20.12.2018 AUSZEICHNUNG
Ausgezeichnet: Alternative Forschungsprojekte zur Vermeidung von Tierversuchen
Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konstant und mit großem Erfolg daran, Methoden zu entwickeln, die Tierversuche ersetzen. Dabei greifen sie verstärkt auf Computersimulationen, Multiorganchips oder permanente Zellkulturen zurück. Drei innovative Forschungsprojekte wurden jetzt von der Medizinischen Fakultät ausgezeichnet und werden über die nächsten zwei Jahre mit insgesamt 500.000 Euro gefördert.
Die größtmögliche Wirksamkeit bei der Entwicklung von Therapien mit einem Maximum an Tierschutz zu verbinden, ist ein wichtiges Anliegen des UKE und führte zu der Etablierung der 3R-Förderausschreibung. „Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind darauf angewiesen, bei der Identifizierung von Krankheitsursachen und der Entwicklung neuer Medikamente oder Therapieansätze Tierversuche anzuwenden. Die jetzt ausgezeichneten Forschungsprojekte leisten einen wertvollen Beitrag, um solche Versuche zu ersetzen oder zu reduzieren. Diesen Forschungsansatz möchten wir als Medizinische Fakultät unterstützen und vorantreiben", erklärt Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan und Vorstandsmitglied des UKE.
Förderung von Forschungsschwerpunkten im UKE
Gefördert werden zwei Projekte mit jeweils 200.000 Euro und ein weiteres mit 100.000 Euro. „Bei der Auswahl ist es uns gelungen, Forschungsschwerpunkte des UKE aus den Bereichen Herz-Kreislauf, Nieren, Krebs sowie Neurowissenschaften abzudecken“, freut sich Forschungsdekanin Prof. Dr. Petra Arck. Die Auswahl erfolgte durch ein unabhängiges Gremium von Experten aus dem UKE und nationalen Forschungseinrichtungen; das ‚3R Prinzip‘ galt hierbei als maßgebliches Bewertungskriterium. Dieses 3R-Prinzip dient dem Ziel, Methoden kontinuierlich weiterzuentwickeln, um Tierversuche zu ersetzen, Tierzahlen zu verringern oder um die Versuchsbedingungen für das Tier weniger belastend zu gestalten (Replace, Reduce, Refine).
Zu den ausgewählten Projekten zählt der Ansatz von Priv.-Doz. Dr. Susanne Krasemann und Dr. Diego Sepulveda-Falla vom Institut für Neuropathologie. Im Mittelpunkt ihres Projektes stehen die Mikroglia-Immunzellen, die eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer spielen. Sie sind Teil der Immunabwehr im Gehirn, spüren zum Beispiel defekte Zellen auf und bauen sie ab, um das Gehirn zu schützen. Stehen diese Zelltypen unter Dauerbelastung, können ihre förderlichen Eigenschaften ins Gegenteil umschlagen und sie tragen aktiv zum Fortschreiten von neurodegenerativen Krankheiten bei. Erforschten die Wissenschaften die Mikrogliazellen bisher in Mausmodellen, geht das UKE-Projekt jetzt einen anderen Weg. Aus menschlichem Blut werden spezielle Mikroglia-ähnliche Zellkulturen hergestellt, um die unerwünschten Begleiterscheinungen von überaktivierten Mikrogliazellen aufzuspüren.
Statt Entstehung und Entwicklung von multisystemischen Speicherkrankheiten an Tieren zu testen, setzt die UKE-Forschergruppe um Prof. Dr. Arne Hansen, Institut für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie, und Dr. Fabian Braun, III. Medizinische Klinik, auf menschliche pluripotente Stammzellen. Aus ihnen züchten sie Gewebe, das Eigenschaften von Herzmuskel- und Nierengewebe besitzt. An diesen menschlichen Zellkulturmodellen untersuchen sie neue Pathomechanismen bei Morbus Fabry, einer Multisystemerkrankung, die eine Vielzahl von Organen des Körpers betreffen kann.
Aufgrund der hohen Qualität des Forschungsantrags von Prof. Dr. Kai Rothkamm, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, zur Entwicklung von Gewebekulturen in der präklinischen-onkologischen Forschung wurde auch dieses Projekt in die Förderung eingeschlossen.
Alle drei Projekte starten am 1. Januar 2019. Die nächste 3R-Förderausschreibung erfolgt in zwei Jahren.
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