Ein integrativer Ansatz für eine hausärztlich koordinierte bedarfsgerechte Versorgung bei postviralen Erkrankungen und ME/CFS zur Verbesserung der Teilhabe (GRACI)

Josefine Schulze, Britta Tetzlaff, Jakob Johne, Martin Scherer, Gabriella Marx

Hintergrund und Ziel

Hausärzt:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung eines koordinierten, integrierten, sektorübergreifenden Diagnose- und Versorgungs-prozesses. Dabei stellt die Komplexität von postviralen Syndromen und ME/CFS eine Herausforderung dar. Zudem müssen Kontextfaktoren gemäß der „Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)“ berücksichtigt werden.​

Ziel des GRACI-Projektes ist die Entwicklung und Bereitstellung einer Toolbox für Hausärzt:innen auf Grundlage eines integrativen Ansatzes unter Einbezug medizinischer und kontextueller Faktoren nach ICF zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung. Die Toolbox soll den Hausärzt:innen eine Schweregradeinstufung der Erkrankung und daraus abgeleitet eine bedarfsgerechte, gestufte Diagnostik und Versorgung ermöglichen.

Design und Methodik

Die Toolbox wird auf Basis der einschlägigen Literatur und mittels eines partizipativen Ansatzes gemeinsam mit einem multiprofessionellen Expert:innen- und Patient:innenbeirat entwickelt und im Rahmen eines kontrollierten zweiarmigen Modellvorhabens von Hausärzt:innen in Nord- und Süddeutschland erprobt. Die Evaluation erfolgt mittels Längsschnittdatenerhebung bei Studieneinschluss (Baseline) und 12 Monate später (t1). Versorgungsergebnisse werden unter Berücksichtigung von Schweregrad sowie Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen geprüft. Eine qualitative und quantitative Prozessevaluation in den letzten drei Monaten der Interventionsphase untersucht den Nutzen, die Anwendbarkeit und Optimierungsmöglichkeiten aus der Perspektive der Versorgenden.

Erwartete Ergebnisse

Die Toolbox ist die erste ihrer Art, die Hausärzt:innen gezielt bei der Versorgung der Zielgruppe unterstützt. Sie hat das Potenzial, Über-, Unter- und Fehlversorgung zu reduzieren sowie durch eine zielgerichtete bedarfsgerechte Versorgung die Teilhabe der Betroffenen zu fördern. Darüber hinaus leistet eine bedarfsorientierte hausärztliche Betreuung einen entscheidenden Beitrag für die Anerkennung und Sichtbarkeit postinfektiöser Syndrome in Medizin und Gesellschaft.

Förderer: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Laufzeit: 11/2024 – 10/2028

Partner: Institut für Rehabilitsationsmedizizinsche Forschung (IFR) an der Universität Ulm: Dr. Silke Jankoviak, Prof. Dr. med. Jürgen Steinacker

Kontakt: graci@uke.de