DISPAR-HF
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DISPAR-HF

Ungleichheiten in der Diagnose von Versorgung von Frauen und Männern mit Herzinsuffizienz (DISPAR-HF)

Gabriella Marx-Rosenberg, Sarah Koens*, Anna Christin Makowski*, Martin Scherer,
Olaf von dem Knesebeck*

*Institut für Medizinische Soziologie, UKE

Hintergründe und Ziele

Herzinsuffizienz (Heart Failure, HF) ist derzeit die häufigste Ursache für einen stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus in Deutschland, und mit einem Anteil von 5,1% die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Obwohl sich die Behandlung der HF in den letzten 60 Jahren deutlich verbessert hat, ist die 5-Jahres Mortalität weiterhin hoch. Die Erkrankung stellt für die betroffenen Patient*innen eine hohe Belastung dar, wobei bei Frauen eine schlechtere Lebensqualität festgestellt wurde. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es auch bei der Diagnosestellung und Therapie. Um die Versorgungsegalität zu gewährleisten, werden im Rahmen dieser Studie neben geschlechtsspezifischen Unterschieden auch weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Diagnose und Behandlung der HF (Alter und Migrationshintergrund der Patient*innen sowie Geschlecht und Berufserfahrung der Hausärzt*innen) systematisch untersucht. Ziel dieser Studie ist es, bewusste und unbewusste Entscheidungsprozesse bei der Diagnosestellung und Behandlungsentscheidung zu rekonstruieren und mögliche Einflussfaktoren einer ungleichen Versorgung zu identifizieren.

Design und Methodik

  • Faktorielles Design unter Einsatz von acht verschiedenen, jedoch inhaltlich exakt gleichen Videovignetten mit Dialog eines hausärztlichen Erstgespräches.
  • Die Videovignetten, differenziert nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund, wurden mit professionellen Schauspieler*innen erstellt.
  • Die Vignetten wurden insgesamt 128 Hausärzt*innen präsentiert, die im Anschluss daran mittels standardisierter sowie offen-narrativer Fragen zu ihrer Diagnose- und Therapieentscheidung interviewt wurden.
  • Zur Analyse von Wechselbeziehungen möglicher Einflussfaktoren werden auf Basis der quantitativen Daten Interaktionsterme berechnet. Die qualitativen Daten werden mittels inhaltsanalytischer (bewusste Entscheidungsebene) sowie interpretativer Verfahren (unbewusste Entscheidungsebene) ausgewertet.

Erwartete Ergebnisse und geplante Ergebnisverwertung

Über geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Diagnosestellung und Behandlungsentscheidung hinaus wird der Einfluss weiterer Charakteristika der Patient*innen (Alter, Migrationshintergrund) sowie der Ärzt*innen (Geschlecht und Behandlungserfahrungen) erwartet. Das gewählte Design soll dazu beitragen, die Differenzen nicht nur zu beschreiben, sondern die zugrundeliegenden Entscheidungsprozesse zu verstehen. Die Ergebnisse werden mit dem ärztlichen Netzwerk des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin diskutiert sowie auf Fachkongressen und in Fachzeitschriften präsentiert.

Veröffentlichungen:

von dem Knesebeck O, Koens S, Marx G, Scherer M. Perceptions of time contraints among primary care physicians in Germany. BMC Family Practice 2019; 20:142. doi.org/10.1186/s12875-019-1033-5

Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Laufzeit: 2017 bis 2019

Partner: Institut für Medizinische Soziologie, UKE

Ansprechpartnerin: Gabriella Marx