Sonderforschungsbereich 841 „Leberentzündung: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen“

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Leberentzündung Infektion, Immunregulation und Konsequenzen

Im Sonderforschungsbereich 841 „Leberentzündung: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen“ arbeiteten Wissenschaftler an der Entschlüsselung des komplizierten Wechselspiels zwischen Leberschädigung, Entzündung und Reparatur. Ziel ist es, neue Ansatzpunkte für die Diagnostik und Therapie von entzündlichen Lebererkrankungen zu entwickeln. Der SFB 841 wurde von 2009 bis Juni 2022 in drei Förderperioden von der DFG gefördert.

Am SFB 841 waren insgesamt 12 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt, mit einem Schwerpunkt der Projekte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). In 28 Teilprojekten (22 davon am UKE) waren 28 Projektleiter und insgesamt etwa 100 Forscher eingebunden.
Neben dem UKE und der Universität Hamburg beteiligten sich das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin sowie das Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, beide in Hamburg, das Biochemische Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und das Goldyne Savad Institute of Gene Therapy der Hebrew University of Jerusalem, Israel, an der Forschungsinitiative.
Regelmäßige Gastvorlesungen und Symposien mit Gastwissenschaftlern anderer Universitäten und Einrichtungen ermöglichten den wissenschaftlichen Austausch über die Grenzen Hamburgs und Deutschlands hinaus.

Aufbau des SFB

Der SFB 841 umfasst drei wissenschaftliche Projektbereiche (Projektbereiche A „Infektion“, B „Immunregulation“ und C „Konsequenzen“). Hinzu kommt ein Service-Bereich mit zwei Teilprojekten, der experimentelle Methoden entwickelt und diese den SFB-Projekten zur Verfügung stellt. Das im SFB 841 integrierte Graduiertenkolleg fördert gezielt die Erstellung von Promotionen auf dem Gebiet der Infektions- und Entzündungsforschung.

Projektbereich A: Infektion

Wichtigste Auslöser einer Leberschädigung weltweit sind Infektionserreger. Neben den Hepatitisviren B und C sind auch parasitäre Infektionen häufig, beispielsweise durch Amöben oder Plasmodien. Der Projektbereich A führt Teilprojekte zusammen, die sich mit diesen häufigen Erregern beschäftigen, und diese vor allem in Tiermodellen, aber auch am Patienten untersuchen. Besonderer Fokus ist die Interaktion der Krankheitserreger mit dem Immunsystem unter Berücksichtigung der speziellen immunregulatorischen Bedingungen in der Leber.

  • Projektbeschreibung

    In der Vergangenheit konnten wir verschiedene immunologische Mechanismen identifizieren, die für die Entstehung und Heilung des durch den Parasiten Entamoeba (E.) histolytica induzierte Leberschädigungen verantwortlich sind. Beteiligt ist unter anderem die Aktivierung der IL-23/Th17 Immunachse, die letztendlich zu einer verstärkten Rekrutierung pro-inflammatorischer Monozyten führt, die den Leberschaden im Sinne einer Immunpathologie verantworten.

    Dieselbe Monozytenpopulation wirkt jedoch im Modell für einen Listerien-bedingten Leberschaden (Projekt A3) protektiv. Wir wollen nun der Frage nachgehen, inwieweit sich diese Monozyten im Detail unterscheiden und ob es doch mehr als eine Population dieser Zellen gibt. Ein interessanter Befund aus dem Projekt A3, welcher sich mit der durch das Bakterium Listeria monozytogenes verursachte Leberschädigung beschäftigt, zeigt, dass hier inflammatorische Monozyten für die Kontrolle essentiell sind – jedoch offen bleibt, ob es sich tatsächlich nur um zwei unterschiedliche Zellpopulationen handelt.

    Zusätzlich fanden wir, dass bestimmte Gene in der Leber während des durch E. histolytica induzierten Regenerationsprozesses hochreguliert wurden, was auf neue Mechanismen hinweisen könnte, die bei der Leberregeneration im Allgemeinen eine Rolle spielen. Nun wollen wir diese Mechanismen in anderen Modellen für Leberschädigungen untersuchen, die in diesem SFB841 untersucht werden.

    In der 1. Förderperiode konnten wir zeigen, dass die Schädigung der Leber durch TNFα-sezernierende, inflammatorische Monozyten und eine übermäßige Aktivierung von leberresidenten Kupffer Zellen hervorgerufen wird. Diese Vorgänge werden durch Hormone zusätzlich beeinflusst.

    Wir wollen in Zukunft untersuchen, wie Apolipoproteine – als Faktoren, die in den Lipidmetabolismus maßgeblich involviert sind – die übermäßige Aktivierung des Immunsystems geschlechtsabhängig beeinflussen. Darüberhinaus wollen wir wissen, ob dabei durch ein Ungleichgewicht zwischen Immunsuppression und Immunaktivierung die Immunpathologie während der Entstehung des Amöbenleberabszesses noch weiter verstärkt wird.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. vet. Hanna Lotter

    Abteilung für Molekulare Parasitologie
    Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
    Bernhard-Nocht-Str. 74
    20359 Hamburg
    Tel.: +49-40-42818-475
    Fax: +49-40-42818-512
    E-Mail: lotter@bni-hamburg.de

