Arbeits- und Gesundheitssituation von Pflegekräften mit Migrationshintergrund
Förderin: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Laufzeit: 36 Monate (2016/01 – 2018/12)
Schlagwörter: Interkulturelle Öffnung, Migration, 24-Stunden-Betreuungskräfte, psychische und physische Belastungen, Prävention
Webseite: www.ikoe-pflege.de
Projektbeschreibung
Die deutsche Bevölkerung wird zunehmend älter und entsprechend steigt der Anteil pflegebedürftiger Menschen, die eine ambulante Versorgung in Anspruch nehmen werden. Der Bedarf an Pflegekräften wird schon jetzt nicht mehr durch heimische Fachkräfte gedeckt. Durch die steigende Anzahl der Bevölkerung mit ausländischen Wurzeln und der zunehmenden Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte wird zukünftig der Anteil an Pflegekräften mit Migrationshintergrund (PkMig) in Deutschland noch stärker zunehmen.
Insgesamt gehören Pflegende zu den Beschäftigten in der Gesundheitsversorgung mit den häufigsten psychischen und physischen Belastungen. Für PkMig können darüber hinausgehende kulturelle und sprachliche Barrieren möglicherweise nicht nur den Arbeitsalltag erschweren, sondern auch die Gesundheit und somit die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen.
Aufgrund fehlender Daten kann derzeit die Frage nicht beantwortet werden, ob PkMig mehr oder andere psychosoziale und gesundheitliche Belastungen am Arbeitsplatz erleben als ihre einheimischen Kolleginnen und Kollegen. Die geplante Studie soll dazu beitragen, mögliche Belastungen, aber auch Ressourcen von PkMig zu identifizieren und zu quantifizieren. Dazu werden folgende Teilprojekte durchgeführt:
(1) Organisationsanalyse (Best Practice-Analyse) zum Stand der interkulturellen Öffnung der ambulanten Pflegeeinrichtungen in Hamburg. Alle 390 ambulanten Pflegedienste in Hamburg werden im Rahmen der Studie angeschrieben. Diese bieten neben der Grund- und häuslichen Krankenpflege auch die Erbringung hauswirtschaftlicher Leistungen und die Beratung von Pflegebedürftigen und ihrer Angehöriger an.
(2) Qualitative arbeitsplatzbezogene Untersuchungen zur psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen und Ressourcen von Pflegenden mit Migrationshintergrund. Die vertiefenden semi-strukturierten Interviews werden mit Pflegenden mit und ohne Migrationshintergrund in verschiedenen Einrichtungsarten der ambulanten Pflege in Hamburg realisiert. Darüber hinaus sind auch Interviews mit Pflegenden geplant, die als 24-Stunden-Betreuung in privaten Haushalten arbeiten.
(3) Quantitative Messung der Belastungsintensität von Pflegenden. Die Belastungsintensität von Pflegenden mit und ohne Migrationshintergrund wird fragebogenbasiert und quantitativ in einer repräsentativen Stichprobe von über 400 Pflegenden gemessen.
Ein interdisziplinärer Arbeitskreis, der mit (inter-)nationalen Experten für „Migration und Pflege“ besetzt werden soll, wird die Arbeit der Studiengruppe kritisch und konstruktiv über den Zeitraum des Projekts begleiten.
Die Integration und Partizipation der Pflegeeinrichtungen in den Forschungsprozess ist ein weiteres zentrales Element dieser Studie. Durch ein gemeinsames Vorgehen soll das Verständnis für dieses Projekt und dessen Absichten gefördert werden.
Die Studie soll dazu beitragen, Belastungen von Pflegenden im Migrationskontext zu identifizieren, zu quantifizieren und gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserungen der Struktur- und Prozessqualität in der ambulanten Pflege abzuleiten.
Projektmitarbeiter
- Mike Mösko, Dr. phil., Dipl.-Psych., Projektleiter, mmoesko@uke.de
- Benjamin Schilgen, B.A. Pflege, M.Sc. Health Sciences, GuKP, Doktorand, b.schilgen@uke.de
- Albert Nienhaus, Prof. Dr. med., MPH, Kooperationspartner, Albert.Nienhaus@bgw-online.de
- Holger Schulz, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych., Kooperationspartner, schulz@uke.de