Sprung in die Zukunft
Für Janina und Jakub geht’s heute ums Ganze. Sie haben sich bei der Hamburger Polizei um einen Ausbildungsplatz beworben. Ob sie dafür fit genug sind, müssen sie zunächst in einem umfassenden Sport- und Gesundheitstest im UKE Athleticum zeigen.
Dass sie später einmal Polizistin sein würde, stand für Janina bereits mit fünf Jahren fest. „Schon damals liebte ich die Fernsehserie ‚Großstadtrevier’ und verpasste kaum eine Folge“, erzählt sie schmunzelnd. Auch an den Besuch des Polizeikommissariats 35 in Poppenbüttel zu Grundschulzeiten kann sie sich lebhaft erinnern. Heute, mit gerade 23 Jahren, ist Janina kurz davor, ihren Kindheitstraum zu verwirklichen. Doch ob sie auch wirklich für den Polizeidienst geeignet ist, muss sie zunächst in verschiedenen Tests unter Beweis stellen. Insgesamt zwei Tage dauert das Auswahlverfahren der Hamburger Polizei, das darüber entscheidet, wer einen Ausbildungsplatz erhält. Wissenstest, Diktat und Vorstellungsgespräch hat Janina bereits hinter sich. Wie fit und gesund ihr Körper ist, kommt jetzt im UKE Athleticum auf den Prüfstand.
Seit Sommer 2017 arbeiten Athleticum und Polizei Hamburg im Auswahlprozess eng zusammen. Rund 5000 Bewerberinnen und Bewerber nehmen jährlich teil, 1300 schaffen es bis zur körperlichen Testung im Athleticum, wovon etwa zehn Prozent nach dem Sporttest ausscheiden. „Wir haben ein spezielles Sportprogramm entwickelt, das bei den Rekruten genau die Kompetenzen prüft, die später für den Polizeidienst notwendig sind“, erklärt Dr. Julia Schmidt, stellvertretende ärztliche Leiterin des Athleticums.
Nach dem sportlichen Teil folgt ein ausführlicher Gesundheitscheck, in dem die Bewerberinnen und Bewerber von verschiedenen Experten der Kliniken für Augenheilkunde, der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie der Sektion Pneumologie fachbezogen untersucht werden.
Ambitionierter Sport- und Gesundheitstest
Im Halbstundentakt treffen die Bewerber im Athleticum ein. Pro Tag durchlaufen durchschnittlich 16 Teilnehmer den Sport- und Gesundheitstest. Auch Jakub ist inzwischen angekommen und wartet vor dem Trainingsraum sichtlich angespannt auf seine Prüfung. Angst durchzufallen hat der durchtrainierte 20-Jährige jedoch nicht. „Ich habe zwölf Jahre lang im Verein Fußball gespielt und jobbe nebenbei als Trainer in einem Fitnessstudio“, berichtet er. Als er sich für die Spiroergometrie, die seine Ausdauer und Herzleistung messen soll, aufs Fahrrad setzt und eine Gesichtsmaske aufbekommt, ist er dann doch beeindruckt. „Mir war nicht klar, dass meine Leistungen so exakt gemessen werden!“ In der Tat überlassen die Sportspezialisten im Athleticum nichts dem Zufall. Neben der Ausdauer- und Herzleistung wird im Sprungtest mittels spezieller Messmethoden die reaktive Schnelligkeit ermittelt, die sich aus den Parametern Sprunghöhe, Sprungzeit und Bodenkontakt zusammensetzt. Jonas Schaerk, leitender Sportwissenschaftler im Athleticum, hat den Test mit den Sportausbildern der Polizei erarbeitet. „Wir bewerten die Leistungen der Kandidaten auf Basis eindeutiger Messwerte, die eine objektive Aussage über den Fitnesszustand zulassen.“ Alle Ergebnisse werden der Polizei übermittelt. Die Bewerber erhalten abschließend einen individuellen Trainingsplan, um eventuelle Schwächen bis zum Start ihrer Ausbildung gezielt trainieren zu können.
Nach anderthalb Stunden Sportprüfungen ist Bewerberin Janina Richtung Augenklinik unterwegs. Hier werden ihre Sehstärke, ihr Farbsinn sowie ihre Fähigkeit, dreidimensional und in der Dämmerung zu sehen, überprüft. Denn ähnlich wie bei der Pilotenausbildung müssen auch Polizisten sehr „sehgesund“ sein. „Bei Auffälligkeiten in den Grunduntersuchungen werden Bewerber direkt an andere Fachbereiche im UKE weitergeleitet und getestet“, erklärt Athleticum-Ärztin Dr. Schmidt.
Für heute haben es Janina und Jakub geschafft. Wenn sie den Gesundheits- und Sporttest bestanden und eine weitere polizeiärztliche Untersuchung absolviert haben, können sie in Kürze ihre Ausbildung bei der Polizei beginnen. Sie sind erschöpft, aber glücklich, ihrem Traumjob als Polizist ein gutes Stück näher gekommen zu sein.