  • Projektbeschreibung

    Die Leber ist ein Zielorgan für verschiedene Pathogene. Eine bakterielle Infektion führt zur Rekrutierung von neutrophilen Granulozyten und Monozyten in die Leber. Für die Kontrolle intrazellulärer Bakterien sind insbesondere inflammatorische Monozyten wichtig. Diese reifen zu Makrophagen, welche die Vermehrung der Bakterien begrenzen. Neben Makrophagen mit einer anti-bakteriellen Funktion gibt es aber auch Makrophagen, die die Regeneration des Gewebes unterstützen und die als alternativ aktivierte Makrophagen bezeichnet werden. Die Mechanismen der Differenzierungen von Monozyten zu den verschiedenen Makrophagen-Populationen sind nur unzureichend bekannt.
    Das Zytokin Interleukin-6 (IL-6) unterstützt die Bekämpfung von Pathogenen und reguliert die Entstehung von adaptiven Immunantworten. Aus der vorangegangenen Förderperiode gibt es Hinweise, dass das Zytokin IL-6 auch an der Reifung von Monozyten zu alternativ aktivierten Makrophagen beteiligt ist. In der aktuellen Förderperiode soll daher untersucht werden wie IL-6 diese Reifung von alternativ aktivierten Makrophagen reguliert und wie dieser Prozess zur Regeneration der Leber nach einer Infektion beiträgt. Durch die Abspaltung von Oberflächenproteinen sind Proteasen in der Lage die Interaktion von Zellen mit Zytokinen und mit anderen Zellen zu regulieren. T-Lymphozyten exprimieren die Proteasen ADAM10 und ADAM17 und für verschiedene Substrate dieser Proteasen, u.a. die Rezeptoren von IL-6 und TNF-α, wurde eine Funktion für T-Lymphozyten beschrieben. In der aktuellen Förderperiode soll deshalb die Rolle von ADAM10 und ADAM17 in der Reifung und Funktion von T-Zellen charakterisiert werden. Die Mechanismen, mit denen IL-6 zur Kontrolle von bakteriellen Leberinfektionen beiträgt, sind nur teilweise verstanden. Weiterhin hat das Zytokin nicht nur schützende Funktionen, IL-6 ist unter anderem auch an der Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Entzündungsgeschehen beteiligt. Ein detailliertes Verständnis der Funktion von IL-6 ist daher essentiell für die Entwicklung von Strategien, die auf einer Modulation der IL-6-Wirkung basieren. In der 1. Förderperiode konnten wir zeigen, dass IL-6 an der frühen Kontrolle des Bakteriums Listeria monocytogenes durch das angeborene Immunsystem beteiligt ist. Die Wirkung von IL-6 beruht hierbei auf einer Aktivierung von Zellen über den “klassischen” IL-6-Weg, über die membranständige IL-6-Rezeptor-α-Kette (IL-6Rα). Der Trans-Signalweg über einen löslichen IL-6/IL-6Rα-Komplex scheint nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Im Verlauf der Infektion wird der IL-6Rα außerdem von der Oberfläche verschiedener Zellen abgespalten. Die IL-6-Wirkung kann daher sowohl über die Produktion als auch über die Wahrnehmung durch die Zielzellen reguliert werden.
    In der aktuellen Förderperiode soll untersucht werden, welche Zellen im Verlauf der Infektion für die IL-6-Produktion verantwortlich sind und welche Bedeutung die Wahrnehmung von IL 6 durch den klassischen und den Trans-Signalweg auf verschiedene Zellen des Immunsystems hat. Schließlich sollen die für die Abspaltung des IL-6Rα verantwortlichen Proteasen näher charakterisiert und die generelle Funktion dieser Proteasen in der Immunantwort gegen bakterielle Infektionen geklärt werden.

    Projektleitung

    Prof. Dr. rer. nat. Hans-Willi Mittrücker
    Institut für Immunologie, Diagnostikzentrum
    Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg
    Tel.: +49-40 -7410-57922
    Fax: +49-40-7410-54243
    E-Mail: h.mittruecker@uke.de

  • Projektbeschreibung

    Im Rahmen des SFB841 (A5) untersuchen wir die molekularen Mechanismen der HBV-Persistenz. Insbesondere gehen wir der Frage nach, wodurch die Aktivität und Stabilität der cccDNA beeinflusst werden kann und welche Rolle die intrahepatische angeborene Immunantwort spielt. Wir konnten zeigen, wie das Zytokin wie IFNα die Aktivität des HBV-cccDNA-Minichromosoms unterdrückt (Belloni et al. J.Clin.Invest. 2012; Allweiss et al. J. Hepatology 2014). Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass die Wirtszellen sich der viralen DNA durch natürliche Zellteilung entledigen und dass diese Zellen, durch die gleichzeitige Therapie mit so genannten Eintritts- oder Polymerasehemmern, vor einer Neuinfektion geschützt werden können (Allweiss, Gut 2017).
    Um die Interaktionen zwischen angeborener und adaptiver Immunantwort zu untersuchen, wurden die uPA-Mäuse auch partiell mit humanen HBV-spezifischen Immunzellen injiziert und deren antivirale Wirkung erfolgreich untersucht.
    Mit zukünftigen Untersuchungen wollen wir die Mechanismen der cccDNA-Elimination in proliferierenden Leberzellen sowie die antivirale Wirkung bestimmter Zytokine in humanisierten Mäusen besser verstehen. Weiter sollen die Wechselwirkungen zwischen dem Hepatitis-B-Virus und zellulären Signalwegen und, nach Etablierung neuer immunkompetenter Mausmodelle, der Einfluss des humanen Immunsystems auf die HBV-Infektion analysiert werden. Die präklinische Testung neuerer antiviraler Substanzen in „humanisierten“ Mäusen wird auch durch Kooperationen mit internationalen Institutionen und mit der Industrie durchgeführt. Wir sind fest überzeugt, dass ein besseres Verständnis der HBV-Wirts-Interaktionen die Entwicklung wesentlich effektiverer Therapien ermöglich wird.

    Projektleitung

    Prof. Dr. rer. nat. Maura Dandri
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg
    Tel.: +49-40-7410-52949
    Fax: +49-40-7410-57232
    E-Mail: m.dandri@uke.de

  • Projektbeschreibung

    Eine funktionelle Beeinträchtigung der adaptiven Virus-spezifischen Immunantwort sind charakteristische Eigenschaften vieler viraler Infektionen. In der Hepatitis C Virus (HCV) Infektion ist aktuell unklar, warum zunächst praktisch alle Patienten eine Virus-spezifische CD4+ T Zellantwort generieren, diese aber in den meisten Fällen dysfunktional ist, und nach den ersten Wochen der HCV Infektion nicht mehr zu detektieren ist. Die CD4+ T Zellantwort spielt eine zentrale Rolle in der Koordination der B-Zell- als auch der CD8+ T Zellantwort. In der akuten, unbehandelten HCV-Infektion verlieren CD4+ T Zellen unter dem Einfluss koinhibitorischer Moleküle ihre Funktionalität, und die HCV Infektion nimmt in der Mehrzahl der Patienten einen chronischen Verlauf. Die detaillierte Aufklärung der Oberflächen-Expressionsmuster verschiedener inhibitorischer und stimulatorischer Moleküle auf HCV-spezifischen CD4+ T Zellen kann helfen, diesen Funktionsverlust besser zu verstehen.
    Im Fokus unserer Untersuchungen steht die ex-vivo-Charakterisierung des Expressionsmusters ko-inhibitorischer und stimulatorischer Moleküle auf HCV-spezifischen MHC Klasse II Tetramer positiven CD4+ T Zellen in verschiedenen Stadien der HCV Infektion.
    Unsere Arbeiten aus den vorigen Förderperioden zeigen, dass HCV-spezifische CD4+ Zellen von Patienten mit akuter oder chronischer HCV Infektion im Vergleich zu Patienten mit spontan ausgeheilter HCV Infektion eine höhere Co-Expression inhibitorischer Rezeptoren aufweisen. Im speziellen konnten wir die PD-1/TIGIT Ko-Expression beobachten.
    Weitere funktionelle in vitro Experimente müssen im Verlauf zeigen, inwieweit eine mögliche Ko-Blockade dieser beiden Moleküle zu einer Wiederherstellung der funktionellen Eigenschaften HCV-spezifischer CD4+ T Zellen führen kann.

