Palliativmedizin auf der ICU - PalliKim

  • Leitung
  • Der Bedarf einer menschenzentrierten, ganzheitlichen Behandlung für Patient*Innen mit chronischen Erkrankungen und deren Angehörigen ist mutmaßlich ebenso hoch wie der der onkologisch erkrankter Patienten. Zudem stellt die intensivmedizinische Behandlung von sowohl vorerkrankten sowie auch nicht-vorerkrankten Patient*Innen die Zugehörigen vor bisher oft nicht thematisierte Herausforderungen.

    Wird ein Mensch auf die Intensivstation aufgenommen, erfolgt dies oft plötzlich und unerwartet. Dieser Aufenthalt stellt für alle Beteiligten eine Extremsituation dar (Dehner et al., 2016; George/George, 2003). Die möglicherweise lebensbedrohliche Erkrankung eines nahestehenden Menschen stellt vor allem für die Angehörigen eine Stresssituation dar und führt zu Veränderungen und Belastungen in der Familie, weshalb den Angehörigen mehr Beachtung gegeben werden sollte (Nagl-Cupa/Schnepp, 2010).

    In der Palliativmedizin ist die Mitbehandlung der Angehörigen per Definition enthalten. Gerade bei Intensivpatient:innen zeigt sich diesbezüglich wahrscheinlich ebenso hoher Bedarf, wofür in der Intensivmedizin keine Ressourcen vorhanden sind. Palliativmedizinische Maßnahmen (Symptomkontrolle, Berücksichtigung spiritueller und existentieller Bedürfnisse, strukturierte Kommunikation, Comforted-Care, Advance-care planning und Begleitung bis zum Tod oder Erreichen einer guten Lebensqualität bei Überlebenden Patient:innen) sollte für Intensivpatienten ebenso im Fokus stehen wie in der Palliativmedizin, da hier auch im Hinblick auf die Bevölkerungs- und medizinisch-technische Entwicklung zunehmend Patient*Innen mit lebenslimitierenden chronischen und akuten Erkrankungen behandelt werden werden.

    Zudem zeigen sich in Studien zunehmende Hinweise auf lang anhaltende Symptome und Einschränkungen im Sinne eines post-intensive care-syndroms (PICS) bei ehemaligen Patient:innen und deren Zugehörigen (PICS-family).

    Aktuell erfolgt die Vorbereitung einer klinischen Studie (Single-Center, ggf. Multicenter) zur Untersuchung folgender Punkte

    • Erhebung von Behandlungsbedarf bei Angehörigen von Intensivpatient:innen (körperlich, sozial, spirituell, psychisch)
    • Erhebung von Behandlungsbedarf bei Intensivpatient*Innen (körperlich, sozial, spirituell, psychisch)
    • Vorhandensein Patientenverfügung/Vorsorgevollmacht
    • Erhebung des Status von Patienten vor und nach Intensivtherapie
    • Erfassung von PICS und PICS-family

    Vorgesehen ist ein 3-stufiges Vorgehen: 1 = Inklusion nach Screening, 2 = Befragung anhand validierter Fragebögen, 3 = Wiederholung der Befragung von Zugehörigen und überlebenden Patient*Innen nach 3 Monaten

Verantwortlich für den Inhalt
Autor: Dominik Jarczak
Erstellung: 15.07.2024
Letzte Änderung: 19.07.2024