Möglichkeiten und Grenzen hausärztlicher Qualitätszirkel
Zusammenfassung
Das Institut für Allgemeinmedizin hatte 1994 alle Allgemeinärzte in Hamburg unter anderem zu ihren Vorstellungen in Bezug auf Qualitätssicherung befragt. Im Anschluß daran kamen Qualitätszirkel zu mehreren Themen zustande:
- Harburger Qualitätszirkel, seit 1994
- Supportive Versorgung von Krebskranken (QUAST-Projekt) 1995-97
- Erkrankungen der Atemwege 1995-98
- psychische Probleme, später viele andere Themen seit 1995
Auf der Basis der Erfahrungen mit diesen Qualitätszirkeln wurden Grenzen und Möglichkeiten der Qulitätszirkelarbeit untersucht. Zufriedenheit und selbsterlebter Nutzen der Teilnehmer wurden evaluiert. Es gibt Hinweise dafür, dass in den meisten Qualitätszirkeln in der ambulanten Versorgung keine Qualitätssicherungsprozesse im Sinn des ursprünglichen Modells - hier nach Ruprecht dargestellt - ablaufen.
Das eigene (Routine-)Handeln beschreiben und - wenn möglich - abbilden, mit Kollegen vergleichen, Erfahrungen austauschen, Vergleichsmaßstäbe festlegen (z.B. Leitlinien, anerkannte Standards o.ä.), Übereinstimmungen mit den jeweiligen Standard feststellen, Abweichungen bewußt machen, nicht rational begründbare Abweichungen als Problemfelder erkennen, Problemlösungen entwickeln und (gemeinsam) umsetzen, Ergebnisse angewandter Problemlösungen überprüfen.
Das zentrale Element im Qualitätszirkel ist der spontane, offene Austausch mit Kollegen. Dieser Austausch findet überwiegend bezogen auf gemeinsam verhandelte Themen, aber auch bezogen auf aktuelle fachliche, praktische und ethische Probleme statt. Die Teilnehmer bringen das eigene Handeln je nach Bedürfnis in unterschiedlichem Ausmaß in die Gruppe ein. Die Erfahrungen der Kollegen werden hoch geschätzt, wenn auch in einigen Fragen ein klarer Dissens bestehen bleibt. Das Bedürfnis, einen Konsens herzustellen, ist nur schwach ausgeprägt. Jeder ist frei, für sich das herauszusuchen, was er brauchen kann. Der Austausch dient einerseits der eigenen Stärkung, der gemeinsamen Abgrenzung zu Spezialisten und zu Moden, der Anregung zur Selbstreflektion und der emotionalen Entlastung. Er dient andererseits der Überprüfung und Erweiterung des praxisrelevanten Wissens sowie der Beschreibung des Erfahrungswissen der Hausärzte. Der Qualitätszirkel bietet die Möglichkeit einer Überwindung des viel zitierten "Einzelkämpfertums" auf einer niedrigschwelligen Ebene, niedrigschwellig, weil freiwillig, unstrukturiert und somit nicht von extern angreifbar, in einem geschützen Gruppenklima unter Gleichen.
Für weitere Informationen und Ergebnisse s.a.
-Dunkelberg S (1998)
Der Beitrag von hausärztlichen Qualitätszirkeln zur Qualitätssicherung.
Qualität der Gesundheitsversorgung. Newsletter der GQMG 5: 11-5
-Dunkelberg S (1998)
Arbeitsweise und Inhalte hausärztlicher Qualitätszirkel.
Z Allg Med 74: 621-4
Kontakt: sekretariat-ifa