    Projektleitung

    Prof. Dr. med. Julian Constantin Schulze zur Wiesch
    I. Medizinische Klinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistraße 52
    20246 Hamburg
    Tel.: +49-40-7410-20977
    E-Mail: jschulze@uke.uni-hamburg.de

  • Projektbeschreibung

    Natürliche Killer (NK) -Zellen sind ein zentraler Bestandteil der frühen Immunantwort gegen Viren und Malignome und hoch angereichert in der Leber. Der Beitrag von NK-Zellen zur Leberentzündung und ihre Rolle bei der Pathogenese der Lebererkrankung und Virushepatitis sind jedoch noch unklar. Die Hypothese des Projekts ist, dass die NK-Zell-Diversität den klinischen Verlauf einer HCV-Infektion bestimmen kann.

    Wir planen, die NK-Zell-Diversität durch Multiparameter-Durchflusszytometrie im peripheren Blut und in der Leber von HCV-infizierten Individuen mit unterschiedlichen Krankheitsverläufen zu charakterisieren. Wir werden diese Ergebnisse in kollaborative Studien im Rahmen vom Sonderforschungsbereich 841 übertragen, um die Wechselwirkungen zwischen der NK-Zell-Diversität und der Leberentzündung zu untersuchen und die beteiligten Rezeptor / Ligand-Wechselwirkungen zu bestimmen.

    Projektleitung

    Prof. Dr. med. Marcus Altfeld
    Leiter, Abteilung Virusimmunologie
    Leibniz-Institut für Virologie
    Martinistraße 52
    20251 Hamburg
    Tel.: +49-40-48051-221
    E mail: marcus.altfeld@leibniz-liv.de

  • Projektbeschreibung

    Circa 20 Millionen Menschen sind weltweit chronisch mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) infiziert. Die HDV-Infektion zeigt den schwersten klinischen Verlauf aller chronischen viralen Hepatitiden. Da geeignete HDV-Infektionsmodelle fehlen, ist bisher wenig über die Pathogenese einer HDV-Infektion bekannt.

    Wir konnten zeigen, dass humanisierte uPA-Mäuse in vivo mit HDV infiziert werden und als neues Tiermodell einer HDV-Infektion dienen können. Zukünftig sollen die Interaktionen zwischen HDV und dem angeborenen Immunsystem der infizierten humanen Hepatozyten, sowie neue Substanzen (pegyliertes-IFN-λ, IL-22, Entry-Inhibitoren) mit antiviralen oder protektiven Wirkungen untersucht werden. Darüber hinaus ist geplant, ein immunkompetentes Maussystem zu etablieren und mit dessen Hilfe die Rolle des adaptiven Immunsystems in der HDV-Infektion zu untersuchen.

    Projektleitung

    Dr. med Marc Lütgehetmann
    Institut für Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr.52
    20246 Hamburg
    Tel.: +49-40-7410-52949
    mluetgeh@uke.de

    Prof. Dr. rer. nat. Dandri, Maura
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr.52
    20246 Hamburg
    Tel.: +49-40-7410-52949
    m.dandri@uke.de

Projektbereich B: Immunregulation

Das spezielle immunologische Milieu der Leber fördert offenbar immunologische Toleranz, aber dennoch sind Autoimmunerkrankungen der Leber nicht selten. Im Vordergrund des Projektbereiches B steht die Erforschung der Mechanismen, die Toleranz in der Leber und ihre Durchbrechung regulieren. Ein besseres Verständnis dieser Immunregulation hat zum Ziel, Autoimmunität effektiver therapieren zu können, Strategien für die Eliminierung der Erreger bei chronisch infektiösen Erkrankungen der Leber zu entwickeln, und durch Unterdrückung der Entzündung die fatalen Folgen der Entzündung, insbesondere die Kanzerogenese zu verhindern.

  • B1 - Regulation immun-vermittelter Leberschädigung

    Dieses Projekt befasst sich mit Immunregulation und Toleranzinduktion als Antwort auf eine Leberentzündung. In den ersten Förderperioden konnten wir in einem Mausmodell einer CD4+ T-Zell-vermittelten Leberschädigung, die durch Concanavalin A (ConA) induziert wird, zeigen, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums Toleranz gegenüber ConA-Re-exposition entsteht, die durch IL-10 produzierende CXCR3+Tbet+ regulatorische T-Zellen (Tregs) vermittelt wird. Hepatozyten sowie leberständige Endothelzellen (LSEC), als nicht-professionellen antigen-präsentierenden Zellpopulation der Leber, scheinen durch Aktivierung negativer Signalwege während der T-Zell-Aktivierung an der Generierung IL-10 produzierenden Tregs beteiligt zu sein. In der aktuellen Förderperiode wollen wir die Bedeutung des Mikrobioms für die Induktion von IL-10-produzierenden Tregs in der Leber untersuchen. Es sollen kommensale mikrobielle Faktoren identifiziert werden, welche für die Leberentzündung und Toleranzinduktion von Bedeutung sind. Dazu gehören u.a. bakterielle Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren. Darüber hinaus soll die Rolle des mikrobiellen Rezeptors und Immuncheckpoint-Regulators CEACAM1 in membrangebundener und löslicher Form bei der T-Zellaktivierung und Antigenpräsentation durch leberständige, nicht-professionelle antigen-präsentierende Zellpopulationen untersucht werden. Aktuelle Arbeiten von uns zeigen, dass CEACAM1 die Signalgebung über den IL-2-Rezeptor stimuliert und maßgeblich an der Bildung regulatorischer T Zellen in der Leber beteiligt ist (Hepatology, 2018).

    Projektleitung:

    Prof. Dr. rer. nat. Gisa Tiegs
    Forschungsabteilung für Experimentelle Immunologie und Hepatologie
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

    PD Dr. rer. nat. Andrea Kristina Horst
    Institut für Experimentelle Immunologie und Hepatologie
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • B2 Toleranzentstehung und -durchbrechung in der Leber

