Ausgefragt?! – Prof. Dr. Christina Magnussen: Gesund länger leben
Interview mit Prof Dr. Christina Magnussen
Wer gesund lebt, lebt in der Regel länger - das ist kein Geheimnis. Wie groß jedoch der Einfluss der Risikofaktoren auf die Lebenserwartung ist, überrascht: Eine neue Studie des UKE zeigt, dass sich die Lebenszeit durch Vermeidung von Risikofaktoren um rund 10 bis 15 Jahre erhöhen kann. Prof. Dr. Christina Magnussen, Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitären Herz- und Gefäßzentrum des UKE, erklärt worauf es ankommt.
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Das Interview zum Nachlesen
Hallo zusammen. Mein Name ist Christina Magnussen. Ich bin die stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Kardiologie am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg am UKE.
Gesünder leben, länger leben – diese Erkenntnis ist nicht so neu. Was ist das Besondere an Ihrer Studie?
Das Besondere an unserer Studie ist, dass es die erste ist, die wirklich weltweit angelegt war, unterschiedliche Populationen untersucht hat und zugelassen hat, dass man Risikofaktoren verändert. Und außerdem hat unsere Studie nicht, wie es sonst so üblich ist, das kardiovaskuläre Risiko in den nächsten zehn Jahren untersucht, sondern wir haben geschaut, was passiert denn, wenn man diese Risikofaktoren verändert in Bezug auf die kommende Lebenszeit?
Welche Risikofaktoren haben den größten Einfluss auf die Lebenszeit?
Unsere Studie hat ja die klassischen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren untersucht, also Bluthochdruck, ungesundes Körpergewicht, Diabetes, Rauchen und erhöhte Cholesterinwerte. Und wir haben gesehen, dass, wenn man zwischen 50 und 55 Jahren all diese Risikofaktoren hat und dann einen bzw. mehrere davon kontrolliert, gewinnt man zusätzliche Lebenszeit. Und die wichtigsten Risikofaktoren waren hier Bluthochdruck und auch Rauchen. Das heißt, die Kontrolle von Bluthochdruck mit dem Ziel, einen normalen Blutdruckwert unter 130 Millimeter HG zu erreichen und der Rauchstopp waren mit den meisten zusätzlichen Lebensjahren assoziiert.
Welche Lebensstiländerungen zahlen sich im höheren Alter noch aus?
Die einfache Antwort: alle. Vor allen Dingen eine gesunde Ernährung und eine regelmäßige körperliche Aktivität führen dazu, dass wir andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes gar nicht erst entstehen lassen.
Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Ja, definitiv. Unsere Studie zeigte, dass im Alter von 50 Jahren bei Abwesenheit der Risikofaktoren Frauen deutlich mehr profitieren als Männer. Also noch mal ein längeres Leben haben in Abwesenheit der Risikofaktoren im Vergleich zu wenn sie alle diese fünf Risikofaktoren hätten. Und das ist eine ganz, ganz wichtige Erkenntnis, da Frauen ja – gerade Frauen mit Herz-Kreiskofaktoren haben den größten Elauf-Erkrankungen – häufig durchs Raster des Gesundheitssystems fallen, wirklich immens von Screening und frühem Messen von Risikofaktoren profitieren.
Welche Faktoren sind auch bei jüngeren Menschen wichtig für ein langes Leben?
Unsere Studie zeigte, dass im Alter von 50 Jahren, wenn eben keine Risikofaktoren vorliegen, die Menschen über eine Dekade länger leben. Das ist natürlich ein absoluter Hinweis darauf, dass gerade junge Menschen einen gesunden Lebensstil pflegen müssen, dass es gar nicht zur Entstehung dieser Risikofaktoren kommt. Das heißt, eine gesunde Ernährung ohne Nikotin ist wirklich die Voraussetzung für ein gesundes, langes Leben.
Was kann jeder von uns tun, um länger gesund zu bleiben und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden?
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Wir wissen, die fünf Risikofaktoren führen zu einer Verkürzung des Lebens, also müssen wir sie unbedingt vermeiden. Die Basis dafür ist eine gesunde Lebensweise mit ausreichender körperlicher Aktivität. Und wenn wir uns daran halten, dann haben wir schon sehr, sehr viel gewonnen. Die gute Nachricht der Studie ist aber auch: Selbst wenn ein Risikofaktor entsteht und man ihn eben adäquat kontrolliert, kann man noch zusätzliche Lebenszeit gewinnen.