10.07.2024 AKTUELLES
UCC Hamburg: Ein herausragendes Netzwerk gegen den Krebs zum Wohle der Patient:innen
Onkologisches Spitzenzentrum erhält seit 15 Jahren Förderung der Deutschen Krebshilfe
15 Jahre onkologische Versorgung auf höchstem Niveau: Das Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center (UCC) Hamburg feiert Jubiläum. Im Jahr 2009 hatte die Deutsche Krebshilfe das Krebszentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) erstmals als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet. Seitdem hat das UCC Hamburg neue Diagnose- und Therapieverfahren sowie vielfältige Hilfs- und Beratungsangebote auf den Weg gebracht – in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern in der Region und deutschlandweit. Zum Jubiläum blickt das Direktorium des UCC Hamburg, Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Prof. Dr. Katja Weisel und Prof. Dr. Kai Rothkamm, auf die vergangenen 15 Jahre zurück, beschreibt die besonderen Leistungen des Onkologischen Spitzenzentrums und gibt einen Ausblick auf die Krebsmedizin der Zukunft am Standort.
Was ist ein Onkologisches Spitzenzentrum genau und wie unterscheidet es sich von anderen Krebszentren? Was zeichnet den Hamburger Standort besonders aus?
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer: Die von der Deutschen Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentren verfügen über ein besonders hohes Niveau in der Versorgung ihrer Patient:innen, der Krebsforschung und auch der Etablierung von Strukturen, Spitzenmedizin in die Breite zu bringen. Hierzu gehören Exzellenz in der Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen wie zum Beispiel in den Tumorboards, die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Tumorpatient:innen, Programme zur personalisierten Medizin, Begleitbehandlung, Nachsorge und Vorbeugung von Krebserkrankungen. Onkologische Spitzenzentren zeichnen sich durch eine hohe Forschungsaktivität aus, die direkt den Patient:innen zugutekommen soll. Ebenfalls von großer Bedeutung ist ein großes Netzwerk mit fachärztlichen Kolleg:innen in den umliegenden Kliniken und Praxen, mit denen gemeinsam erreicht wird, dass Patient:innen Zugang zu passgenauer Versorgung und innovativen Studienkonzepten erhalten. In den letzten Jahren wurde auch zunehmend ein großer Schwerpunkt auf die Einbindung von Patientenvertreter:innen in die Entscheidungsgremien der Spitzenzentren gelegt sowie auf Programme, die die Patient:innen als gleichwertige Partner:innen in der Krebsbehandlung begreifen. Unser UCC Hamburg setzt im Verbund der Onkologischen Spitzenzentren seinen Fokus unter anderem auf die Behandlung des Prostatakrebses. Aber auch im Bereich der Blutstammzelltransplantation, der Behandlung von bestimmten Arten des Blut- und Knochenmarkskrebs, von kindlichen Hirntumoren, bei urogenitalen Tumoren und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie in der Psychoonkologie und Palliativmedizin nimmt das UCC Hamburg national und international eine Führungsrolle ein.
Wovon haben die Patient:innen in den vergangenen 15 Jahren am UCC Hamburg am meisten profitiert? Was hat sich beispielhaft in der Versorgung verbessert?
Prof. Dr. Katja Weisel: Patient:innen haben vor allem durch die umfangreiche und standardisierte Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen profitiert. Das wird in den vielen Tumorkonferenzen jeden Tag deutlich, in denen pro Jahr mehr als 18.000 individuelle Patient:innen-Fälle diskutiert werden, aber zum Beispiel auch in der zentralen Anlaufstelle, die zahlreiche interdisziplinäre Sprechstunden bereithält. Ein weiterer wesentlicher Fortschritt ist die enge Verzahnung von Klinik und Forschung, gerade auch im Bereich der personalisierten Krebsmedizin. Am UCC Hamburg bieten wir eine große Auswahl an klinischen Studien an, die es den Patient:innen ermöglichen, bereits vor einer Zulassung den Zugang zu innovativen Therapieformen zu erhalten. Dazu kommen die vielfältigen Programme unseres Spitzenzentrums in der Begleitbehandlung von Tumortherapien, mit Fokus auf Ernährung, Sport oder Naturheilkunde – am UCC Hamburg haben wir einen der wenigen Lehrstühle für Komplementärmedizin in Deutschland.