    Die Leber hat eine sehr ausgeprägte Fähigkeit zur Unterdrückung von Entzündung und zur Induktion von Immuntoleranz. Die Leber kann jedoch auch das Ziel von Autoimmunerkrankungen sein, bei denen das Immunsystem die Leber angreift. Bislang ist weitgehend unverstanden, wie und weshalb Autoimmunreaktionen in dieser toleranzauslösenden Umgebung entstehen. Wir glauben, dass die entscheidende Weichenstellung für die Entstehung von Toleranz bzw. Autoimmunität durch die Art der Präsentation von Autoantigenen durch unterschiedliche Zelltypen erfolgt. In diesem Projekt untersuchen wir die unterschiedlichen Auswirkungen einer Aktivierung autoreaktiver Lymphozyten durch verschiedene Leber-residente und Leber-infiltrierende Antigen-präsentierende Zellen auf hepatische Toleranz und Autoimmunität. Durch das Verständnis der dabei wirkenden Mechanismen wollen wir neue Behandlungsansätze für Autoimmunerkrankungen entwickeln. Unsere Arbeiten aus der 1. Förderperiode zeigen, dass ein wesentlicher Mechanismus der hepatischen Immuntoleranz die Generierung regulatorischer T Zellen (Tregs) durch sinusoidale Endothelzellen der Leber (LSECs) ist. Ein selektiver Transport von Autoantigen-Peptiden zu LSECs in vivo mit Hilfe von hierfür entwickelten Nanopartikeln ermöglichte, spezifische Tregs zu erzeugen und damit extrahepatische Autoimmunerkrankungen hochwirksam zu behandeln. Zukünftig soll untersucht werden, welche Faktoren diese außergewöhnliche Wirksamkeit der Nanopartikel-Therapie begründen. Auch wollen wir verstehen, welche molekularen Schalter den Übergang von Toleranz zu Entzündung der Leber einleiten und wie dies therapeutisch genutzt werden könnte.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. rer. nat. Johannes Herkel
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

    Prof. Dr. med. Ansgar W. Lohse
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Die Primär Sklerosierende Cholangitis (PSC) und auch Sekundär Sklerosierende Cholangitiden führen häufig zur Entwicklung einer Leberzirrhose. Die Cholangitis ist gekennzeichnet durch eine Entzündung und Narbenbildung an der Grenzfläche zwischen Gallenflüssigkeit und Leber. Hier spielt die Regulation der Entzündung im Sinne einer gezielten Keimabwehr bei gleichzeitiger Verhinderung einer überschießenden Entzündung im Sinne einer Autoimmunreaktion eine wichtige Rolle. Regulatorische T-Zellen (Treg) und Interleukin-17 (IL-17) produzierende TH17 Zellen tragen entscheidend zur Kontrolle von Infektion und Entzündung bei.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. Christoph Schramm
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Im Verlauf der Malaria kann die Immunantwort die Vermehrung der Plasmodien bremsen. Allerdings führt eine zu starke Aktivierung zu einer Pathologie und kann einen lebensbedrohlichen Verlauf der Erkrankung auslösen. Eine effektive Balance zwischen pro- und anti-inflammatorischer Immunantwort bildet sich erst nach vielen Malariaerkrankungen aus.
    In den ersten beiden Förderperioden konnten wir zeigen, dass die Blutphase der Malaria mit einer starken Induktion von ko-inhibitorischen Molekülen wie CTLA4, PD1, BTLA, LAG3, TIGIT auf T-Zellen assoziiert ist, welche die Immunantwort modulieren. Kinder mit schwerer Malaria zeigen eine höhere Expression ko-inhibitorischer Moleküle als Kinder mit unkomplizierter Malaria. Interessanterweise wirken Zellen mit hoher Expression ko-inhibtorischer Moleküke hemmend auf andere T-Zellen; sie agieren wie regulatorische T-Zellen (Tr1-Zellen). Diese hemmende Wirkung kann zum einen protektiv wirken, indem eine stärkere Inflammation mit schwererem Krankheitsverlauf verhindert wird. Auf der anderen Seite kann sich dies jedoch auch negativ auf die Entwicklung einer protektiven Immunantwort auswirken.
    In der dritten Förderperiode stand daher zum einen eine detailliertere Untersuchung der regulatorischen T Zellen (Tr1-Zellen), welche während einer akuten Malaria induziert werden im Fokus. Des Weiteren soll der Effekt dieser regulatorischen T-Zellen auf die malaria-spezifische T-Zellantwort zur Leberphase der Malaria während und nach einer Infektion untersucht werden. Die Untersuchungen werden wir in experimentellen Malariamodellen in der Maus sowie an Reiserückkehrer mit Malaria und im Rahmen einer Kohortenstudie in Ghana durchführen.

    Projektleitung:

    PD Dr. rer nat. Thomas Jacobs
    Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
    Abteilung für Immunologie
    Bernhard-Nocht-Str. 74
    20359 Hamburg

    Dr. med. Maria Sophia Mackroth
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Die Autoimmune Hepatitis (AIH) ist eine immunvermittelte entzündliche Lebererkrankung, die unbehandelt zu Fibrose bis hin zu Zirrhose und deren Komplikationen führt. Typischerweise besteht die Behandlung aus Kortison (sogenannte Induktionstherapie), parallel dazu wird eine Therapie mit einem Kortison-sparenden Medikament (häufig Azathioprin) begonnen, welches in der Regel für Jahre, häufig auch dauerhaft gegeben werden muss.
    In diesem Projektes werden wir – im Rahmen einer klinischen Studie – die Wirksamkeit von Infliximab (einem Medikament, welches den Botenstoff „Tumor-Nekrose-Faktor alpha“ unterdrückt) als Induktionstherapie bei der AIH testen. Hierbei soll geprüft werden, ob eine Unterdrückung der Entzündung mit Infliximab (aber ohne Kortison) effektiv möglich ist; daneben werden wir für die Dauer der alternativen Therapie und auch 6 Monate danach weiterhin auch die Lebensqualität und die zelluläre Immunantwort untersuchen.
    In unseren bisherigen Arbeiten konnten wir zeigen, dass entzündungsvermittelnde CD4+ T Zellen eine tragende Rolle in der Pathogenese der AIH einnehmen. Wir konnten sowohl bei T-Zellen aus dem peripheren Blut als auch bei den aus der Leber isolierten T-Zellen dieser Patienten eine Erhöhung entzündungsvermittelnder Botenstoffe zeigen.
    Um die Zielantigene der leberinfiltrierenden CD4+ T Zellen – also die molekularen Zielstrukturen der pathogenen Immunantwort – bei den AIH-Patienten zu bestimmen, sollen die Antigenspezifitäten dieser Zellen mithilfe von Kombinatorischen Peptidbibliotheken im Positional-scanning-Format untersucht werden. Dies bietet zum einen die Möglichkeit, die Ätiologie und Pathogenese der AIH besser zu verstehen, und zum anderen, potentiell neue Therapieansätze zu finden.

