Selbstmanagementförderung in der ambulanten Versorgung (SMAV) in einem Gesundheitskiosk in Billstedt/Horn
Thomas Zimmermann, Cathleen Muche-Borowski, Martin Scherer
Hintergrund
In den Hamburger Stadtteilen Billstedt / Horn / Mümmelmannsberg leben ca. 110.000 Einwohner*innen
- Routinedaten weisen eine hohe Krankheitslast aus
- Herausforderungen durch multiethnische Bewohnerschaft und soziale Probleme
- Medizinisch tendenziell unterversorgt (bspw. Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Gynäkologie, Pädiatrie, Psychotherapie)
- Mangel an Versorgungskoordination erkennbar
Das Kiosk-Modell der Kooperation
Kiosk als Stadtteilinstitution für alle Anliegen, die Gesundheit betreffend
- Mehrsprachigkeit: Ansprache der Klient*innen in Muttersprache durch Mitarbeiter*innen
- Ganzheitlicher & indikationsunspezifischer Betreuungs-/ Versorgungsansatz
- Beratungsgespräche zur Förderung des Selbstmanagements in enger Abstimmung mit behandelnden Ärzt*innen
- Multiprofessionelles nicht- ärztliches Team mit pflegerischem Hintergrund
- Gute Erreichbarkeit mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten
Die Aufgaben des IPA
- Schulung Pflegende
- Supervision Gruppe/Einzel
- Weiterentwicklung und Vermittlung des systemisch-orientierten Beratungsansatzes durch Setzen von Standards und die Erarbeitung eines Beratungsleitbildes
Aufgaben in der Beratung
- Sozial- und Case Management auf ärztliche Verordnung (Überweisung)
- 3-5 Beratungen
- Begleitung bei der Erreichung von vereinbarten Gesundheitszielen
- Überprüfen des Erreichten
- Hilfestellung, die Angebote im eigenen Sozialraum zu nutzen
Förderer: Gemeinsamer Bundesausschuss – Innovationsfonds
Laufzeit: Januar 2017-2019
Seit 2020 wird der Betrieb des Gesundheitskiosk durch die Gesetzlichen Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, Techniker, DAK Gesundheit, Barmer und die BKK Mobil finanziert.
Seit Februar 2022 gibt es eine Stellungnahme und einen Beschliuss des G-BA zum Innovationsfondsprojekt Gesundheitskiosk Billstedt/Horn.
https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/beschluss-dokumente/138/2022-02-16_INVEST_Billstedt.Horn.pdf
Der Beschlusstext des G-BA liest sich verhalten, lässt aber dennoch hoffen, dass die Kostenträger (Gesetzliche Krankenversicherungen) diese wohnortnahen Versorgungsangebote in deprivierten großstädtischen Regionen zukünftig unterstützen werden.
Unter dem Link zur G-BA Seite sind auch der Evaluations- und der Abschlussbericht einsehbar.
https://innovationsfonds.g-ba.de/beschluesse/invest-billstedt-horn-hamburg-billstedt-horn-als-prototyp-fuer-eine-integrierte-gesundheitliche-vollversorgung-in-deprivierten-grossstaedtischen-regionen.59
Zwar haben sich die meiste Patient:innen-relevanten Outcomes und Indikatoren als eher unverändert erwiesen, was aber womöglich a) dem insgesamt sehr kurzen Evaluationszeitraum und b) der beginnenden Pandemie im Evaluationsjahr 2020 geschuldet ist. Die Arbeitsbelastung der beteiligten Ärzt:innen ist nicht gesunken, und deren Arbeitszufriedenheit ist nicht gestiegen. Dennoch nun diese positive Stellungnahme.
Es gibt ein Reihe von anderen Aspekten, die hier wohl den Ausschlag geben. So war die Aufnahme in den Stadtteilen Billstedt, Horn und Mümmelmannsberg sehr positiv. Von der Bevölkerung und den Betroffenen wurde das Projekt stark getragen. Zudem hat sich die Vernetzungsarbeit im Stadtteil ebenfalls als sehr wertvoll erwiesen. Diese wichtige Komponente zielte u.a. darauf ab, im sozialen Hilfesystem auf keinen Fall doppelte Strukturen entstehen zu lassen und enge Kooperationsstrukturen aufzubauen.
Das IPA unterstützt auch zukünftig verschiedene Träger beim Aufbau von Lokalen Gesundheitszentren oder Gesundheitskiosk-artigen Einrichtungen.
Konsortialführung: Gesundheit für Billstedt/Horn UG (Geschäftsführung: Alexander Fischer)
Konsortialpartner: Ärztenetzwerk Billstedt-horn e.V., AOK Rheinland/Hamburg, BARMER, DAK Gesundheit, OptiMedis AG, connected-health.eu GmbH
Ansprechpartner: Thomas Zimmermann