und begleitet werden. In Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzt:innen werden individuelle Gesundheitsziele festgelegt und gemeinsam verfolgt. Eine Anreise zum UKE ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen zur Studie und Kontaktmöglichkeiten: www.uke.de/escape

Kontakt für Rückfragen: Dr. Josefine Schulze , Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin


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