    Projektleitung:

    Dr. med. Christina Weiler-Normann
    I. Medizinische Klinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20248 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Übergewichts-assoziierte Insulinresistenz und hepatische Lipidakkumulation als Folge von Inaktivität und hoher Kalorienaufnahme sind mit der Entwicklung von NASH assoziiert. Bei der Untersuchung des therapeutischen Potenzials durch die Aktivierung des Energie-verbrauchenden braunen Fettgewebes (BAT) haben wir eine ausgeprägte Hochregulierung der Cholesterinverarbeitung und Umwandlung in Gallensäuren über den alternativen Gallensäuresyntheseweg beobachtet. Diese Prozesse wurden von einer reduzierten Steatose und Leberentzündung begleitet. In der aktuellen Förderperiode wollen wir untersuchen, ob erhöhter Energieaufwand das Fortschreiten von NASH durch entzündungshemmende Eigenschaften von Gallensäuren, die über den alternativen Syntheseweg generiert werden, beeinflusst. Mechanistisch wollen wir klären, ob diese Effekte entweder direkt auf eine entzündungshemmende Signaltransduktion durch den Rezeptor TGR5, und / oder indirekt auf bioaktive Metaboliten, die von einem veränderten Darmmikrobiom freigesetzt werden, zurückzuführen sind.
    In der ersten Förderperiode konnten wir die zentrale Bedeutung von bestimmten Lipidspezies als metabolische Prädiktoren für die Entstehung der NASH in Mausmodellen und beim Menschen aufzeigen. Bei diesen Untersuchungen wurde TREM2 – ein Modulator des toll-like receptor Signalweges – als neues Zielmolekül für die Regulation akuter und chronischer Entzündungen in der Leber identifiziert. In Kooperation mit verschiedenen Arbeitsgruppen des SFB soll in der nächsten Förderperiode die Funktion und Regulation von TREM2 für die Entstehung und Progression von NASH als auch viral- und autoimmunbedingten Lebererkrankungen untersucht werden.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. rer. nat. Jörg Heeren
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Kombinationen von Entzündungsreaktionen und Gerinnungsreaktionen bilden das vereinigende Prinzip einer Vielzahl von Infektions-, Immun-, thrombotischen und malignen Lebererkrankungen. Das durch Faktor XII gesteuerte Kontaktsystem und sein Aktivator, das anorganische Polymerpolyphosphat, sind ein Paradigma, um den Zusammenhang zwischen Blutgerinnung und Entzündung in der Leber aufzuklären und um die Patientenversorgung zu verbessern.
    In der ersten Förderperiode haben wir eine Technologie zur Messung von Polyphosphat in menschlichen Proben entwickelt und rekombinante Polyphosphat-Inhibitoren hergestellt. Die Infusion dieser Inhibitoren störte entzündliche und prothrombotische Reaktionen in Mausmodellen.
    In unserem Translationsprojekt wollen wir nun die Rolle von Polyphosphat bei entzündlichen, infektiösen und bösartigen Lebererkrankungen analysieren und die Interferenz mit Polyphosphat-Aktivitäten für die Heilung und Therapie testen. Wir werden Mausmodelle mit einem Mangel und einer übermäßigen Polyphosphataktivität analysieren. Transgene Mäuse werden in Modellen der Leberinfektion/-entzündung, der Regeneration und des Krebses eingesetzt. Erkenntnisse aus Tierversuchsmodellen werden systembiologisch mit Patientendaten verglichen. Das Projekt wird einen umfassenden Einblick in den Polyphosphat/Kontaktsystem-Pfad bei Lebererkrankungen geben und möglicherweise neuartige Therapien für Lebererkrankungen identifizieren.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas Renné
    Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Eine chronische Entzündung ist häufig Ursache für eine Lebererkrankung. Sie kann eine Fibrose und mit fortschreitender Schädigung eine Zirrhose auslösen. Die chronische Leberentzündung ist außerdem die häufigste Ursache für ein Hepatozelluläres Karzinom. Viele immunregulatorische Mechanismen schützen vor einer chronischen Hepatitis und dem daraus folgenden Leberschaden und unterstützen so den Erhalt der Leberfunktion.
    Wir konnten zeigen, dass es sich bei einem dieser regulatorischen Mechanismen um die Induktion Myeloider Suppressorzellen (MDSC) handelt. Diese Zellen sind in der Lage, die Funktion von weiteren in die entzündete Leber einwandernden Immunzellen zu unterdrücken und somit die Entstehung einer Leberfibrose zu dämpfen. Unsere Untersuchungen haben weiter ein Enzym identifiziert, das möglicherweise über die Regulation des Eicosanoids Prostaglandin E2 zu der Entwicklung dieser MDSC beitragen kann.
    Ziel dieses Projektes ist es, die immunregulatorische Wirkungsweise der Myeloiden Suppressorzellen bei chronischen Leberentzündungen grundlegend zu untersuchen. Insbesondere werden wir den Einfluss des in MDSC exprimierten Enzyms auf den Verlauf einer chronischen Leberentzündung im Rahmen einer „Western Diet“ untersuchen. Wir wollen dabei die Mechanismen identifizieren, die zu der Entstehung von MDSC in der Leber beitragen und verstehen, welche Wirkung Umwelteinflüsse, wie zum Beispiel die Nahrung, aber auch das Mikrobiom, auf die Entwicklung dieser Zellen haben.

    Projektleitung:

    Prof. Linda Diehl, Ph.D.
    Institut für Experimentelle Immunologie und Hepatologie
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

Projektbereich C: Konsequenzen

Chronische Entzündungen tragen wesentlich zur Entwicklung von Karzinomen bei, und in keinem Organ ist dies so häufig der Fall wie in der Leber. Das hepatozelluläre Karzinom ist der häufigste entzündungsbedingte Tumor. Aber wie die Entzündung zur malignen Entartung führt ist in weiten Teilen noch unbekannt. Nicht alle entzündlichen Lebererkrankungen tragen gleichermaßen das Risiko der malignen Entartung. Im Projektbereich C werden die Mechanismen der entzündungsbedingten Karzinogenese in der Leber untersucht, um Möglichkeiten der frühzeitigen therapeutischen Intervention oder sogar Prävention zu entwickeln.