Welche Forschungsergebnisse aus dem UCC Hamburg waren besonders wegweisend und haben sich rasch in eine Anwendung am Patienten umgesetzt?
Prof. Dr. Kai Rothkamm: Um nur einige Beispiele zu nennen: An unserem UCC Hamburg besteht eine besondere Expertise in dem Nachweis unsichtbarer Tumorbestandteile im Blut. Diese Liquid Biopsy-Methode kann es uns ermöglichen, Patient:innen gezielter zu behandeln. Unsere Leukämie-Arbeitsgruppe hat außerdem Mechanismen aufgedeckt, die Leukämiezellen zum Wachsen bringen beziehungsweise am Leben erhalten. Hierzu sind aktuell Medikamentenstudien auf dem Weg, die die gewonnenen Ergebnisse mit dem Ziel der Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten umsetzen. Eine UKE-geleitete deutschlandweite Studie zur Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Form des Knochenmarkkrebses, hat weltweit zu Verbesserungen der Therapie beigetragen. Molekulare Analysen an kindlichen Hirntumoren konnten darüber hinaus zur besseren Klassifikation und gezielteren Behandlung der Patient:innen beitragen und so die Heilungschancen der Kinder verbessern.
Was tut das Zentrum, damit möglichst viele Patient:innen von Spitzenmedizin in der Onkologie profitieren können?
Prof. Dr. Katja Weisel: Die Zusammenarbeit unseres Zentrums mit unseren Partner:innen in der ambulanten onkologischen Versorgung und in den umliegenden Kliniken ist eine der zentralen Aufgaben unserer täglichen Arbeit. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartner:innen entwickeln wir die Behandlungsleitlinien für die verschiedenen Krebserkrankungen, gestalten gemeinsame Tumorkonferenzen, ermöglichen gemeinsam ein noch größeres und besser abgestimmtes Angebot an klinischen Studien, gestalten Fortbildungen und Veranstaltungen. Kooperationen mit Fachkliniken wie der LungenClinic in Großhansdorf bilden die Grundlage dafür, dass möglichst viele betroffene Patient:innen Zugang zur onkologischen Spitzenmedizin haben. Aber auch in der Zusammenarbeit mit mehr als 40 Facharztpraxen und umliegenden Krankenhäusern leben wir eine exzellente Partnerschaft. Gerade diese Kooperationen tragen dazu bei, dass Patient:innen bei ihren Ärzt:innen in Behandlung bleiben und dennoch auf die Leistungen eines Spitzenzentrums zurückgreifen können.
Was sind für Sie die wichtigsten Themen der kommenden fünf Jahre und können sie uns kurz Ihre Pläne für das UCC Hamburg skizzieren?
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer: Wir sehen eine große Verantwortung, Spitzenmedizin in Norddeutschland noch mehr in die Breite zu bringen – das UCC Hamburg ist das einzige von der Deutschen Krebshilfe geförderte Spitzenzentrum in Norddeutschland. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir seit 2019 kontinuierlich eine immer enger werdende Partnerschaft zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit den Standorten Kiel und Lübeck aufgebaut. Mit den Jahren haben sich viele Kooperationen und gemeinsame Aktivitäten entwickelt; unser Ziel ist nun, gemeinsam ein Comprehensive Cancer Center-Konsortium zu formen. Ein weiteres wesentliches Projekt wird der weitere Ausbau der personalisierten Therapie und der speziellen Immun- und Zelltherapie sein. Hier entwickeln sich aktuell sehr viele innovative Ansätze, die wir den betroffenen Patient:innen so rasch und sicher wie möglich zur Verfügung stellen wollen. Nicht zuletzt wollen wir unsere Leistungen in der Prävention von Krebserkrankungen noch weiter ausbauen. So entscheidend die moderne Therapie in der onkologischen Spitzenmedizin ist – die Verhinderung von Krebs und die Früherkennung mit einer raschen Heilung bleiben weitere ganz großen Ziele.
Zur weiteren Stärkung der onkologischen Spitzenmedizin am Standort erhält das UCC Hamburg eine Anschlussförderung der Deutschen Krebshilfe in Höhe von insgesamt 2,2 Millionen Euro über eine Laufzeit von zwei Jahren. Weitere Informationen: www.krebshilfe.de/helfen/rat-hilfe/onkologische-spitzenzentren/
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Avin Hell
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