Erfolgreiche Kooperation in Ruanda seit 15 Jahren
Schon seit über 15 Jahren gibt es eine Zusammenarbeit mit der Generalstaatsanwaltschaft (National Public Prosecution Authority; NPPA) in Ruanda bei Fragestellungen zur Molekulargenetik und weiterer Themen der Rechtsmedizin. Gutachten aus der Rechtsmedizin Hamburg werden in Rwanda gerichtlich anerkannt.
Diese Kooperation wurde immer weiter ausgebaut und seit 2012 werden Polizisten, Psychologen, Juristen und Sozialarbeiter aus ganz Ostafrika in jährlichen Forensic Summer Schools zu Themen der Rechtsmedizin fortgebildet. Hierbei handelt es sich um eine Partnerschaft mit der University of Rwanda (UR) und dem UKE, finanziert über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Im Jahr 2019 kam mit der Kampala International University (KIU) aus Uganda ein weiterer Kooperationspartner hinzu und es werden auch Kollegen aus Uganda fortgebildet.
Die wichtigsten Standbeine der Summer School sind die theoretischen und praktischen Fortbildungen in vielen unterschiedlichen Bereichen. Diese sind sowohl Medizinstudenten, aber auch der Rwanda National Police (RNP) mit dem Rwanda Investigation Bureau (RIB) und Interessierten bzw. Studenten anderer Fachbereichen
Die Vorlesungen umfassen Grundlagen und unterschiedlichen Aspekten der Rechtsmedizin, Genetik, Anthropologie, Toxikologie, Psychotraumatologie und Jura. Als praktische Übungen werden Kurse zur äußeren Leichenschau, Sektion, DNA-Analyse, Behandlung traumatisierter Personen und anthropologische Analyse von Menschenknochen angeboten. Dafür stehen Räumlichkeiten in der Rechtsmedizin am Kacyiru Hospital und am Rwanda Forensic Laboratory (RFL) zur Verfügung.
Innerhalb Ruandas gibt es noch weitere Kooperationsprojekte:
Mit der National Commission For The Fight Against Genocide (CNLG) wurden in Zusammenarbeit mit KollegInnen aus dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) in der Genozidgedenkstätte Murambi 20 mumifizierte Opfer des Genozids restauratorisch wiederhergestellt und dienen nun als Mahnmal für die Schrecken des Genzids von 1994, bei dem bis zu eine Million Menschen binnen 100 Tagen getötet wurden. Die Erhaltung weiterer menschlicher Überreste in anderen Gedenkstätten wird in den nächsten Jahren durchgeführt.
Das Team der Augenklinik am UKE unter der Leitung von Prof. Spitzer unterstützt die Rechtsmedizin beim Aufbau einer Hornhautbank nach Hamburger Vorbild. Durch die Entnahme der Hornhaut bei Toten kann Menschen mit Hornhauterkrankungen die Sehkraft wiedergegeben werden. Unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet geben wir gerne an die Kollegen in Ruanda weiter, um auch dort Menschen wieder sehend zu machen.
Die Fortbildung von Studenten der Polizei zählt nicht nur in Hamburg zu den Aufgaben der Rechtsmedizin, sondern wir erfüllen diese Aufgabe auch in Ruanda. Am National Police College in Musanze werden die angehenden Beamten in den Bereichen Sektions- und Leichenwesen, Molekulargenetik, Toxikologie und Anthropologie unterrichtet. Einige Absolventen haben über die Jahre auch einige Monate in Hamburg verbracht, um hier weitergebildet zu werden.