  • Projektbeschreibung

    Interleukin-6 (IL-6) bindet auf Zielzellen an einen membranständigen Rezeptor (IL-6R) und die signalgebende Untereinheit gp130/IL-6ST. Der lösliche IL-6R (sIL-6R), der hauptsächlich über limitierte Proteolyse generiert wird, wirkt zusammen mit IL-6 als Agonist auf Zellen, die lediglich gp130, nicht aber den IL-6R exprimieren. Dieser Prozess wird “IL-6 trans-signaling” genannt.
    IL-6 trans-signaling ist wesentlich an Leberregeneration und Hepatokarzinogenese beteiligt. In Leberadenomen auftretende aktivierende gp130-Mutationen erzeugen eine veränderte Signaltransduktion. Welchen IL-6 abhängigen Beitrag bestimmte Zelltypen der Leber zur Pathogenese haben, ist vollkommen unverstanden.
    Wir gehen davon aus, dass gp130-Signale in Hepatozyten, Kupffer-Zellen, hepatischen Sternzellen und Endothelzellen einen unterschiedlichen Beitrag zur Physiologie und Pathophysiologie der Lebern liefern.
    Um dies zu untersuchen, entwickelten wir ein neuartiges Mausmodell, das es uns erlaubt, selektiv und zellautonom gp130-Signale in ausgewählten Zelltypen zu induzieren und somit deren Beitrag zu Entzündungen und Karzinogenese der Leber zu untersuchen. Wir untersuchen zudem die Beteiligung des IL-6 trans-signaling an humanen chronischen Lebererkrankungen wie PBC, PSC und AIH und evaluieren eine therapeutische Hemmung in Mausmodellen dieser Erkrankungen. Mit unseren Arbeiten legen wir den Grundstock für eine zelltypspezifische gp130-gerichtete Therapie in hepatischen Pathologien.
    In Arbeiten der 1. Förderperiode konnten wir zeigen, dass onkogene Mutationen in gp130 zu einer erhöhten konformationellen Flexibilität der gp130-Extrazellulärdomäne und einer ligandenunabhängigen Aktivierung führten. Wir stellten zudem fest, dass gp130-Mutanten vermehrt aus intrazellulären Kompartimenten Signale aussenden.
    Zukünftig werden wir den molekularen Aktivierungsmechanismus von gp130 studieren und untersuchen, ob durch Liganden stimuliertes gp130 und konstitutiv aktives gp130 sich in der intrazellulären Signaltransduktion unterscheidet. Wir werden ebenfalls untersuchen, welche physiologischen Konsequenzen eine persistierende gp130-Aktivierung in verschiedenen Zelltypen der Leber hat.
    In vorausgehenden Arbeiten haben wir festgestellt, dass ADAM-Proteasen in Zellen des Tumorstromas und der Metastasen-Nische Signale generieren, die ein Tumorwachstum begünstigen. In der kommenden Förderperiode werden wir untersuchen, inwiefern ADAM-Proteasen an der Entstehung maligner Leberläsionen beteiligt sind und ob sich dies therapeutisch ausnutzen lässt.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. rer. nat. Stefan Rose-John
    Biochemisches Institut
    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Olshausenstr. 40
    24098 Kiel

  • Projektbeschreibung

    The mechanism how NASH causes HCC is unknown. We and others show that IL-6 depletion causes liver steatosis and potentiates inflammation; on the other hand, IL-6 induces HCC in mice following administration of carcinogens. We wish to elucidate whether IL-6 plays a protective role against chronic liver injury associated with NAFLD, preventing HCC. Specifically, we wish: 1) to understand the potential role of the IL-6 pathway (signaling and transsignaling) in HCC development; 2) to determine the impact of diet-induced NAFLD on the IL-6 pathway in hepatocarcinogenesis; and 3) to assess novel therapeutic avenues to target IL-6 and/or IL-6 in obesity-driven HCC.
    In the first funding period, we have investigated the role of the H19 non-coding RNA imprinting gene in liver cancer development. Our results are quite surprising: We had found that H19 is actually a pluripotent factor which controls both Nanog and Oct4. In embryos and induced pluripotent stem cells, Nanog, together with other factors such as Oct4, sets the ground state of pluripotency. The reduction of H19 levels in our human embryonic carcinoma cells is associated with early differentiation, and the reduction of pluripotent markers. Interestingly, in the mouse model, the Mdr2-IL-6 double KO mice, H19 is very significantly increased. We are currently investigating the molecular mechanism behind this observation as it possibly explains the increase in hepatocarcinogenesis.

    Projektleitung:

    Prof. Eithan Galun, M.D.
    Director, Goldyne Savad Institute of Gene Therapy
    Hadassah Hebrew University Hospital
    Jerusalem, 91120
    Israel

  • Projektbeschreibung

    Interleukin 22 (IL-22) ist ein pleiotropes Zytokin, das je nach Milieu protektive und pathogene Eigenschaften haben kann. Insbesondere kann IL-22 die Wundheilung fördern, aber auch die Entstehung von Tumoren begünstigen. Interessanterweise gibt es neben dem membrangebundenen auch einen löslichen IL-22-Rezeptor, das IL-22-Bindeprotein (IL-22BP), der IL-22 bindet und neutralisiert.
    IL-22 scheint entscheidend für die Regeneration der Leber nach einem Schaden zu sein. Eine Fehlregulation von IL-22 kann eine gestörte Leberregeneration oder Tumorentstehung begünstigen.
    Unsere Vorarbeiten zeigen, dass die IL-22- und IL-22BP-Achse eine essentielle Rolle im Rahmen von Reparaturvorgängen und der Tumorentstehung spielen. Wir wollen nun untersuchen, welche Zellen IL-22 und IL-22BP in der Leber produzieren und wie die Produktion reguliert wird. Des Weiteren wollen wir herausfinden, welchen Einfluss eine fehlende Kontrolle von IL-22 auf Leberregeneration und -karzinogenese hat.
    Zukünftig sollen basierend auf diesen Arbeiten neue Therapien entwickelt werden, die die Regeneration der Leber fördern, ohne das Tumorrisiko zu erhöhen.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. Samuel Huber
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

Projekte P

Diese neuen Projekte konnten in der dritten Förderperiode des Sonderforschungsbereichs 841 mit aufgenommen werden und gliedern sich fachlich in das bestehende Netzwerk der verschiedenen Teilprojekte ein.

  • Projektbeschreibung

    Bisherige Arbeiten zur Ätiologie der Autoimmunhepatitis (AIH) beschäftigen sich fast ausschließlich mit der entzündungsvermittelnden Rolle von CD4+ T-Lymphozyten. Die Beobachtung, dass AIH-Patienten hohe Serumspiegel an Immunglobulin G (IgG) und zirkulierenden Autoantikörpern aufweisen, legt aber auch eine pathologische Regulation durch B-Lymphozyten nahe.
    Diese Annahme wird durch das Vorhandensein von Leber-infiltrierenden Plasmazellen untermauert. Ausgehend von diesen Beobachtungen wollen wir die Rolle von B-Zellen bei der AIH genauer verstehen, insbesondere ob es ein AIH-spezifisches Zytokin-Milieu gibt, welches für die B-Zell-Dysregulation verantwortlich ist, und welche molekularen Zielstrukturen von Leber-infiltrierenden B-Lymphozyten erkannt werden. Vor allem in Bezug auf die letztere Frage wollen wir in enger Kooperation mit Projekt B05 untersuchen, inwieweit B-Lymphozyten über Modulation von T-Lymphozyten zur Leberschädigung führen.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. Mascha Binder
    Universitätsklinikum Halle
    Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV
    Ernst-Grube-Str. 40
    06120 Halle (Saale)

