Orientation of the health care system towards the needs of migrants with mental disorders

Förderin: Volkswagenstiftung

Laufzeit: 36 Monate (2009/11 – 2012/10)

Projektbeschreibung

Das Institut für Medizinische Psychosoziale (AG Migrationsforschung) führt in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité-Universitätsmedizin Berlin eine internationale Studie zur Psychosozialen Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund und zur Interkulturellen Öffnung des Psychosozialen Versorgungssystems durch.

Für die knapp 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, gibt es bisher keine repräsentativen Daten zu Prävalenzen und Komorbiditäten psychosozialer Gesundheit. Vereinzelte Studien dokumentieren eine erhöhte psychosoziale Belastung von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund und einen großen Versorgungsbedarf. Sprachliche und kulturelle Verständigungsprobleme führen zu geringerer Inanspruchnahme des Versorgungssystems und zum Teil zu schlechteren Behandlungsergebnissen.

Um der Komplexität des Themas "Migration und Seelische Gesundheit" gerecht zu werden, beleuchtet die Studiengruppe das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: In vier aufeinander abgestimmt Modulen werden unterschiedliche inhaltliche Fragestellungen untersucht. Orientiert an den jeweiligen Forschungszielen der einzelnen Module, werden dabei gegenstandsangemessene quantitative und qualitative Forschungsmethoden eingesetzt.

Die Studiengruppe wird begleitet und unterstützt durch einen wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus internationalen Migrationsforschern: Sofie Bäärnhielm, MD, PhD (Stockholm), Prof. Michael Bommes (Osnabrück), Prof. Theda Borde (Berlin), Dr. Marianne Carisius Kastrup (Kopenhagen) und Prof. David Ingleby (Utrecht).

Darüber hinaus werden regionale Stakeholder in Hamburg und Berlin als Berater hinzugezogen.

Modul 1

Den Schwerpunkt des Forschungsprojekts bildet die Erhebung einer epidemiologischen Datenbasis. Erstmals werden in Deutschland repräsentative Prävalenz- und Komorbiditätsraten psychosozialer Gesundheit für die größte hier lebende Migrantengruppe - der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund - erhoben.

Dafür werden an den Erhebungsstandorten Hamburg und Berlin insgesamt etwa 800 Erwachsene mit türkischem Migrationshintergrund mit Hilfe standardisierter klinischer Interviews zu ihren psychosozialen Belastungen befragt. Um die erfahrungsgemäß niedrige Teilnahme-Bereitschaft an wissenschaftlichen Untersuchungen unter dieser Bevölkerungsgruppe zu erhöhen, wird der eigentlichen Erhebung eine große Medienkampagne vorausgehen.

Die gewonnenen Daten können ein differenziertes Bild über die seelische Gesundheit der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund liefern - und sind somit eine wichtige Voraussetzung für eine bedarfsgerechte psychosoziale Versorgung.

Modul 2

In Modul 2 werden subjektiven Vorstellungen und Konzepte von psychischen Krankheiten unterschiedliche Bevölkerungsgruppen erhoben. Verglichen werden Gruppen von Personen ohne Migrationshintergrund mit Personengruppen türkischer Herkunft und Professionelle in Deutschland und der Türkei.

Ziel dieses Moduls ist es, Barrieren und Strategien bei Menschen mit Migrationshintergrund im Umgang mit psychischen Erkrankungen zu identifizieren.

Modul 3

Um den aktuellen Stand der Interkulturellen Öffnung im Versorgungswesen zu erfassen, wird ein konzeptbezogener Fragebogen entwickelt. Anschließend werden repräsentative Versorgungseinrichtungen der Psychosozialen Versorgung zum Stand der interkulturellen Öffnung befragt.

Modul 4

Es wird ein Training zur interkulturellen Kompetenz für Mitarbeiter im psychosozialen Gesundheitswesen konzipiert, in einer Einrichtung der psychosozialen Versorgung durchgeführt und begleitend qualitativ und quantitativ evaluiert. Ziel ist die Sensibilisierung im Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu erhöhen - um ggfs. zu einem besseren Behandlungserfolg beizutragen.

Weitere Informationen und aktuelle Ergebnisse finden Sie auf der Projektwebseite www.segemi.de

Ansprechpartner