Das sagen unsere Experten
Reparierte Herzen
Rund 7000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr mit einem Herzfehler geboren. Noch in den 70er Jahren überlebte lediglich die Hälfte – heute sind es mehr als 90 Prozent. Mit ihnen ist eine völlig neue Patientengruppe entstanden: die Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH).
Bis zu 300 000 EMAHs leben derzeit in Deutschland; jedes Jahr kommen rund 6500 neue Fälle hinzu. „Das sind gute Nachrichten, denn die meisten kardiologischen Fehlbildungen können heute erfolgreich behandelt werden, sodass die Kinder das Erwachsenenalter erreichen. Seit der Jahrtausendwende gibt es sogar mehr Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler als Kinder“, sagt Prof. Dr. Carsten Rickers, der seit Juli 2018 die EMAH-Sektion im Universitären Herzzentrum leitet. Und warum sind Kinder nach einer erfolgreichen Herz-OP nicht wirklich gesund? „Weil ihre Herzen repariert, nicht geheilt wurden. Über die Jahre können sich schleichend und unbemerkt Folgeprobleme wie Rhythmusstörungen oder Insuffizienzen entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, diese Patientengruppe ein Leben lang kontinuierlich und fachkundig medizinisch zu betreuen“, betont der Kinderkardiologe.
Noch vor einigen Jahren fielen Betroffene in eine medizinische Versorgungslücke, sobald sie der Kinderkardiologie entwachsen waren. Inzwischen gibt es in Deutschland zwölf überregionale EMAH-Zentren sowie regionale Schwerpunktkliniken und -praxen, in denen eine kompetente Nachsorge durch zertifizierte Ärzte stattfindet. Auch das Universitäre Herzzentrum ist zertifiziertes, überregionales EMAH-Zentrum. Pro Jahr werden hier rund 1000 Patienten durch ein interdisziplinäres Team aus Kinderkardiologen, Erwachsenenkardiologen und Herzchirurgen ambulant und stationär behandelt. „Die Betreuung von EMAHs bedarf besonderer Kenntnisse sowohl über angeborene Fehlbildungen und ihren Langzeitverlauf als auch über spezifische altersbedingte kardiologische Problematiken“, erläutert Prof. Rickers die interprofessionelle Zusammenarbeit. Dreimal wöchentlich bietet das Herzzentrum Betroffenen eine spezielle EMAH-Sprechstunde an. Terminvereinbarungen unter 040 7410-53990 oder per E-Mail emah@uke.de
Weitere Informationen zum Herzzentrum: www.uke.de/uhz