  • Projektbeschreibung

    Kupffer-Zellen (KZ) sind eine Population von stark phagozytischen, im Lebergewebe ansässigen Makrophagen pränatalen Ursprungs. Anders als hämatopoetische Makrophagen sind KZ langlebig und persistieren bis ins Erwachsenenalter. Die Funktion von KZ in Bezug auf ihre lange Lebensdauer ist unbekannt. Während der Infektion mit Parasiten, wie Schistosoma, die eine Immunantwort induzieren, hauptsächlich durch eine hohe Freisetzung von Zytokinen vom Typ 2, wie IL-4 und IL-13, gekennzeichnet, erhalten Makrophagen in der Leber einen entzündungshemmenden / Gewebeheilungs-Phänotyp. Während der Erwerb dieses Phänotyps für das Wirtsüberleben während der anfänglichen akuten Antwort auf den Parasiten wesentlich ist, ist im späteren Stadium der Infektion eine verstärkte KZ-Entzündungsreaktion auch mit der Entwicklung von Gewebefibrose verbunden.
    Unsere früheren Ergebnisse haben gezeigt, dass das Abtasten von apoptotischen Zellen ein kritischer Schritt in der Reaktion von Makrophagen auf Zytokine wie IL-4 und IL-13 ist. Basierend darauf, und in Übereinstimmung mit der hohen Phagozytokapazität von KZ, wollen wir untersuchen, ob die langanhaltende Wahrnehmung apoptotischer Zellen durch KZ ihre Reaktion auf Typ-2-Zytokine im Rahmen einer Schistosoma-Infektion prägen und ihnen ein angeborenes Gedächtnis verleihen kann. Wir glauben, dass die Untersuchung von Mechanismen der apoptotischen Zelldetektion durch KZ unerforschte therapeutische Ziele in langlebigen Lebermakrophagen offenbaren und entscheidende Erkenntnisse für einen lang anhaltenden Schutz gegen Leberinfektionen liefern können, während Leberfibrose vermieden wird.

    Projektleitung:

    Lidia Bosurgi, PhD
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistrasse 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Der Arylhydrocarbonrezeptor (AhR) ist ein ubiquitär exprimierter Transkriptionsfaktor, der durch vielfältige Liganden, z.B. aus Umwelt und Nahrung, aktiviert werden kann. Zahlreiche aktuelle Studien belegen eine Schlüsselfunktion des AhR im Immunsystem, jedoch wurde bisher nicht ausreichend untersucht, inwieweit der AhR für die Immunregulation in der Leber von Bedeutung ist.
    Wir denken, dass der AhR, ähnlich wie in professionellen Immunzellen, auch in den Antigen-präsentierenden Zellen der Leber (sinusoidale Endothelzellen, Kupfferzellen, dendritische Zellen) deren immunologische Funktion reguliert. Daher könnte der AhR ein entscheidender Faktor in der Regulation hepatischer Immunantworten sein.
    Außerdem wollen wir untersuchen, ob eine Beeinflussung der AhR-Funktion in der Leber durch die therapeutische Gabe Toleranz-fördernder AhR-Liganden für die Behandlung entzündlicher Lebererkrankungen von Nutzen sein kann.

    Projektleitung:

    Dr. rer. nat. Antonella Carambia
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistrasse 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Der Grund, warum nur ein Bruchteil der Patienten, die an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) leiden, eine nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) entwickeln, ist nicht klar. Studien an Mausmodellen legen bei dieser Entwicklung eine Rolle der intestinalen Mikrobiota nahe.
    Die Darmmikrobiota zeigt einen aktiven Austausch mit dem Immunsystem, insbesondere mit den CD4 + T-Zellen. CD4 + T-Zellen werden als Hauptorchestrator der Immunantwort angesehen und üben ihre Funktion aus, indem sie verschiedene Zytokine ausscheiden. Basierend auf dieser Annahme wird angenommen, dass eine “schlechte” Darmmikrobiota die Fähigkeit von aus dem Darm stammenden CD4 + T-Zellen fördert, viele Zytokine zu produzieren: ein zelluläres Phänomen, das auch als Plastizität bezeichnet wird. In der Leber spielen diese Zellen bei der pathogenen Immunantwort, die NASH antreibt eine übergeordnetet Rolle.
    Zusammenfassend zielt das Projekt darauf ab, eine Verbindung zwischen der Darmmikrobiota, dem Immunsystem und der NASH-Entwicklung herzustellen und damit neue therapeutische Ziele für zukünftige Therapien zu identifizieren.

    Projektleitung:

    Prof. Nicola Gagliani, Ph.D.
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie und Poliklinik
    Martinistrasse 52
    20246 Hamburg

Zentrale Service-Projekte

In den Zentralen Service-Projekten werden neue Methoden der Diagnostik und Therapie fortentwickelt und allen Projekten zugänglich gemacht. Das in vivo-Imaging mittels MRT bis hin zum Einzelzell-Nachweis wird es ermöglichen, die Zahl der Mausexperimente zu reduzieren und auch zuverlässigere in vivo-Verlaufsuntersuchungen entzündlicher und neoplastischer Prozesse in der Leber durchzuführen. Tierexperimentell lassen sich immunregulatorische oder wachstumsregulierende Gene mit einem Gentransfer in vivo austesten. Die Kooperation mit der Gentherapie-Einheit des Hadassah Medical Centre in Jerusalem ermöglicht auch die Übersetzung der Ergebnisse in die Klinik.

  • Projektbeschreibung

    Die Magnetresonanztomographie ist ein seit 30 Jahren im klinischen Alltag etabliertes Verfahren zur Erzeugung von Schnittbildern, welche neben der anatomischen Bildgebung auch eine Erfassung funktioneller Eigenschaften von Geweben ermöglicht. Mit Hilfe eines speziellen Hochfeld-Magnetresonanztomographen (MRT) gelingt es, die vom Menschen gewohnte MR Bildgebung auch bei Kleintieren einzusetzen. Magnetic Particle Imaging (MPI) ist eine viel versprechende neue bildgebende Modalität, die auf den Signalen von superparamagnetischen Nanoteilchen (SPIO) basiert. MPI besitzt eine sehr hoher zeitliche Auflösung (> 40 Volumenscans/Sek.) und gute Empfindlichkeit und kann in der Leberbildgebung eine direkte Abbildung der Leber-SPIO-Verteilung liefern, was eine Erkennung von Lebertumoren oder Temperaturmessung der SPIO-Nanoteilchen erlaubt. In der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin wurde in 2014 weltweit der erste kommerziell erhältliche präklinische MPI-Scanner (Bruker/Philips) – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft – installiert. In der 1. Förderperiode haben wir die MR-Bildgebung der Leber von Kleintieren als standardisiertes diagnostisches Verfahren in Hamburg etabliert und mit einem Verfahren zu Gallengangsdarstellung bei Mäusen auch gänzlich neue Ansätze in der Kleintierbildgebung entwickelt. Durch eine Markierung mit Eisenoxid-Nanopartikel war es uns möglich, parasitäre Amöben in der Leber mittels nichtinvasiver Bildgebung sichtbar zu machen. In der 3. Förderperiode wollen wir die anatomische und funktionelle magnetische Partikel-Bildgebung der Leber in MRT und MPI weiter erforschen und vorantreiben, um die Visualisierung von hepatobiliären Pathologien zu verbessern, um damit die dem Krankheitsverlauf zugrunde liegenden Prozesse besser zu verstehen.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. med. Gerhard Adam
    Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistrasse 52
    20246 Hamburg

