Minimal-invasive Gewebeentnahmen bei Lassa-Fieber-Verstorbenen


Lassa-Fieber ist ein virales hämorrhagisches Fieber, das in Westafrika jährlich rund 5000 Todesopfer fordert. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und in schwereren Fällen Blutungen, Schock und Organversagen. Das Virus gehört zur Familie der Arenaviren und wird hauptsächlich durch den Kontakt mit Urin oder Kot von infizierten Mastomys-Nagetieren übertragen. Menschen können sich auch durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Personen anstecken.

Die Prävention konzentriert sich auf Hygienemaßnahmen und den Schutz vor Nagetier-Befall. Noch sind weder zugelassene Therapeutika noch Impfstoffe gegen Lassa-Fieber vorhanden. Für deren Entwicklung ist die weitere Erforschung der Pathophysiologie der Erkrankung unabdingbar. Noch ist unklar, ob die Pathologie der Lassa-Erkrankten vorwiegend auf Entzündungsprozesse, direkte Virusinteraktion auf Zellebene oder (Mikro-)Blutungen zurückzuführen ist.

Der Goldstandard für die Ergründung solcher Prozesse sind konventionelle Obduktionen, die aufgrund des hohen Infektionsrisikos bei Lassa-Fieber-Verstorbenen derzeit jedoch in Afrika nicht durchgeführt werden können. Minimal-invasive Gewebeentnahmen (oder MITS für „minimally invasive tissue sampling“) nach dem Tod stellen bei hochinfektiösen Erkrankungen eine wichtige Alternative zur Obduktion dar. Hier werden Ultraschall-gesteuert mit Hilfe von Biopsienadeln kleine Gewebeproben aus unterschiedlichen Organen entnommen, die anschließend histopathologisch untersucht werden.

In einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt kooperiert das Institut für Rechtsmedizin des UKE mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und dem Irrua Specialist Teaching Hospital (ISTH) in Nigeria, um die Pathophysiologie der Erkrankung durch Anwendung der MITS-Technik weiter zu erforschen. Dabei werden nigerianische und deutsche Forschende sowohl in Hamburg als auch vor Ort in Irrua, Nigeria, geschult und begleitet.


Ansprechpartner:
Dr. rer. nat. Kristina Allgoewer-Martin, MPH
k.allgoewer-martin@uke.de