Der Nutzen von medizinischen Maßnahmen zur Rehabilitation aus hausärztlicher Sicht

Zusammenfassung

Ziel der beiden Untersuchungen "Der Nutzen von Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation aus hausärztlicher Sicht" und "Der Nutzen von Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation aus Sicht der Allgemeinärzte - Eine vergleichende Studie zwischen alten und neuen Bundesländern" war es, die Einstellungen von Hausärzten und deren Patienten in bezug auf den Nutzen von medizinischen Maßnahmen zur Rehabilitation (nachfolgend kurz MMR) sowie deren Folgen für die hausärztliche Weiterbehandlung genauer zu beschreiben. Es fanden explorative Focusgruppendiskussion in Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt statt. Die postalische Befragung aller Hausärzte in Hamburg (N=781), Schleswig-Holstein (N=1159) und Halle/Saale (N=162) erfolgte im April 1999, die der Hausärzte in Sachsen-Anhalt (N=1387) und Mecklenburg-Vorpommern (N=1069) im Januar 2001. Der Rücklauf betrug insgesamt 46 Prozent und ist für die Berufsgruppe der Hausärzte als hoch anzusehen. Im Zeitraum von Mai 1999 bis August 2000 wurden retrospektive Einzelfallanalysen in Hamburg und Schleswig-Holstein durchgeführt. 272 Patienten und 29 Ärzte wurden zu der jeweils maximal ein halbes Jahr zurückliegenden MMR des Patienten ausführlich befragt. Exemplarisch einige Ergebnisse:

  • Die Mehrheit der Hausärzte und Hausärztinnen ist gegenüber MMR positiv eingestellt, wenn es auch relevante Anteile mit indifferenter oder negativer genereller Einstellung gibt. In den alten Bundesländern ist der Anteil der Befragten mit negativer Grundeinstellung mit 32 Prozent deutlich höher als in den neuen Bundesländern (12 Prozent).
  • Einzelne Arten von MMR werden sehr unterschiedlich bewertet: AHB und Rehabilitationsmaßnahmen wegen Schlaganfall schneiden am besten, Badekuren am schlechtesten ab. Bei den meisten Arten von Maßnahmen gibt es relevante Unterschiede zwischen den Befragten aus den alten und neuen Bundesländern im Sinne einer positiveren Einstellung der Befragten aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
  • Das Ausmaß der Fehlinanspruchnahme ist aus Sicht der Befragten beträchtlich. Die Hausärzte und Hausärztinnen in beiden Regionen schätzen im Durchschnitt, dass knapp 40 Prozent der Patienten, die aus ihrer Sicht eine MMR bräuchten, keine erhalten (Unterinanspruchnahme). Von den bewilligten MMR werden hingegen im Mittel 32 Prozent als nicht wirklich notwendig angesehen (Überinanspruchnahme). In den neuen Bundesländern verhindert die Angst der Patienten um den Arbeitsplatz häufiger die Beantragung einer indizierten MMR, so die Ärzte.
  • Antragsverfahren und Bewilligungspraxis werden von den Hausärzten bemängelt. Ihre eigene Rolle im Antragsverfahren in Bezug auf das Abraten von MMR bei zweifelhaften Indikationen scheinen die Hausärzte aufgrund von Angst vor dem Verlust von Patienten nicht befriedigend wahrzunehmen.
  • MMR wird in nur geringem Ausmaß ein anhaltender Nutzen zugeschrieben. In den Einzelfallanalysen (bis ein halbes Jahr nach der MMR) wird der Nutzen der einzelnen MMR überwiegend positiv bewertet. Die Übereinstimmung zwischen Hausarzt und Patient in Bezug auf die Nutzenbewertung ist abgesehen von Ausnahmen gut bis sehr gut.
  • Ärztinnen sind in mehrfacher Hinsicht positiver eingestellt als Ärzte, die Unterschiede sind jedoch nicht so deutlich ausgeprägt wie die zwischen den neuen und alten Bundesländern. Die übrigen soziodemographischen und Praxismerkmale spielen nur eine sehr geringe Rolle.

Veröffentlichungen

-Dunkelberg S van den Bussche H (2004)
Triangulation: Vom unterschiedlichen Ergebnissen beim Einsatz unterschiedlicher Methoden.
Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung 98:519-525

-Dunkelberg S, van den Bussche H (2004)
Bedarf und Nutzen von medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen aus hausärztlicher Sicht.
Rehabilitation 43: 33-41

-van den Bussche H, Dunkelberg S (2003)
Nutzen von und Bedarf an medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen aus hausärztlicher Sicht.
Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 63: 299-305

-van den Bussche H, Dunkelberg S (2003)
Wer sollte über Anträge zur medizinischen Rehabilitation entscheiden? - Eine kritische Betrachtung der Vorschläge des Sachverständigenrates.
Rehabilitation 42: 350-3.

-Lachmann A, van den Bussche H, Müller K, Dunkelberg S, Ehrhardt M (2000)
Der Nutzen von Rehabilitation aus hausärztlicher Sicht: Ein Vergleich zwischen den alten und neuen Bundesländern.
Z Allg Med 76: 401-405

-Lachmann A, van den Bussche H, Dunkelberg S, Ehrhardt M (1999)
Der Bedarf an Rehamaßnahmen aus allgemeinärztlicher Sicht.
Rehabilitation 38 Suppl 2: 148-53

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