  • Projektbeschreibung

    Funktionelle Genanalysen, insbesondere basierend auf dem CRISPR/Cas-System, stellen eine essentielle Methodik zur Aufdeckung der Rolle einzelner Gene wie auch von Gennetzwerken im Zuge der Leberentzündung und ihrer Konsequenzen dar.
    Dieses Serviceprojekt wird die Partner des SFB 841 bei folgenden Anwendungen unter-stützen: (i) CRISPR/Cas-basierte Screenings, (ii) Herstellung geneditierter Zelllinien, (iii) Etablierung (Keimbahn wie auch leberspezifischer) „geCRISPRter” Mäuse, (iv) permanente vektorvermittelte Transgenese.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. rer. nat. Boris Fehse
    Institut für Zell- und Gentherapie
    Klinik für Stammzelltransplantation
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistrasse 52
    20246 Hamburg

    Prof. Eithan Galun, MD
    Goldyne Savad Institute of Gene Therapy
    Hadassah Medical Center
    The Hebrew University of Jerusalem
    Jerusalem, 91120
    Israel

  • Projektbeschreibung

    Trotz eines enormen Bedarfs gibt es bislang keine kausativen Behandlungen für Autoimmunerkrankungen, die spezifisch nur die krankheitstreibenden Immunreaktionen, nicht jedoch andere, erwünschte Immunreaktionen unterdrücken.
    Wir konnten zeigen, dass das gerichtete Einbringen von krankheitsrelevanten Peptiden in sinusoidale Endothelzellen der Leber (LSECs) mit Hilfe von Nanoträgern eine spezifische Kontrolle unerwünschter Immunreaktionen bewirken kann. Die Machbarkeit wurde in CD4+ T Zell-getriebenen Tiermodellen der Multiplen Sklerose (MS) untersucht, wobei sowohl die Sicherheit als auch eine außergewöhnliche Wirksamkeit sowohl in der Prävention von Krankheitsschüben als auch in der Linderung bestehender Symptome nachgewiesen wurde.
    In diesem Projekt untersuchen wir die mögliche Anwendbarkeit des Behandlungsansatzes bei unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen. Das Projekt ist ein wesentlicher Entwicklungsschritt zur klinischen Anwendung, da hier die Machbarkeit in relevanten präklinischen Modellen geprüft wird. Darüber hinaus können die hier gewonnenen Erkenntnisse potentiell auf ein breites Spektrum an Autoimmunerkrankungen und Allergien angewendet werden.

    Projektleitung:

    Prof. Dr. Johannes Herkel
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr.52
    20246 Hamburg

    Dr. Antonella Carambia
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr.52
    20246 Hamburg

    Prof. Dr. Jörg Heeren
    Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie,
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg

N: Nachwuchsforschergruppen

Ein wichtiger Bestandteil der Nachwuchsförderung im SFB 841 sind Arbeitsgruppen, in denen junge, qualifizierte Wissenschaftler als selbständige Projektleiter arbeiten. Damit unterstützt der SFB 841 langfristig den Nachwuchs für die biomedizinische Grundlagenforschung. Die jungen Wissenschaftler profitieren von der Infrastruktur des SFB und der Einbindung in ein renommiertes Arbeitsumfeld. Eine neue Nachwuchsgruppe, die ab 01.07.2021 ihre Arbeit am UKE aufgenommen hat, wird von Dr. Lorenz Adlung geleitet.

  • Projektbeschreibung

    Entzündungsreaktionen und Gewebewiederherstellung sind engmaschig verknüpfte Prozesse, denen ein komplexes regulatorisches Netzwerk zellulärer und molekularer Signaturen unterliegt. Der phasenweise Übergang zwischen diesen Zuständen (Entzündung versus Regeneration) basiert auf dynamischen Veränderungen von Zellfunktionen und -interaktionen in Raum und Zeit.
    Diese Veränderungen zu untersuchen, kann zur Entdeckung von Mechanismen führen, die gesundes Gewebe schützen und Krankheiten entgegenwirken. Ein zielgerichteter Eingriff in diese Prozesse wird wahrscheinlich personalisierte Vorsorge und Behandlung bei verschiedenen Krankheitsbildern ermöglichen: von Auto-immun-Erkrankungen bis hin zur Tumorbildung und Krebsentstehung.
    Eine große Herausforderung im klinischen Alltag ist der begrenzte Zugang zu humanem Material von Biopsien; vor allem zeitlich aufgelöst, bspw. vor und während der Behandlung. Das Fehlen solcher Daten erschwert unser Verständnis nachhaltiger physiologischer Prozesse und der Krankheitsentstehung.
    Wir wollen diese Einschränkungen überwinden mittels eines systembiologischen Ansatzes, der sich moderner experimenteller Technologien und computergestützter Verfahren bedient. Hochdurchsatz-Methoden auf molekularer und zellulärer Ebene werden dabei komplementiert von zielgerichteten Messungen, um Vorhersagen treffen und Validierungsexperimente durchführen zu können. Das ultimative Ziel dieses Ansatzes ist es, Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und klinische Prozesse zu verbessern.
    Wir wollen die Leber als ein Musterbeispiel heranziehen, um die Balance zwischen Entzündungsreaktionen und Geweberegeneration zu untersuchen. Im Kontext der Autoimmun-Hepatitis, einer entzündlichen Lebererkrankung, möchten wir herausfinden, bis zu welchem Grad die Immunzellen im Blut darüber Aufschluss liefern können, was in der entzündeten Leber vor sich geht. Denn Blut kann während des Krankheits- und Behandlungsverlaufs immer wieder abgenommen werden, anders als Leber-Biopsien, die wesentlich schwieriger und seltener zu erhalten sind. Da Entzündungsreaktionen und Geweberegeneration auf grundlegenden Prozessen fußen, können wir diese auch in anderen Organen studieren, um prinzipielle Zusammenhänge zu verstehen. Kürzlich haben wir bspw. Lipid-Assoziierte Makrophagen-Zellen (LAM-Zellen) entdeckt, die im viszeralen Fett vorkommen, die aber auch in der Fettleber zu finden sind (Jaitin*, Adlung* et al., Cell 2019). Unsere Hypothese lautet, dass LAM-Zellen das Potenzial besitzen, Geweberegeneration voranzutreiben und dabei krankhaften Entzündungsreaktionen im Fett und in der Leber entgegenzuwirken.

    Projektleitung:

    Lorenz Adlung, Ph.D.
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Martinistr. 52
    20246 Hamburg