31.01.2025 AKTUELLES
Weltkrebstag: Patient:innen mit Krebserkrankungen bestmöglich unterstützen
Fragen an… Prof. Dr. Carsten Bokemeyer
Derzeit erkranken in Deutschland jährlich mehr als 500.000 Menschen an Krebs, zu den häufigsten Arten zählen Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar erklärt Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Leiter des Zentrums für Onkologie und Hämatologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Universitären Cancer Center Hamburg (UCC Hamburg), wie die aktuellen Entwicklungen in der Krebsmedizin aussehen und wie wichtig eine ganzheitliche Begleitung der Patient:innen ist.
Die Krebsforschung und -behandlung haben sich in den vergangenen zehn Jahren rasant entwickelt. Welche Fortschritte sind besonders bedeutend?
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer: Neben den bisher etablierten Methoden der Krebsbehandlung, also den chirurgischen Eingriffen, der Strahlen- und Chemotherapie, stehen uns heute mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die Krebstherapie je nach Krebsart und molekularen Voraussetzungen des Tumors besser auf die Erkrankten zuzuschneiden.
Drei Entwicklungen haben die Behandlung und Prognose von Krebspatient:innen entscheidend verbessert: Erstens der Einsatz von verschiedenen Formen der Immuntherapie, die der körpereigenen Immunabwehr helfen, Krebszellen besser zu erkennen und zu bekämpfen. Besonders bei bestimmten Krebsarten wie Melanom, Lungenkrebs und Blasenkrebs konnten wir damit enorme Fortschritte erzielen. Im Schwerpunkt präklinischer Wirkstoffentwicklung der Deutschen Krebshilfe arbeiten wir gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Bonn derzeit an der Entwicklung von Nanobodies als weitere neuartige Immuntherapie.
Zweitens konnten mit der Weiterentwicklung der Genomforschung maßgeschneiderte Therapien entwickelt werden, die bestimmte genetische Veränderungen in Krebszellen gezielt angreifen. Bei verschiedenen Krebsarten, hier ist insbesondere der Lungenkrebs zu nennen, wird mittlerweile standardmäßig untersucht, wie die Therapien auf Basis genetischer Marker individuell auf den:die Patient:in abgestimmt werden können. Zertifizierte Zentren personalisierter Medizin, die in den vergangenen Jahren an großen Krebszentren, wie am UCC Hamburg, geschaffen wurden, leisten Pionierarbeit, um das Feld gemeinsam voranzubringen. Diese Zentren arbeiten mittlerweile in einem nationalen Krebsgenomnetzwerk zusammen.
Und drittens hat die Entwicklung von Methoden zur Krebsfrüherkennung enorme Fortschritte gemacht. Insbesondere sogenannte Liquid Biopsie-Technologien können mittels Blutproben, Tumor-DNA oder andere Marker im Blut helfen, Krebs früher zu entdecken oder die Effektivität einer Therapie zu überwachen. Auf dem Gebiet der Liquid Biopsie-Techniken ist unser UCC Hamburg national führend.
Was ist in der Begleitung der Patient:innen mit Krebserkrankungen über die medizinische Versorgung hinaus noch wichtig?
Durch eine ganzheitliche Betreuung wird den Patient:innen nicht nur in medizinischer Hinsicht geholfen, sondern es erfolgt auch eine emotionale, psychologische, soziale Unterstützung, was für die Genesung und den Umgang mit der Krankheit von entscheidender Bedeutung sein kann.
Krebsdiagnosen und ihre Behandlungen können emotionale Belastungen bei den Patient:innen und Angehörigen mit sich bringen. Neben der professionellen psychoonkologischen Unterstützung kann auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Form von Selbsthilfegruppen Entlastung bringen.
In den Fragen des Lebensstils sollten Patient:innen während und nach einer Krebserkrankung zu Ernährung und Bewegung beraten werden. Aufgrund der steigenden Behandlungserfolge sind die Langzeitgeheilten Patient:innen, die sogenannten „Cancer Survivor“, zunehmend in den Fokus gerückt. Ihnen bieten wir Beratung in unserem Programm „Leben nach Krebs“ an. Ein großes Förderprojekt der Deutschen Krebshilfe ermöglicht es uns, die Forschung zu notwendigen Angeboten für Cancer Survivor in den nächsten vier Jahren am UCC Hamburg weiterzuentwickeln. Weitere Unterstützungsangebote sollten die Patient:innen und ihre Angehörigen im Bereich der sozialen Integration erhalten, dazu zählen beispielsweise der Sozialdienst, der bei praktischen und finanziellen Fragen hilft, etwa bei der Beantragung von Unterstützung oder der Organisation von Pflege.
Wie wichtig sind Netzwerke in der Behandlung der Patient:innen?
Onkologische Spitzenzentren wie das UCC Hamburg orientieren sich nicht nur stark an internationalen Guidelines und evidenzbasierten Standards, wenn es um die Behandlung von Patient:innen und die Ausrichtung der Krebsforschung geht, sie gestalten und verbessern diese durch praxisrelevante Forschung konstant mit. Neben den Grundprinzipien der Onkologie – Behandlung nach neuesten Forschungserkenntnissen in multidisziplinären Teams unter Beachtung der individuellen Erkrankungsumstände – ist ein starkes Netzwerk entscheidend, damit die Ergebnisse auch in der Breite der Bevölkerung ankommen.
Wir arbeiten hier im Norden gemeinsam mit dem Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein und unserem Kooperationspartner-Netzwerk im Großraum Hamburg kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Versorgung onkologischer Patient:innen. Darüber hinaus sind wir auch – beispielsweise im Verbundprojekt ONCOnnect – mit allen deutschen onkologischen Spitzenzentren vernetzt, um zu einer flächendeckend guten Versorgung für alle Krebsbetroffenen in Deutschland beizutragen. Uns ist es zudem auch besonders wichtig, die Patient:innen als Partner in unserm Netzwerk zu befähigen, sich stärker am Gesundheitssystem zu beteiligen. Wir engagieren uns daher für deren Ausbildung in einer Patient:innenakademie und ihre Einbindung in verschiedene Gremien, Beiräte und Forschungsprojekte.
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