Elisabeth ist eine von zahlreichen Frauen, die den oft langen und schmerzhaften Weg bis zur Diagnose Endometriose gegangen sind. Die Dunkelziffer ist hoch: Schätzungen zufolge sind bis zu zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Bei der chronischen Erkrankung wächst gebärmutterartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter und verursacht teilweise starke Schmerzen.
Text: Stefanie Gerling, Fotos: Axel Kirchhof
Elisabeth steht für eine Vielzahl an Frauen: Seit Beginn ihrer Menstruation leidet sie unter starken Schmerzen. „Für mich war es normal, dass die Periode schmerzt. Ich bin aber eher der Typ, der sich von seinem Körper nichts vorschreiben lassen wollte. Ich habe den Schmerz oft unterdrückt und mit Schmerztabletten betäubt“, erinnert sich die 36-Jährige. Bei einer Routineuntersuchung entdeckte ihre Gynäkologin Auffälligkeiten und überwies Elisabeth in die Endometriose-Sprechstunde am UKE . Vor etwa einem Jahr erhielt sie hier die Diagnose.
Endometriose ist eine häufig auftretende chronische Erkrankung, bei der sich gebärmutterartiges Ge-webe außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Herde bilden sich häufig am Bauchfell des Beckens, an den Eierstöcken, der Gebärmutterwand oder an anderen Beckenorganen wie Blase oder Darm. Die Erkrankung ist einer der häufigsten Gründe für unerfüllten Kinderwunsch. Endometriose hat viele Gesichter, einige betroffene Frauen haben nur leichte Beschwerden, andere starke Schmerzen.
Ein charakteristisches Anzeichen ist der wiederkehrende Unterleibsschmerz, besonders kurz vor und während der Periode. „Vor allem langes Sitzen, zum Beispiel in der Uni oder im Job, haben mir zu schaffen gemacht. Ich dachte, das sei normal und gehört eben dazu“, so Elisabeth. „Ich war oft einfach erschöpft, der ständige Schmerz hat mir auf den Kreislauf geschlagen“. Ob im Büro, in der Freizeitgestaltung oder auf Reisen: Die teilweise starken Beschwerden waren der ständige Begleiter der jungen Frau.
Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt leitet die Klinik und Poliklinik für Gynäkologie im UKE. Ein häufiger Grund, der zu einer stationären Aufnahme in ihrer Klinik führt, ist Endometriose. „Da die Symptome vielfältig sein können, vergehen im Schnitt etwa sieben Jahre bis zur Diagnosestellung“, so Schmalfeldt. Vor allem bei Schmerzpatientinnen kommt es oft zu Fehldiagnosen, da die Beschwerden häufig andere Organe im Körper betreffen. „Oftmals gibt die Krankengeschichte Hinweise auf Endometriose, je nachdem wann und in welcher Intensität Schmerzen auftreten. Kleinere Entzündungsherde sind meist im Ultraschall gut sichtbar. Eine sichere Diagnose bringen in den meisten Fällen jedoch operative Verfahren wie die Bauchspiegelung, bei der gleichermaßen Entzündungsherde entfernt werden können“.
Endometriose ist eine chronische Erkrankung mit einer hohen Rezidivrate, denn mit der wiederkehrenden Menstruation können sich erneut Entzündungsherde bilden und Beschwerden verursachen. Prinzipiell gibt es die medikamentöse Schmerztherapie, die operative Behandlung und die Hormontherapie, die je nach individuellen Krankheitsbild angewandt wird. „Schmerzmittel unterdrücken die Symptome, nicht aber die Endometriose selbst. In vielen Fällen können Hormonpräparate helfen, durch welche die Menstruation ausbleibt, sodass es weder zu Beschwerden noch zur Bildung neuer Entzündungsherde kommt“, so Schmalfeldt.
Die Endometrioseherde von Elisabeth wurden im UKE operativ entfernt. „Ich hatte Respekt vor dem Eingriff, ich war das erste Mal im Krankenhaus! Es verlief aber alles schnell und unkompliziert. Alle waren sehr nett zu mir, nach einigen Tagen konnte ich schon entlassen werden“, erinnert sie sich. Als weiterführende Therapie erhält sie ein Hormonpräparat, das die Regelblutung unterdrückt. „Ich gehe nun befreiter durchs Leben und mein Schmerzmittelkonsum ist deutlich gesunken“. Ihre Periode vermisse sie nicht gerade, schmunzelt die Stadtplanerin. „Ich glaube, dass man sich nicht mit starken Periodenschmerzen abfinden sollte. Frauen sollten das nicht einfach hinnehmen, sondern sich Hilfe suchen“, rät sie anderen.
Die nächste Reise hat Elisabeth schon geplant: Im Herbst geht es auf einen Roadtrip in den Süden der USA. „Ich freue mich schon, Städtetrips und lange Wanderungen sind für mich nun kein Problem mehr“. Ihre Leidenschaft für Sport kann sie nun auch ausleben und mit voller Energie ins Training starten. „Es ist so ein schönes Gefühl, endlich schmerzfrei zu sein. Und die sportliche Aktivität hilft mir, mich besser zu fühlen“.
Info Endometriose
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich gebärmutterähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Diese Gewebeherde können Entzündungen hervorrufen und extreme Schmerzen vor allem kurz vor und während der Periode verursachen.
Wie äußert sich Endometriose?
Die Symptome reichen von starken Menstruationsschmerzen über chronische Unterbauchschmerzen bis hin zu Problemen beim Geschlechtsverkehr, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen beim Wasserlassen bis hin zur Unfruchtbarkeit.
Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt meist durch ein umfangreiches Anamnesegespräch, bildgebende Verfahren (Ultraschall) sowie in einigen Fällen durch einen laparoskopischen Eingriff, bei dem Gewebeproben entnommen und analysiert werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung kann medikamentös sowie mit Hormonpräparaten erfolgen, um Schmerzen und das Wachstum der Endometrioseherde zu kontrollieren. Mit chirurgischen Verfahren können betroffene Gewebeherde entfernt werden. Eine Kombination beider Therapien erfolgt meist individuell.
Warum ist eine frühzeitige Diagnose wichtig?
Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, die Symptome gezielt zu behandeln und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Dies kann einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben.
Betroffene können sich in der
Endometriose-Sprechstunde des UKE
melden und einen Termin vereinbaren.